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Goslar: "Schlimmstes Hochwasser seit über 70 Jahren"


Flut in Goslar
"Schlimmstes Hochwasser seit über 70 Jahren"

dpa, Kristina Wienand

Aktualisiert am 26.07.2017Lesedauer: 3 Min.
Dauerregen in SüdniedersachsenVergrößern des BildesDauerregen im Harz: In Goslar stapelten Einsatzkräfte und Einwohner Sandsäcke. (Quelle: Swen Pförtner/dpa)

Braune Wassermassen strömen durch die Altstadt in Goslar. Zahlreiche Keller laufen voll, Häuser werden evakuiert. Wegen heftiger Regenfälle hat der niedersächsische Landkreis Goslar den Katastrophenalarm ausgerufen.

Tief "Alfred", das seit Tagen in vielen Teilen Deutschlands für Hochwasser und tiefgraue Himmel sorgt, traf am Mittwoch vor allem die Region am Harz. Braune Wassermassen strömten durch die Straßen Goslars. Hunderte Rettungskräfte waren im Landkreis im Dauereinsatz.

"Eine solch dramatische Hochwasserlage hat die Stadt Goslar seit 70, 80 Jahren nicht erlebt", sagte Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk am Mittwochabend. Tagsüber hatte ein Sprecher des Landkreises Goslar gesagt: "Die Lage ist weiter sehr, sehr angespannt. Alles, was wir an Einsatzkräften zur Verfügung haben, ist im Einsatz."

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Teile der 40.000-Einwohner-Stadt wurden evakuiert, darunter eine Seniorenresidenz. Und auch die Einwohner der kleinen Siedlung Oberschulenberg wurden vorsorglich in Sicherheit gebracht. Dort droht der Damm eines alten Teichs zu brechen. In Sachsen-Anhalt verschwand während des Dauerregens in Wernigerode eine 69-Jährige in der Nähe eines Flusslaufes. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sie in einen stark angestiegenen Fluss gefallen sei, sagte ein Polizeisprecher.

Jörg Höhns erlebt den Ausnahmezustand in Goslar aus nächster Nähe. Er ist Regionalmanager der Novum Hotelgruppe und wurde von seinen Mitarbeitern im Hotel "Kaiserworth" in der Altstadt alarmiert: Der Keller des zweiten, dazugehörigen Hotels namens "Brusttuch" steht unter Wasser. Gäste werden vorsorglich in Sicherheit gebracht.

"Das war schon erschreckend", beschreibt Werner Blum aus Essen seinen ersten Eindruck. Er macht gerade Urlaub in der Stadt. Sein Auto hat er glücklicherweise auf einem Parkplatz abgestellt, der etwas erhöht liegt.

Überhaupt treffen diese heftigen Dauerregen-Massen den Harz besonders schwer. Die Feuerwehr und Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) sind deswegen am Mittwoch im Dauereinsatz – auf der niedersächsischen wie auf der sachsen-anhaltinischen Seite.

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In Rhüden und Silstedt etwa packen Helfer Sandsack um Sandsack, um die Wassermassen vom Eindringen in die Häuser abzuhalten. In Silstedt steht das Wasser knietief in den Straßen. Bis zum Nachmittag werden laut Behörden zwei Häuser mit etwa 15 Menschen evakuiert. Dabei kommen auch Schlauchboote zum Einsatz.

"Sind noch blaue Säcke da?"

Das ist längst nicht alles: Oberhalb von Wernigerode im Harz droht die Zillierbachtalsperre überzulaufen. Im niedersächsischen Hildesheim liegt der Pegel der Innerste – ein Nebenfluss der Leine – mit 7,14 Meter rund 40 Zentimeter über dem bisher höchsten Hochwasser aus dem Jahr 2007. Und in der Kleinstadt Bad Harzburg wird der Bahnhof gesperrt. Dort steht das Wasser zwischenzeitlich rund 20 Zentimeter auf den Straßen.

Auch in Goslar versuchen die Menschen mit Brettern und Sandsäcken ihre Häuser zu schützen. Von Dienstagabend mit Mittwochmittag seien achtzig Tonnen Sand verbraucht, erzählt ein Feuerwehrmann. "Sind noch blaue Säcke da?", wird eine Frau dann auch in der Altstadt gefragt: Sie hält zwei Rollen mit Säcken in den Händen. Trotzdem muss die Feuerwehr in der Stadt zahlreiche Keller auspumpen. "Alles, was wir an Einsatzkräften zur Verfügung haben, ist im Einsatz", sagt Michael Weihrich, Sprecher im Landkreis Goslar.

Michele Pantaleo steht in den Lagerräumen seiner Pizzeria "Amaretto" zwischen Feuerwehrleuten. Der Keller steht noch unter Wasser, obwohl schon seit rund drei Stunden abgepumpt wird. Nudeln, Mehl – alles völlig nass und dadurch verdorben. "Heute müssen wir auf jeden Fall zu machen. Vielleicht auch länger", sagt der Gastronom. Auch Jörg Höhns rechnet damit, dass die Aufräumarbeiten im Hotel "Brusttuch" noch länger dauern werden. "Die Heizung muss funktionieren, sonst können keine Gäste dort wohnen", erklärt er.

Am Nachmittag dann lockern die dunklen Wolken endlich auf, ab und zu scheint sogar die Sonne hindurch.

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