Unwetter in Deutschland So dramatisch ist die Lage in den Hochwassergebieten
Mehrere Tote, zahlreiche Vermisste, eingestürzte Häuser: Im Westen Deutschlands herrscht vielerorts Katastrophenalarm. Tief "Bernd" hat mit Starkregen und Gewittern für Hochwasser gesorgt. Ein Überblick.
Mit Starkregen und Gewittern lässt Tief "Bernd" in Teilen Deutschlands Flüsse anschwellen und über die Ufer treten. Es kommt zu Erdrutschen, Straßen werden überspült, Keller laufen voll und der Bahn- und Straßenverkehr sind gestört. Mehrere Menschen sind ums Leben gekommen.
Mehrere Tote, zahlreiche Vermisste
Bei der Rettung eines Mannes ist ein 46 Jahre alter Feuerwehrmann von den Wassermassen fortgerissen worden und ertrunken. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch. Nur zwei Stunden später kollabierte ein 52 Jahre alter Feuerwehrmann bei einem Einsatz im Bereich des Kraftwerks Werdohl-Elverlingsen. Er sei am Mittwochabend trotz Reanimations- und Hilfsmaßnahmen gestorben, teilte die Polizei mit. Die Polizei geht von einem gesundheitlichen Notfall aus. Lesen Sie hier mehr zu den Unglücken.
Im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler sind nach Angaben der örtlichen Polizei mindestens fünf Menschen infolge der Unwetter ums Leben gekommen. In Solingen ist ein 82 Jahre alter Mann nach einem Sturz im überfluteten Keller seines Hauses gestorben. Bei dem Sturz sei er mit dem Kopf unter Wasser geraten, sagte eine Sprecherin der Wuppertaler Polizei am Donnerstag. Nach Angaben der Stadt Solingen war der Mann aus einem Kellerschacht gerettet und wiederbelebt worden. Er sei nach dem Transport ins Krankenhaus gestorben.
Mehrere Tote in überfluteten Kellern
Auch in Rheinbach gab es laut Kölner Polizei einen Todesfall im Zusammenhang mit der Unwetterlage. Die Polizei in Bonn übernahm die Ermittlungen. Ein weiterer Unglücksfall ereignete sich im Kreis Unna in NRW: Ein 77-Jähriger kam am Mittwoch im unter Wasser stehenden Keller seines Hauses ums Leben. Die Kriminalpolizei ermittle zu den Todesumständen des Manns aus Kamen, teilten die Beamten am Donnerstag mit. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es aber nicht.
Am Donnerstagmorgen fand die Feuerwehr in Köln zwei Tote in überfluteten Kellern. Dabei handelte es sich um eine 72-jährige Frau sowie einen 54-jährigen Mann, wie die Staatsanwaltschaft Köln und die Polizei am Donnerstag gemeinsam mitteilten. Demnach entdeckten Feuerwehrleute die Leiche der Frau am Abend im Stadtteil Bocklemünd-Mengenich.
Etwa zwei Stunden später fanden sie den Angaben zufolge den 54-jährigen Bewohner eines Einfamilienhauses im Stadtteil Lövenich. In beiden Fällen nahm die Polizei Ermittlungen zur genauen Todesursache auf. Ein Notfallseelsorger betreute die Angehörigen vor Ort.
Auch im Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen ist die Lage dramatisch. Derzeit seien acht Todesfälle bekannt, teilt der Kreis via Facebook mit. "Die Kommunikation ist weitgehend ausgefallen, in vielen Teilen des Kreises sind Internet und Telefonverbindungen eingeschränkt", heißt es in dem Situationsbericht. Auch die Notfallnummer 112 sei nicht erreichbar. Sehr kritisch sei die Lage in Schleiden, Gemünd und Oberhausen. "Es finden Menschenrettungen statt. Teilweise besteht kein Zugang."
Sechs Häuser in der Eifel eingestürzt
In Euskirchen droht der Damm der Steinbachtalsperre zu brechen. Daher sei am Donnerstag die Autobahn 61 zwischen Bliesheim und Meckenheim vollgesperrt worden, teilte die Polizei mit. Zur Beobachtung des Dammes seien das Technische Hilfswerk (THW) und die Polizei vor Ort.
In der Gemeinde Schuld im Landkreis Ahrweiler sind in der Nacht sechs Häuser eingestürzt. Mehrere weitere Häuser seien einsturzgefährdet, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur AFP. Die Zahl der Vermissten ist laut Polizei Koblenz inzwischen auf knapp 70 gestiegen.
In der Kleinstadt Altena waren – wie in vielen anderen Orten – Keller und Straßen überflutet. Der über die Ufer getretene Fluss Lenne verschärfte dort die Situation zusätzlich. Das Wasser lief in die Innenstadt. Altena sei "so gut wie nicht erreichbar", teilte die Polizei am Nachmittag mit.
Sorge um die Wupper-Talsperre
In Hückeswagen bei Wuppertal lief aufgrund der heftigen Regenfälle die Bevertalsperre über. Das Wasser laufe aktuell unkontrolliert über den Rand der Staumauer, teilte ein Sprecher der Leitstelle am frühen Donnerstagmorgen mit.
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Mehr als 1.000 Menschen mussten demnach ihre Häuser verlassen. Nach enormen Regenfällen haben die Behörden im Bergischen Land einen unkontrollierten Überlauf der Wupper-Talsperre bei Radevormwald befürchtet. Einsatzkräfte der Feuerwehr können das Wasser nach Angaben eines Sprechers der Leitstelle Oberbergischer Kreis mittlerweile jedoch kontrolliert ablaufen lassen.
Evakuierung von Anwohnern
Aus Sicherheitsgründen wurden die Anwohner der Wupper in Radevormwald bereits seit dem späten Abend aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen, auch mit Lautsprecherdurchsagen. Für Betroffene wurde eine Betreuungsstelle in einer Grundschule eingerichtet.
Mehrere Häuser sowie ein Tierheim wurden am frühen Donnerstagmorgen in Solingen-Unterburg aufgrund des Hochwassers evakuiert. Der Wasserzufluss bleibe derzeit unvermindert hoch, wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Wuppertal mitteilte. Demnach wird das Wasser momentan von Einsatzkräften der Feuerwehr abgelassen, was sich auf das Stadtgebiet auswirkt. Die Bewohner konnten in Notunterkünften und teilweise bei Bekannten untergebracht werden.
Bahn stellt Zugverkehr ein
Die Deutsche Bahn riet allen Bahnreisenden, Nordrhein-Westfalen weiträumig zu umfahren. "Bitte verschieben Sie Reisen von und nach NRW nach Möglichkeit auf die kommenden Tage", hieß es in einer Mitteilung. Am Mittwoch wurde auf zahlreichen Bahnlinien der Betrieb eingestellt.
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Die Bahn berichtete unter anderem von Verspätungen und Ausfällen von Zügen zwischen Köln und Düsseldorf sowie zwischen Köln und Wuppertal. Die Strecken zwischen Köln und Koblenz waren auf beiden Seiten des Rheins nicht befahrbar. ICE-Züge zwischen Frankfurt und Brüssel fuhren nur zwischen Frankfurt und Köln.
In Rheinland-Pfalz rief der Kreis Vulkaneifel nach starken Regenfällen und Überschwemmungen den Katastrophenfall aus. "Die Lage ist sehr ernst, wir haben viele überschwemmte Straßen und Ortschaften, die nicht mehr erreichbar sind", sagte Landrätin Julia Gieseking am Mittwochabend in Daun. Die Schulen im Kreis sollen am Donnerstag geschlossen bleiben.
Auch im Landkreis Trier-Saarburg wurde die zweithöchste Alarmstufe ausgerufen. Nach einer Mitteilung der Technischen Einsatzleitung des Brand- und Katastrophenschutzes waren am frühen Donnerstagmorgen die Verbandsgemeinden Trier-Land, Schweich und Konz am heftigsten vom Hochwasser betroffen.
- Nachrichtenagentur dpa