Schweres Erdbeben in Südostasien Verheerende Schäden – Regierung gibt Zahl der Toten bekannt
Ein Erdbeben mit Epizentrum in Myanmar hat am Freitagmorgen die Region getroffen. Im Hunderte Kilometer entfernten Bangkok stürzte ein Hochhaus ein.
Ein starkes Erdbeben hat am Freitagmorgen mehrere Länder Südostasiens erschüttert. Nach Angaben des Deutschen Geoforschungsinstituts (GFZ) in Potsdam erreichte das Beben eine Stärke von 7,8 auf der Richterskala. Es ereignete sich um 12.20 Uhr Ortszeit rund 26 Kilometer nordwestlich der Stadt Sagaing in Manmar. Das Institut United States Geological Survey meldet sogar eine Stärke von 7,7.
Bislang keine Hinweise auf vermisste Deutsche
Inzwischen ist die Zahl der Toten auf mindestens 144 gestiegen. Zudem gebe es mehr als 730 Verletzte, gab die Junta im staatlichen Fernsehen bekannt. Im benachbarten Thailand wurden bislang drei Todesfälle offiziell bestätigt. Auch dort werden noch immer viele Menschen vermisst.
Das Auswärtige Amt teilte am Mittag mit, es gebe keine Erkenntnisse über betroffene Deutsche. Die Lage sei aber noch sehr unübersichtlich. Auf den bei Urlaubern beliebten Inseln Koh Samui und Phuket spürten Anwohner nichts von dem Erdstoß.
Unterstützung für die Rettungskräfte
Myanmars Juntaführer, Min Aung Hlaing, sagte, dass er Hilfe der internationalen Gemeinschaft und anderen Organisationen angefordert habe. Zudem habe er Indien und dem Verband südostasiatischer Nationen, abgekürzt ASEAN, erlaubt, Helfer in den betroffenen Regionen zu unterstützen. In mehreren Regionen Myanmars wurde der Notstand ausgerufen.
Die EU unterstützt nach eigenen Angaben bereits mit Satellitenbildern und hat weitere Hilfe angeboten. Der Malteser Hilfsdienst stellt zunächst 250.000 Euro Nothilfe zur Verfügung, die Caritas weitere 100.000 Euro.
Weitere Länder betroffen
Zu spüren war das Beben unter anderem auch in Thailands Hauptstadt Bangkok, in Teilen Indiens, Chinas und in Vietnams Hauptstadt Hanoi. Die Stadtverwaltung erklärte Bangkok inzwischen zum Katastrophengebiet. Das Ausmaß der Schäden sowie die gesamte Zahl von Toten und Verletzten in allen betroffenen Ländern ist noch nicht bekannt. Zudem herrscht Angst vor möglichen Nachbeben. Mit solchen sei zu rechnen, sagte der Geophysiker Oliver Heidbach vom Deutschen Geoforschungsinstitut (GFZ) in Potsdam der Deutschen Presse-Agentur. Er fügte hinzu: "Das ist von großer Bedeutung, weil dann die seismischen Wellen, die durch starke Nachbeben erzeugt werden, schon auf vorgeschädigte Gebäude treffen." Das erschwere schlimmstenfalls die Rettungsarbeiten und gefährde Helfer.
15 Tote nach Einsturz einer Moschee
Das Epizentrum lag den Angaben zufolge 17,2 Kilometer von der Millionenstadt Mandalay entfernt. Allein in der Hauptstadt Naypyidaw soll es zahlreiche Opfer geben. Wie Behördenvertreter mitteilten, waren in der Nähe eines der wichtigsten Krankenhäuser der Stadt zahlreiche Straßen beschädigt, es kam zu Staus und Verzögerungen bei Krankentransporten. Verletzte wurden teilweise auf den Straßen versorgt.
Mindestens 15 Menschen sind laut Medienberichten beim Einsturz einer Moschee in Myanmar im Anschluss an das heftige Erdbeben gestorben. Das berichtete die Nachrichtenagentur Khit Thit Media unter Berufung auf Rettungskräfte. Die Moschee stand den Angaben zufolge in der Stadt Mandalay. Der Einsturz geschah demnach während eines Gottesdienstes. Ein Zeuge berichtete Reuters: "Wir haben bisher vier Leichen geborgen. Es könnten noch mehr sein."
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Sorge vor einem Dammbruch in Myanmar
Die Militärjunta, die Myanmar seit einem Putsch im Jahr 2021 regiert, hat als Reaktion auf das Erdbeben in sechs Regionen des Landes den Ausnahmezustand verhängt.
Nach Medienberichten sollen mindestens 21 Menschen infolge des Erdbebens gestorben sein. Das berichtet die Nachrichtenseite Mizzima News unter Berufung auf Hilfsorganisationen und lokale Quellen in den Regionen Taungoo, Bago, Pyawbwe sowie Mandalay. Es werde mit weiteren Toten gerechnet.
Zudem ist der Flugsicherungsturm in Naypyidaw eingestürzt, meldet die Nachrichtenagentur Khit Thit Media. Fünf Mitarbeiter starben demnach bei dem Einsturz. Das Beben richtete in Myanmar schwere Schäden an: Häuser stürzten ein, in Straßen entstanden riesige Risse, die bekannte Ava-Brücke in der Nähe des Epizentrums des Bebens brach in sich zusammen.
Das Rote Kreuz in Myanmar spricht von verheerenden Schäden. Es bestehe große Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy beschädigt wurden und brechen könnten.
Ersten Berichten zufolge sind in Dörfern der Inle-Region der Gemeinde Nyaungshwe mehr als 30 Menschen ums Leben gekommen.
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Notstand in Bangkok nach Erdbeben ausgerufen
Der United States Geological Survey (USGS) gab an, dass das Beben eine Tiefe von 10 Kilometern hatte. Die Erschütterung war bis nach Thailand zu spüren. Die thailändische Regierung hat in der Hauptstadt Bangkok den Notstand ausgerufen.
Dort ist ein im Bau befindliches Hochhaus eingestürzt. Fotos und Videos zeigen die Zerstörung. Unter den Trümmern des Wolkenkratzers seien 81 Menschen verschüttet. Mindestens drei Menschen sind nach Regierungsangaben bei dem Einsturz ums Leben gekommen.
Das Nationale Institut für Notfallmedizin in Thailand gab an, dass sich zum Zeitpunkt des Einsturzes rund 320 Arbeiter auf der Baustelle befanden.
"Ich dachte, ich werde ohnmächtig"
Gegen 13.30 Uhr Ortszeit schlugen in mehreren Hochhäusern im Zentrum von Bangkok plötzlich die Alarme an. Aufgeschreckte Bewohner und Hotelgäste wurden über die Treppenhäuser ins Freie gebracht. Auf den Straßen der Millionenmetropole versammelten sich in den Minuten nach dem Beben Dutzende Menschen. Viele suchten zwar Schutz vor der sengenden Sonne, blieben aber zunächst im Freien – aus Sorge vor möglichen Nachbeben.
Die Deutsche Nataly Wanhoff war gerade bei Ikea in Bangkok einkaufen, als sie das Erdbeben spürte. "Ich habe als Kind so etwas erlebt, ich wusste daher, was das ist und bin sofort hinausgelaufen", erzählte sie t-online. Mitarbeiter des Mega Bangna Shopping Centers, in dem sich das Möbelhaus befindet, hätten das Gebäude umgehend evakuiert. "Das haben sie sehr gut gemacht. Alle sind raus und haben auf dem Parkplatz gewartet". Sie sei ziemlich erschrocken gewesen, aber gleichzeitig froh, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht in einem Hochhaus in der Bangkoker Innenstadt war.
Obwohl Bangkok Hunderte Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt, zeigte das Erdbeben deutlich seine Stärke. Das Erdbeben habe zahlreiche Hochhäuser in Bangkok beschädigt, sagte der Gouverneur. Der Programmierer Wiwat Sathornsawat war gerade an seinem Schreibtisch in Bangkok, als die Erde bebte. "Ich dachte, ich werde ohnmächtig", sagte er t-online. "Ich sah, dass die Lampe sich hin- und herbewegte, dann verließ ich mein Haus. Es war das erste Mal, dass ich so etwas in Bangkok erlebt habe."
Die Krankenpflegerin Nuanphan Kwan-at wurde während der Arbeit im Krankenhaus in Khon Kaen, im Nordosten Thailands überrascht. "Die Stühle begannen zu wackeln und die Vorhänge an den Fenstern bewegten sich", erzählte sie. Dann sei ihr schwindelig geworden.
Der thailändische IT-Manager Somphop Krittayaworagul war gerade im Büro in einem Hochhaus in der Innenstadt von Bangkok, unweit der amerikanischen Botschaft. "Ich war im 19. Stock, als meine Kollegen 'Erdbeben' riefen. Ich dachte, sie machen einen Scherz, aber dann fühlte ich es auch", berichtet er t-online. Er habe sein Smartphone gegriffen und sich mit drei Kollegen zunächst unter einen Tisch gesetzt. Sie konnten aus dem Fenster sehen, wie ein Nachbargebäude wackelte. "Ich sah, wie Staub und einige Teile herunterfielen", sagt er. Es sei aber nicht eingestürzt. Nach einigen Minuten sei dann sein Büro evakuiert worden, alle Mitarbeiter hätten das Gebäude verlassen.
Mehrere Nachbeben folgten dem Hauptbeben
Kurz nach dem Hauptbeben wurde die Region erneut erschüttert: Um 12.32 Uhr Ortszeit kam es in Myanmar rund 19 Kilometer von der Stadt Sagaing entfernt zu einem Nachbeben. Laut vorläufigen Daten erreichte es eine Stärke von 6,4.
Drei Stunden später folgte ein zweites Nachbeben, das mit einer Magnitude von 4,5 moderat ausfiel.
Die thailändische Börse hat am Freitag für die Nachmittagssitzung sämtliche Handelsaktivitäten ausgesetzt. "Nach dem Erdbeben gibt die thailändische Börse hiermit die sofortige Einstellung aller Handelsaktivitäten bekannt", teilte der Börsenbetreiber mit.
Der Verkehr ist völlig zum Erliegen gekommen. Auch der Skytrain, eines der beliebtesten öffentlichen Verkehrsmittel Bangkoks, steht still. Einsatzkräfte eilen herbei und geben den Menschen die Anweisung, unbedingt auf den Straßen zu bleiben.
- Augenzeugenberichte vor Ort
- earthquake.usgs.gov: "Earthquake Map – Event ID: us7000pn9s" (Englisch)
- volcanodiscovery.com: "Starkes Erdbeben der Stärke 7,0 - Myanmar (Burma) am Freitag, 28. Mär 2025 um 06:20"
- reuters.com: "Myanmar earthquake live: Strong tremor felt in Yangon, Bangkok" (Englisch)
- volcanodiscovery.com: "Starkes Erdbeben der Stärke 7,0 - Myanmar (Burma) am Freitag, 28. Mär 2025 um 06:20"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa