Fluthelfer Markus Wipperfürth Mehr als 120.000 Euro für Mütze eines Landwirts geboten
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Seit Wochen packt
Mega-Spendenerlös für die Mütze eines Landwirts: Mehr als 120.000 Euro haben Nutzer auf Ebay bereits für die Kappe von Markus Wipperfürth geboten. Das Kleidungsstück an sich ist denkbar unspektakulär: Grau und abgewetzt sieht die Kappe auf dem Foto aus, als "markenlos", "gebraucht" und "Einheitsgröße" wird sie bei Ebay beschrieben.
Den Ebay-Bietern aber geht es um den Träger der Mütze und den guten Zweck: Landwirt Wipperfürth half von Anfang an in den Flutgebieten mit, packt an und informiert mit Videos auf Facebook über die Lage in den Katastrophengebieten. Der Erlös der Auktion soll in vollem Umfang an die Soforthilfe des Landkreises Ahrweiler gehen.
Wipperfürths Bank konnte es nicht glauben
"Da habe ich nicht mit gerechnet", sagt Wipperfürth t-online am Mittwoch über die bereits jetzt enorme gebotene Summe. Die Angebote seien so rasch in die Höhe geschossen, dass seine Sparkasse, die für ihn die Auktion abwickelt, zeitweise von Fake-Geboten ausgegangen sei. Doch nach einer Prüfung gemeinsam mit Ebay kam die Bestätigung: Die Gebote sind echt und ernst gemeint, die Versteigerung kann weitergehen.
Ein Facebook-Nutzer habe Wipperfürth auf die Idee gebracht: Unter ein Foto des Landwirts habe er kommentiert, dass er für die Mütze 250 Euro zahlen würde. "Da dachte ich: Das ist doch eine Idee – für den guten Zweck!"
"Traurig, hier ist alles noch schwer im Argen"
Wipperfürth ist nach zahlreichen Stationen in den Katastrophengebieten gerade in Bad Neuenahr unterwegs. Dort sehe es noch aus wie in anderen Orten vor zwei Wochen, direkt nach dem Hochwasser. "Traurig, hier ist alles noch schwer im Argen", sagt Wipperfürth. "Wir schauen uns gerade an, was wir wie machen."
Wipperfürth hilft nicht nur in der realen Welt, er informiert auch mit Posts und Videos auf Facebook. Mehr als 400.000 Nutzer haben seine Posts inzwischen abonniert, weiteren 250.000 gefällt seine Seite. Vor dem Hochwasser seien es 60.000 Fans gewesen, glaubt Wipperfürth sich zu erinnern. Sicher ist er sich da aber nicht. "Das hat mich eigentlich nie interessiert."
"Meine Schuhe kann ich als Nächstes anbieten"
In seinen Videos nimmt der Landwirt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Kritik an Staat und Behörden geht, denen in vielen Flutgebieten mangelnde Organisation und Hilfe vorgeworfen wird. Zwischenzeitlich wurde ihm deswegen angelastet, das Geschäft der "Querdenker" zu betreiben. Wipperfürth weist diese Vorwürfe entschieden zurück.
Noch zwei Tage läuft die Spendenauktion auf Ebay, wie hoch der Betrag noch steigt, wird sich zeigen. Am Mittwochmittag machte das Auktionskonto innerhalb weniger Stunden einen Sprung von 70.000 auf 122.000 Euro.
Wer auch immer die Kappe am Ende ersteigert, kann sicher sein: Er erhält einen echten Wipperfürth. Die Kappe habe er schon jahrelang, erklärt der Landwirt. "Ich trage immer alles, bis es auseinanderfällt." Er scherzt: "Meine Schuhe kann ich als Nächstes anbieten."
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