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Vulkanausbruch in Eifel: "Es könnte innerhalb von Wochen passieren"


Vulkanausbruch in der Eifel
"Es könnte innerhalb weniger Wochen passieren"

InterviewVon Ellen Ivits

Aktualisiert am 09.03.2025 - 12:57 UhrLesedauer: 5 Min.
Vulkane in der Eifel: Ausblick auf den Laacher See. Die riesigen Krater der Landschaft sind Zeugnisse des Vulkanismus in der Eifel.Vergrößern des Bildes
Ausblick auf den Laacher See: Die riesigen Krater der Landschaft sind Zeugnisse des Vulkanismus in der Eifel. (Quelle: Alexander Ludwig/imago-images-bilder)
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Erdbeben, aufsteigendes Magma, tektonische Spannungen – warum ein Vulkanausbruch in Deutschland jederzeit möglich ist.

Deutschland gilt nicht gerade als Hotspot für Vulkane – doch tief unter der Eifel brodelt es. Geophysikalische Messungen zeigen: Magma steigt aus dem Erdmantel auf, die Erdkruste hebt sich langsam. Könnte es also zu einem plötzlichen Ausbruch kommen? Der Experte für Vulkanismus und Tektonik, Ulrich C. Schreiber, erklärt im Gespräch mit t-online, welche Kräfte hierbei eine Rolle spielen und warum ein Vulkanausbruch in der Eifel nur eine Frage der Zeit ist.

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t-online: Wenn man an Vulkane denkt, kommen einem der Cumbre Vieja auf La Palma oder der Ätna in den Sinn. Aber auch in Deutschland gibt es Vulkane – wo sind sie zu finden?

Schreiber: In Deutschland gibt es zwei Hauptgebiete, die geologisch als vulkanisch aktiv gelten: die Eifel und das Vogtland. Mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit gibt es auch eine Zone nördlich des Bodensees, die aufgrund geophysikalischer Untersuchungen ins Blickfeld gerückt ist.

Im Raum zwischen Stuttgart und dem Bodensee gibt es geologische Besonderheiten: Hier unterscheidet sich der Erdmantel leicht von den Nachbarregionen, und eine sogenannte Scherzone löst Spannungen in der Erdkruste aus. Diese Zone gehört zu den erdbebengefährdeten Gebieten Deutschlands – und könnte sogar Wege für Magma öffnen, falls sich tief unter der Oberfläche einmal genug davon bildet, so wie es vor Millionen Jahren in den Vulkanfeldern von Urach und Hegau schon einmal passiert ist. Doch dafür braucht es auch das richtige Zusammenspiel von tektonischer Aktivität und Veränderungen im Erdmantel.

Wie sieht die vulkanische Aktivität in der Eifel aus?

Die Eifel besteht aus zwei klar unterscheidbaren Vulkanregionen. In der Westeifel dominieren Schlackenkegel und Maarvulkane. Die Osteifel hingegen hat eine andere Dynamik: Neben vergleichbaren Vulkanen wie in der Westeifel kam es hier in der Vergangenheit zu explosiven Ausbrüchen, die in kurzer Zeit große Mengen Material freisetzten.

Entscheidend für den Vulkanismus ist nicht nur Magma, sondern auch Wasser und Gase. Besonders sogenannte überkritische Fluide – Wasser und CO₂ unter extremem Druck – spielen eine Schlüsselrolle. Diese Substanzen sind hochmobil, dringen in kleinste Risse ein und können die Erdkruste aufbrechen. Trifft dann Wasser auf glühend heißes Magma, entsteht eine explosive Mischung, die Krater aus dem Boden sprengen kann.

Video | Aktivitäten in Eifel beobachtet: Hier liegen Deutschlands Vulkane
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Quelle: t-online

Wie kann man sich das vorstellen?

Bei diesem geologischen Prozess spielt die Dehnung eine entscheidende Rolle. Dabei wird die Erdkruste erst eingeengt und dann gedehnt, bis sie aufreißt. Bildlich kann man sich das vorstellen wie eine Tomate, die man zwischen zwei Fingern zusammendrückt: Sie wird zwar gequetscht, aber gleichzeitig dehnt sie sich in der Mitte – bis sie platzt.

Auch in der Osteifel, besonders im Neuwieder Becken, gibt es solche Dehnungseffekte. Hier treten neben der Haupteinengung in Nordwest-Südost Richtung lokal Zugspannungen auf. Dadurch entstehen Zonen, in denen aufsteigendes Magma nicht einfach zur Oberfläche durchbrechen kann. Stattdessen sammelt es sich in Kammern – vergleichbar mit einem Gartenschlauch, der an einer weichen Stelle eine Beule bildet, in der sich immer mehr Wasser sammelt.

Über die Zeit verändert sich die Zusammensetzung des Magmas in diesen Kammern: Es wird explosiver, weil sich bestimmte Bestandteile konzentrieren. Irgendwann baut sich so viel Druck auf, dass es zu gewaltigen Ausbrüchen kommt. Die Folgen sieht man bis heute: Die riesigen Krater des Wehrer Kessels oder des Laacher Sees sind Zeugnisse dieser Prozesse.

Ulrich C. Schreiber
Ulrich C. Schreiber (Quelle: Ulrich C. Schreiber)

Zur Person

Ulrich C. Schreiber (* 1956 in Osterode am Harz), pensionierter Professor für Allgemeine Geologie der Universität Duisburg-Essen, wo er fast 26 Jahre lang arbeitete und lehrte. Seine Arbeitsgebiete sind Entstehung des Lebens, die Regionale Geologie von Mitteleuropa, Vulkanismus und Tektonik sowie die Geoökologie. 2003 entdeckte er einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten hügelbauender Waldameisen und gasführenden tektonischen Bruchzonen der Erdkruste.

Diese besondere Tektonik erklärt also, warum die Osteifel eine andere vulkanische Landschaft hat als die Westeifel – und warum hier besonders große Explosionen möglich waren. Welche tektonischen Kräfte spielen hier eine Rolle?

In der Eifel ist der Vulkanismus nicht an abtauchende tektonische Platten wie in den Subduktionszonen gebunden – stattdessen handelt es sich um sogenannten Intraplatten-Vulkanismus.

Geophysikalische Untersuchungen deuten darauf hin, dass heißes Gestein aus dem Erdmantel aufsteigt und Magma bereitstellt. Gleichzeitig erwärmt sich die Erdkruste, wodurch sie sich ausdehnt, sodass sich das gesamte Rheinische Schiefergebirge langsam hebt. Das ist ein relativ junges Phänomen: Vor 1,5 bis 2 Millionen Jahren lag die Region noch auf dem gleichen Niveau wie die angrenzenden Gebiete.

Statt zusammenstoßender Kontinentalplatten gibt es hier kleinere Krustenblöcke, die durch tektonische Spannungen gegeneinander geschoben werden. Man kann sich das wie zwei Umzugskartons vorstellen, die mit gewellten Flächen gegeneinander drücken. Wie bei zwei vertikal stehenden, ineinandergreifenden Wellblechen, ist das eine geschlossene Verbindung. Solange die Fläche nicht unter Spannung kommt, passiert nichts. Verschiebt man die Kartons aber gegeneinander, werden Teile der Wellen über die gesamte Höhe stark eingeengt, während an den Rückseiten Lücken entstehen. Genau so können sich plötzlich Kanäle bis in die Tiefe öffnen, wenn tektonische Kräfte die Blöcke bewegen.

Wie schnell kann es zu einem Vulkanausbruch kommen?

Magma kann viel schneller an die Oberfläche gelangen, als man vielleicht denkt. Manche gehen davon aus, dass es Zehntausende Jahre dauert, was auch für die Magmakammer Prozesse richtig ist. Doch wenn ein Erdbeben oder eine plötzliche Verschiebung der Krustenblöcke einen Kanal zur Tiefe öffnet und dort ausreichend Magma existiert, kann es innerhalb weniger Wochen oder sogar Tage nach oben steigen.

Ein Vulkanausbruch ist also jederzeit möglich?

Theoretisch ja – es könnte relativ kurzfristig passieren. Aber es gäbe Vorzeichen. Bevor ein Vulkanausbruch in der Eifel stattfinden würde, wäre eine bestimmte Art von Erdbeben zu erwarten. Diese Erschütterungen wären nicht großflächig, sondern würden sich auf eine enge Störungszone konzentrieren. Besonders auffällig wäre eine Häufung von tiefen Erdbeben – ein Hinweis darauf, dass sich in der Tiefe etwas bewegt.

Wenn in 20 bis 40 Kilometern Tiefe Erdbeben registriert werden, deutet das auf außergewöhnliche Prozesse hin. Entweder sind es überkritische Gase, die den Untergrund destabilisieren – oder Magma beginnt, sich zu bewegen. Genau solche tiefen Beben wurden unter dem Laacher See bereits beobachtet: Eine Serie von tiefen Erdbeben wanderte langsam Richtung Oberfläche. Ein Zeichen, dass der Untergrund dort nicht völlig zur Ruhe gekommen ist.

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Theoretisch gibt es also Warnsignale. Hundertprozentige Sicherheit gibt es jedoch nicht. Um kleinste Veränderungen rechtzeitig zu erfassen, braucht es eine dichte Messstation-Infrastruktur.

Demnach könnte ein Ausbruch überraschend geschehen?

Wenn sich die Erdkruste plötzlich öffnet, könnte Magma innerhalb weniger Wochen oder Tage aufsteigen. Aber die modernen Überwachungssysteme geben uns zumindest eine gewisse Chance, rechtzeitig zu reagieren. Das Problem ist: Wir können nicht sicher sagen, wie ein Vulkanausbruch in der Eifel beginnt, ob er an einem bestehenden Vulkan erneut stattfindet oder ob sich ein völlig neuer Standort auftut. Dafür fehlt uns die Erfahrung. Wissenschaftler vermuten, dass es über Jahre oder Jahrzehnte Vorzeichen geben könnte, bevor es zu einer Eruption kommt. Doch wenn der entscheidende Moment erreicht ist, könnte es innerhalb weniger Wochen passieren.

Das heißt, irgendwann kommt es zu einem Ausbruch in der Eifel: Man kann nur nicht sagen, wann genau?

Das ist auch der Konsens unter Fachleuten. Wenn man sich die aktuellen Studien ansieht, sagen die Kollegen eindeutig: Ein Ausbruch wird kommen – nur der Zeitpunkt ist ungewiss.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Ulrich C. Schreiber
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