"Hilfen können Schaden definitiv nicht abdecken" Katastrophale Apfelernte: 90 Prozent Verlust
Die Stimmung der ostdeutschen Obstbauern ist gedrückt. Die Apfelernte droht katastrophal schlecht auszufallen.
Die Blütenkönigin Alida I. hält einen Korb mit Äpfeln in die Kamera, doch das Lächeln der Umstehenden wirkt gequält. Denn viel zu feiern gibt es in diesem Jahr nicht. Im Gegenteil: Die Apfelernte 2024 ist auf dem besten Weg, katastrophal zu werden.
In Sachsen-Anhalt hat der Obstbauverband Sachsen und Sachsen-Anhalt die Apfelsaison offiziell eröffnet. Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) kam, um die zentrale Rolle des regionalen Obstanbaus zu betonen. "Äpfel aus Sachsen-Anhalt stehen für höchste Qualität und einzigartigen regionalen Genuss", sagte er und lobte die herausragende Arbeit der Obstbauern.
Doch dann blieb Schulze nichts anderes übrig, als über "große Herausforderungen" und eine "schwierige Situation" zu sprechen. Denn: Der schwere Frost im Frühjahr habe zu Ernteausfällen von bis zu 90 Prozent geführt, hieß es in einer Mitteilung seines Ministeriums vom Dienstag.
Keine Feier in Sachsen – stattdessen Gespräche mit der Politik
In dieser Dimension bewegt sich laut dem Obstbauverband auch der Verlust im Nachbarbundesland Sachsen. Dort fällt aus diesem Grund in diesem Jahr die sonst übliche feierliche Eröffnung der Apfelsaison aus. "Wir konzentrieren uns nun darauf, mit den zuständigen Behörden und Ministerien Lösungen zu finden, um die Existenz unserer Obstbaubetriebe zu sichern", teilte der Obstbauverband mit. Der Verband habe bereits Gespräche mit der Politik aufgenommen.
Der Verband spricht von einer "beispiellosen Krise". Im Vorjahr waren demnach in Sachsen 56.650 Tonnen Äpfel geerntet worden, in diesem Jahr liegt die Prognose bei nur 5.800 Tonnen. In Sachsen-Anhalt stehen 12.100 Tonnen im vergangenen Jahr 2.140 Tonnen in diesem Jahr gegenüber.
Frosthilfen in Sachsen-Anhalt: bis zu 40 Prozent des Schadens
In Sachsen-Anhalt können die Betriebe bis Ende September Frosthilfen beantragen. Betriebe, deren Jahresertrag 2024 im Vergleich zu den Vorjahren um mehr als 30 Prozent gesunken ist, können Unterstützungsleistungen von bis zu 40 Prozent des entstandenen Schadens erhalten. "Die Frosthilfen können den Gesamtschaden definitiv nicht abdecken", teilte Carmen Stefanie Kaps, die Geschäftsführerin des Obstbauverbands, t-online mit. Aber sie seien als Unterstützung "natürlich sehr willkommen".
Angesichts der schwierigen Zeiten bittet der Verband die Verbraucher, besonders auf regionale Produkte zu achten und die heimischen Erzeuger zu unterstützen, wo immer es möglich ist. In Thüringen war bereits in der vergangenen Woche von ähnlichen Problemen berichtet worden. "Teils haben wir komplett leere Bäume, teils Äpfel mit schwierigen Qualitäten", hatte der Chef eines der größten Apfel-Anbaubetriebe des Landes gesagt.
- Anfrage an den Obstbauverband Sachsen und Sachsen-Anhalt
- mwl.sachsen-anhalt.de: "Start in die Apfelsaison 2024: Sachsen-Anhalts Äpfel überzeugen durch Qualität und Geschmack"
- mwl.sachsen-anhalt.de: "Minister Sven Schulze bringt Frosthilfen auf den Weg"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa