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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Nach Karambolage mit 158 Autos So entsteht ein "Super-Nebel"
Extrem dichter Nebel hat auf einer Autobahn in den USA eine Massenkarambolage verursacht. Wie es zu diesem "Super-Nebel" kam, erklärt Wetterexpertin Michaela Koschak.
Nebel schränkt die Sicht beim Autofahren gefährlich ein. Doch mit verminderter Geschwindigkeit, mehr Abstand und Nebelleuchten lässt sich die Situation in der Regel kontrolliert durchfahren.
Anders am Montag im US-Bundesstaat Louisiana: Extrem dichter, sogenannter "Super-Nebel" hatte die Sichtweite auf rund drei Meter verringert. 158 Autos krachten ineinander. Mindestens sieben Menschen kamen dabei ums Leben, mehr als 25 weitere mussten in Krankenhäusern behandelt werden.
Doch wie kann es zu einem solchen "Super-Nebel" kommen? Kann der auch in Deutschland entstehen? Und was hat der Klimawandel damit zu tun? Das erklärt t-online-Wetterexpertin Michaela Koschak im Video oben oder hier.
Das ist Koschaks Klima-Kosmos
Venedigs Kanäle trocknen aus, Sandstürme nehmen Menschen die Luft zum Atmen, in Touristengebieten tauchen blutrote Seen auf, die Hitze nimmt zu und beherrscht uns. Ist das noch Wetter oder schon Klima? Welche Phänomene stecken dahinter? Müssen wir uns jedes Mal Sorgen machen – und was kann der Mensch tun? t-online-Kolumnistin Michaela Koschak nimmt aktuelle Nachrichten und Bilder sowie generelle Phänomene zum Anlass, um zu erklären, was hinter ihnen steckt – in "Koschaks Klima-Kosmos".
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Liebe t-online-User, heute geht es in Koschaks Klima Kosmos um das Thema Supernebel. Wie der entsteht und ob wir den auch hier in Deutschland zu befürchten haben. In den USA ist nämlich Anfang der Woche im Bundesstaat Louisiana dieser Supernebel aufgetreten und hat zu einer Massenkarambolage geführt, wo es mindestens sieben Todesopfer gab. 158 Autos waren darin verwickelt, denn die Sichtweiten in diesem Nebel, die lagen zum Teil unglaublich unter 3 Meter. Was ist eigentlich Nebel und wie entsteht der? Nebel ist eigentlich eine Wolke, die auf dem Erdboden aufliegt. Das heißt, wenn die relative Luftfeuchtigkeit 100% ist, dann kondensiert Wasserdampf. Dafür braucht man Kondensation. Kerne, das sind der Sand, Rußpartikel, Staubpartikel, an denen dann quasi Wasserdampf kondensiert. In den USA war es nun so, dass es in der Region zu Bränden in Feuchtgebieten kam und sich Rauchwolken entwickelt haben. Und außerdem hat sich normaler Nebel gebildet. Das Ganze hat sich vermischt und deshalb ist dieser Supernebel entstanden, wo diese sehr, sehr geringen Sichtweiten zustande kamen. Und das war dann die Ursache. Rauchwolken und normaler Nebel. Hat das Ganze mit dem Klimawandel zu tun? Indirekt schon, denn vor allem in Louisiana war es im Sommer sehr, sehr heiß und trocken. Die Feuchtgebiete trocknen hier durch den menschengemachten Klimawandel immer mehr aus, der Grundwasserspiegel sinkt. So Feuchtgebiete kommen normalerweise nicht groß in Brand. Aber durch die Erderwärmung kommt das jetzt viel häufiger vor. Es wird häufiger zu diesen Hitze- und Trockenperioden kommen. Somit hat das indirekt schon mit dem Klimawandel zu tun. Jetzt, in der Kombination mit dem Nebel, kann es zu diesem Supernebel kommen. Haben wir das auch hier in Deutschland zu befürchten? Zum Glück nicht. Es wird bei uns jetzt in der kalten Jahreszeit wieder häufiger Nebel geben. Meteorologisch gesehen sprechen wir von Nebel, wenn die Sichtweiten unter 1000 Meter sind. Wir haben zum Teil auch in Deutschland Nebelfelder unter 50 Meter Sichtweiten und das ist auch schon gefährlich. Und da sollte man mindestens einen Abstand zum Vorfahrer, zum Vorauto haben von 50 Metern, damit man noch in Ruhe bremsen kann und nichts passiert. Man sollte an Nebelschlussleuchten, an Nebelscheinwerfer denken. Jetzt vor allem in der kalten Jahreszeit. In einigen Regionen, vor allem in Flussnähe in Bayern entlang der Donau, halten sich jetzt im Winter zum Teil auch Nebelfelder den ganzen Tag über. Die Sonne hat keine Kraft mehr den Nebel weg zu brutzeln und deshalb gibt es jetzt in der kalten Jahreszeit häufig diesen Nebel, denn kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit aufnehmen als warme Luft. Deshalb ist das jetzt die Jahreszeit, mit dem Nebel. Klar ist, es ist deutlich weniger Nebel bei uns zu finden als zum Beispiel noch in den 70er Jahren, denn da war unsere Luft einfach viel dreckiger. Durch viel Kohle zum Beispiel. Und da gab es mehr Rußpartikel und auch Staubpartikel, wo sich Nebel bilden konnte. Also insgesamt haben wir weniger Nebel Tage. Es kann dichten Nebel geben, aber zum Glück keinen Supernebel in Deutschland.
Michaela Koschak hat an der FU Berlin Meteorologie studiert und ist vielen Menschen aus dem Fernsehen bekannt. Die 45-Jährige hat unter anderem für Sat.1, MDR und NDR das Wetter präsentiert. Außerdem ist sie Buchautorin. Seit 2019 arbeitet Michaela Koschak auch als Kolumnistin für t-online, kommentiert und erklärt bei uns regelmäßig Wetter- und Klimaphänomene.
- Eigene Recherche
- Mit Informationen der dpa