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Zweiter Weltkrieg: Hitlers letzte große Attacke endete im Desaster


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Ardennenoffensive 1944
Hitlers letzte große Attacke endete im Desaster


11.12.2024 - 09:13 UhrLesedauer: 6 Min.
Ardennenoffensive: Adolf Hitler versuchte vergeblich den Befreiungsschlag.Vergrößern des Bildes
Ardennenoffensive: Adolf Hitler versuchte vergeblich den Befreiungsschlag. (Quelle: ullstein-bild)
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1944 war das Ende Nazi-Deutschlands nahe, dann setzte Adolf Hitler vor 80 Jahren noch einmal alles auf eine Karte. In der Ardennenoffensive wollte er einen Sieg über die Alliierten im Westen erzwingen.

Ziemlich siegessicher fühlten sich die westlichen Alliierten Anfang Dezember 1944. Aus gutem Grund: Sie hatten die Truppen Adolf Hitlers aus Frankreich gedrängt, mit Aachen im Oktober 1944 eine erste deutsche Großstadt eingenommen. Bernard Montgomery, britischer Field Marshall, sprach der Wehrmacht am 15. Dezember 1944 gar die Fähigkeit zu größeren Offensiven ab. Er sollte sich irren. Gewaltig.

Fast 2.000 deutsche Geschütze nahmen nur einen Tag später die amerikanischen Einheiten in den Ardennen unter Feuer. Die Attacke begann in den frühen Morgenstunden, als die US-Soldaten noch friedlich schliefen. "Zu Tode erschrockene GIs", sprangen gewissermaßen vom Tiefschlaf in die Schützenlöcher, wie es der Historiker Antony Beevor in seinem Buch "Der Zweite Weltkrieg" beschreibt. Damit war der Schrecken nicht vorbei, denn nun rückte die deutsche Infanterie vor; in ihrem weißen Tarn aus dem Schutz des Waldes kommend, hätten sie wie "Gespenster" gewirkt, so Beevor.

Besonders hart getroffen wurden die US-Einheiten, die dann den Spitzen der vorstoßenden deutschen Panzer im Wege standen. Eile hatte Adolf Hitler seinen Generälen aufgetragen, denn nur Geschwindigkeit konnte angesichts der alliierten Überlegenheit zum Erfolg führen. Joachim Peiper von der 1. SS-Panzerdivision Leibstandarte Adolf Hitler, ein Nazi vom Kopf bis in die Fußspitzen, zwang seine Panzerbesatzungen gar durch ein gegnerisches Minenfeld, um keine Zeit beim Vormarsch zu verlieren.

Als Ardennenoffensive ging dieser Versuch Hitlers, das Kriegsverlauf zu wenden, in die Geschichte ein. Die Amerikaner bezeichnen sie hingegen als "Battle of the Bulge", Schlacht der Ausbuchtung. Denn den deutschen Verbänden gelang es tatsächlich, eine Beule in die alliierte Front in Belgien und Luxemburg zu treiben. Mehr als 200.000 Soldaten, verteilt auf drei Armeen, mit rund 600 Panzern und Sturmgeschützen machten die erste deutsche Angriffswelle aus, wie der Historiker Klaus-Jürgen Bremm in seinem Buch "Die größten Schlachten der Geschichte" schreibt.

"Auf die Dauer zehren"

Mit dieser Masse an Soldaten und Waffen hatte Hitler zusammengekratzt, was der deutschen Militärmaschinerie noch an Reserven geblieben war. Hasardeur, der er war, setzte der Diktator alles auf eine Karte, sehr zum Missfallen seiner Generäle. Diese hatten gerade den Rückzug aus Frankreich ins Reich bewerkstelligt, richteten sich auf die Defensive ein. Zumal im Osten die Rote Armee heranmarschierte, die kurz zuvor in ihrer "Operation Bagration" die gesamte deutsche Heeresgruppe Mitte zertrümmert hatte.

Defensive? Nichts für den Angriffskrieger Hitler. "Zu lange Perioden einer nur defensiven Standhaftigkeit", so beschied der Diktator seinen Generälen, würden "auf die Dauer zehren", wie ihn der Historiker Richard Overy in seinem Werk "Weltenbrand" zitiert. Die hohen Offiziere mussten sich fügen, wenn ihnen auch schwante, dass Hitlers Ardennen-Plan ebenso größenwahnsinnig wie zum Scheitern verurteilt war. Denn das vorgegebene Ziel war das weit entfernt gelegene Antwerpen, der belgische Hafen, über den die Alliierten seit Befreiung der Stadt große Mengen an Nachschub für ihre Truppen lieferten.

Hitler dachte noch in den Dimensionen des Jahres 1940, als die Wehrmacht in der Westoffensive ihren legendären "Sichelschnitt" durch die Ardennen durchgeführt hatte, um die französischen Verteidigungsanlagen der Maginot-Linie zu umgehen. Der "Sichelschnitt" führte in der Folge zur Niederlage Frankreichs, doch 1944 hatte sich die Lage grundlegend geändert: Die Stärke der Alliierten war erdrückend, die Schwäche der Wehrmacht eklatant.

Gleichwohl gelangen den deutschen Verbänden in der Ardennenoffensive anfänglich größere Erfolge. Das lag vor allem am Gegner. Die Westalliierten hatten allerlei warnende Hinweise auf eine große Konzentration deutscher Truppen in dem Raum ignoriert; selbst als die Offensive rollte, wurde das Ausmaß von Hitlers Plänen unterschätzt. "Wo, zum Teufel, nimmt der Hurensohn all diese Kraft her?", staunte US-General Omar N. Bradley, als er die Dimensionen des deutschen Angriffs erahnte. In Deutschland ließ sich Hitler zugleich Bericht erstatten, wie Antony Beevor in seinem Buch "Die Ardennenoffensive 1944" schreibt: "Überraschung vollständig gelungen".

Kapitulation? "Verrückt!"

Mit den Ardennen hatten die Deutschen genau den richtigen Abschnitt für die Attacke ausgewählt, dort standen nur wenige US-Divisionen. Diese waren entweder frisch eingetroffen und unerfahren oder durch die mörderischen Kämpfe in der Schlacht im Hürtgenwald völlig ausgelaugt. Dazu kam das schlechte Wetter, das die alliierten Flieger mit ihrer gewaltigen Übermacht daran hinderte, zugunsten ihrer Kameraden am Boden in die Kämpfe einzugreifen.

So drangen die Deutschen weiter vor, 8.000 GIs der 106. US-Division gingen allein am dritten Tag der Offensive in Gefangenschaft. Andere Verbände, so im Norden, leisteten hartnäckigeren Widerstand. Allmählich dämmerte auch an oberster Stelle – beim Oberbefehlshaber Dwight D. Eisenhower und anderen Offizieren –, womit sie es zu tun hatten: eine ausgewachsene deutsche Offensive, bei der Hitler alles einsetzte. Selbst der gefürchtete Panzer "Königstiger" kam zum Einsatz, von dem nur wenige Hundert Exemplare überhaupt gebaut worden sind.

Dramatisch war der Mangel auf deutscher Seite, alles, was bei einer Offensive benötigt wird, war knapp: Vor allem fehlten kampferprobte Veteranen und Treibstoff. Zumal die Alliierten ihre Gegenwehr versteiften, als sie das Ausmaß der Bedrohung erst einmal erkannt hatten. Die Männer der amerikanischen 101. Luftlandedivision sprangen etwa eiligst auf Fahrzeuge und rasten in die belgische Stadt Bastogne, wo sie gerade eben vor den deutschen Panzern ankamen.

Daraufhin eingeschlossen, belagert und unter schwerem Feuer stehend, machte sich Anthony C. McAuliffe, Kommandeur der Fallschirmjäger, unsterblich in der US-Militärgeschichte. Die deutsche Aufforderung zur Kapitulation seiner Truppe wies er mit dem Wort: "Nuts!" ("Verrückt!") empört zurück.

Attentatspläne in Paris?

Im Norden der "Ausbuchtung" übernahm derweil der Brite Bernard "Monty" Montgomery den Befehl, um die Verteidigungsanstrengungen zu koordinieren, im Süden machte sich General George S. Patton, ein echter Haudegen mit Hang zum Übermut, mit seinen Einheiten bereit zum Gegenangriff. Doch der Schwung der Ardennenoffensive war zunächst nicht erschöpft.

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Dazu trug auch ein deutsches Geheimkommando bei. Otto Skorzeny von der SS – vom "Führer" direkt beauftragt – sandte seine Männer hinter die Frontlinien, sie waren mit US-Uniformen und US-Fahrzeugen ausgestattet und des Englischen mächtig. Ihr Auftrag lautete Chaos und Verwirrung zu stiften, dieses Ziel erreichten sie letztlich auf ungewöhnlichem Weg: Als ein paar von Skorzenys Leuten enttarnt wurden, streuten sie die Lüge, dass deutsche Kommandos unterwegs seien, um einen Anschlag auf General Eisenhower in der französischen Hauptstadt zu verüben.

Daraufhin brach Panik bei den Amerikanern aus; wer immer in eine Kontrolle von GIs kam, sollte fortan besser wissen, welche Mannschaften die Baseball-World-Series der letzten Jahre gewonnen hatte. So prüften sie, ob der Befragte wirklich Amerikaner war. Aber auch aus anderem Grund waren die Alliierten empört und wütend. Joachim Peiper ließ seine Männer beim Vormarsch im sogenannten Malmedy-Massaker Dutzende amerikanische Kriegsgefangene umbringen. Die alliierten Soldaten sannen auf Vergeltung, als das bekannt wurde.

Überall verstärkten sich die Abwehranstrengungen, während zugleich der Gegenschlag vorbereitet wurde. Am 23. Dezember wendete sich das Blatt dann endgültig, das Wetter klarte auf. "Klare, kalte Weihnachten", frohlockte Patton etwas später, "ein wunderbares Wetter, um Deutsche zu töten." Sprich: Die alliierten Flieger stiegen auf, bombardierten die Deutschen am Boden und holten die Piloten der Luftwaffe vom Himmel. Allerdings trafen sie viel zu oft auch die eigenen Leute.

Zehntausende von Toten

Antwerpen war das ursprüngliche und von Hitler angeordnete Ziel der Offensive, nun wären die Deutschen froh gewesen, wenigstens Bastogne einzunehmen. Doch dort wehrte sich die 101. Luftlandedivision verbissen, am 26. Dezember rollten amerikanische Panzer zu ihrer Unterstützung an. "Aus der Schlacht um Antwerpen war eine Schlacht um Bastogne geworden", fasst Historiker Bremm es zusammen. Die Maas, der erste geplante Meilenstein auf dem Weg zur erneuten Eroberung Antwerpens, blieb unerreichbar. Die 5. Panzerarmee unter Hasso von Manteuffel hatte sich bis auf wenige Kilometer herangekämpft, musste dann aber aufgeben.

Im Unternehmen "Bodenplatte" sandte die Luftwaffe am 1. Januar 1945 noch rund 1.000 Piloten aus, um alliierte Flughäfen anzugreifen. So sollten die am Boden kämpfenden deutschen Verbände entlastet werden. Etwa 150 feindliche Maschinen konnten die deutschen Flieger vernichten, allerdings waren die eigenen Verluste immens. Nicht zuletzt der deutschen, nicht über den Angriff informierten Flak fielen viele Maschinen zum Opfer. Die Alliierten konnten die Verluste ersetzen, die Deutschen nicht. Auch eine weitere deutsche Offensive im Elsass seit dem 31. Dezember brachte keine Entlastung für den Angriff in den Ardennen.

Am folgenden 3. Januar hatte selbst der Fanatiker Hitler ein Einsehen, seine Ardennenoffensive hatte nicht zum gewünschten Erfolg geführt. Weder war Antwerpen eingenommen worden, noch hatte der Angriff die – tatsächlich vorhandenen – Spannungen zwischen Amerikanern und Briten bis zum vollendeten Knacks verstärkt. Ein endgültiges Zerwürfnis zwischen den beiden angelsächsischen Verbündeten – wie von Hitler erträumt – trat nicht ein.

"Gewaltigen Schaden" hatte die Ardennenoffensive gleichwohl bewirkt, wie Richard Overy schreibt. Fast 20.000 Amerikaner waren gefallen, fast 13.000 Deutsche. Letztere hätten "mit einer Art Fanatismus oder auch 'deutschem Furor'" erbittert gekämpft, wie Eisenhower bitter bemerkte. Zugleich waren gewaltige Mengen an Waffen und Gerät zerstört worden, die Hitlers Generäle lieber zur Verteidigung des Reichs eingesetzt hätten. Das Ende des Nationalsozialismus zögerte die Ardennenoffensive nur hinaus.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Klaus-Jürgen Bremm: "Die größten Schlachten der Weltgeschichte. Entscheidungen in Europa von Salamis bis zu den Ardennen", Darmstadt 2023
  • Richard Overy: "Weltenbrand. Der große imperiale Krieg 1931 - 1945", Berlin 2023
  • Antony Beevor: "Die Ardennenoffensive 1944. Hitlers letzte Schlacht im Westen", 2. Auflage, München 2019
  • Antony Beevor: "Der Zweite Weltkrieg", 3. Auflage, München 2014
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