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Skandal in Dänemark: Zoodirektor verteidigt Schlachtung von Giraffe


"Schritt zur Bewahrung künftiger Generationen"
Zoodirektor verteidigt umstrittene Giraffen-Schlachtung

Von t-online, dpa, afp
Aktualisiert am 11.02.2014Lesedauer: 3 Min.
Nach ihrer Tötung wird die unerwünschte Giraffe Marius an die Löwen des Zoos verfüttert.Vergrößern des Bildes
Nach ihrer Tötung wird die unerwünschte Giraffe Marius an die Löwen des Zoos verfüttert. (Quelle: ap-bilder)
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Der Kopenhagener Zoodirektor Bengt Holst hat die umstrittene Schlachtung des gesunden Giraffenjungen Marius verteidigt. Unterdessen reißen die Proteste gegen die Tötung vor allem im Ausland nicht ab. Eine Online-Petition fordert gar die Schließung des dänischen Zoos.

"Die Menschen missverstehen, was wir getan haben. Wir bewahren durch diesen Schritt die künftige Generation der Giraffen", sagte Holst der "Bild"-Zeitung. Marius sei zwar gesund, den anderen Giraffen seiner Herde aber genetisch zu ähnlich gewesen - hätte er sich vermehrt, wäre es demnach Inzucht gewesen.

Die junge Giraffe war am Sonntag in der dänischen Hauptstadt betäubt und anschließend erschossen worden, weil im Giraffengehege kein Platz für ihn war. Sein Tod und die Obduktion vor Kinderaugen hatten international Empörung ausgelöst.

"Keine andere Lösung möglich"

Holst sagte, es sei weder eine Weitergabe an einen anderen Zoo noch ein Verkauf noch eine Auswilderung in Afrika in Frage gekommen. Aus anderen Zoos habe es nur Interesse aus England gegeben, doch auch dessen Giraffen seien Marius genetisch zu ähnlich gewesen.

Das Kaufangebot eines Privatmanns sei nicht in Frage gekommen, weil es keine Frage des Geldes, sondern der Population sei. "Eine Giraffe ist kein Haustier. Und man kann eine Giraffe auch nicht einfach nach Afrika schicken, sie würde sich da nicht zurecht finden." Auch eine Kastration wäre nicht infrage gekommen - Marius hätte dann einem "genetisch wichtigeren Tier" den Platz im Zoo weggenommen.

Öffentliche Obduktionen in Dänemark normal

Der 61-jährige Zoodirektor verteidigte auch, dass der Kadaver von Marius öffentlich zersägt und die Teile dann an Löwen verfüttert wurden. Der Zoo habe das nicht beworben und mache es immer so. "Wir finden es gut, wenn die Leute sehen können, wie groß zum Beispiel das Hirn einer Giraffe ist", sagte Holst. Vor allem Kinder seien interessiert und hätten keine Vorbehalte, die meisten Fragen würden von ihnen kommen.

In Dänemark sind öffentliche Obduktionen von Tieren nicht ungewöhnlich: Im Naturhistorischen Museum in Aarhus etwa können Kinder regelmäßig dabei zusehen, wie Tierkörper obduziert werden. Auf dem Winterferien-Programm, das nach Museumsangaben jedes Jahr bis zu 8000 Menschen anzieht, stehen in dieser Woche etwa die Obduktion einer Antilope, eines Waschbärs und eines Wolfs. "Das ist immer ein Publikumshit", sagte Lars B¢gh vom Museum der Zeitung "Politiken".

Im Gegensatz zum Zoo gebe das Museum den Tieren aber keine Namen. Daher rühre viel der Dramatik im Fall "Marius", erläuterte B¢gh. "Die Namensgebung romantisiert und provoziert solche Situationen, in denen man vergisst, dass die Natur die Natur ist, eine Robbe eine Robbe und ein Wal ein Wal. Wir wollen Tiere und Natur ent-disneyfizieren."

"Es ist nicht grausam, es ist natürlich"

"Es ist nicht grausam, es ist natürlich", verteidigte Holst etwa die Verfütterung der Giraffe an Löwen. Raubtiere lebten von Fleisch - und das komme nun mal von anderen Tieren. "Wenn wir die Löwen nicht mit einer Giraffe gefüttert hätten, hätten wir das mit einer Kuh getan. Ist das etwas anderes?"

Zu den vielen kritischen Reaktionen etwa über das Internet sagte Holst, es seien leider auch Drohungen gegen ihn und seine Familie darunter, er werde als Mörder beschimpft.

Nur im Ausland große Proteste

Ungebrochen ist weiterhin die Protestwelle gegen das Vorgehen der Verantwortlichen vor allem im Ausland. Mehr als 58.000 Menschen fordern in einer Online-Petition sogar die Schließung des dänischen Zoos. Eine Facebook-Gruppe zum selben Thema hatte am Dienstag mehr als 22.800 Mitglieder.

Der Zoo war von den heftigen Reaktionen aus dem Ausland überrannt worden. In Dänemark hält sich die Aufregung dagegen in Grenzen. Etliche Facebook-Nutzer teilten ein Interview des britischen Senders TV4 mit Holst, in dem dieser die Fragen eines aufgeregten Moderators ruhig und sachlich kontert.

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