Trauriges Ende nach Massenstrandung "Sie sehen mich an und ich kann ihnen einfach nicht helfen"
An einer abgelegenen Bucht in Tasmanien sind über 150 Falsche Schwertwale gestrandet. Die überlebenden Tiere mussten eingeschläfert werden. Eine Anwohnerin schilderte die prekäre Lage.
Trauriges Ende für eine Gruppe von Kleinen Schwertwalen: Wildhüter in Australien haben rund 90 Tiere eingeschläfert, nachdem sie in einer abgelegenen Bucht im Westen Tasmaniens gestrandet waren. Trotz fieberhafter Versuche der Tierschützer, die Meeressäuger zu retten, mussten die Bemühungen am Mittwoch ohne Erfolg aufgegeben werden.
Das Umweltministerium hatte mitgeteilt, dass eine Gruppe von 157 Delfinen nahe der schwer zugänglichen Arthur-River-Bucht entdeckt wurde. Dutzende der Tiere waren bereits verendet. Bis Mittwochnachmittag waren noch 90 von ihnen am Leben. Rettungsteams befanden sich vor Ort, um sie zu untersuchen.
"Nach der Begutachtung durch einen Veterinärexperten haben wir uns entschieden, die Tiere einzuschläfern", sagte Einsatzleiterin Shelley Graham später zu Reportern. Die Meeresbedingungen würden es den Tieren erschweren, vom Strand wegzukommen. "Sie strandeten immer wieder, und die Bedingungen sollten für die nächsten zwei Tage gleich bleiben."
Bucht zu abgelegen für erfolgreichen Einsatz
Angesichts des Gewichts der Meeressäuger – sie wiegen zwischen 500 Kilogramm und drei Tonnen – sei es schwierig, sie zurück ins Wasser zu bringen, sagte Brendon Clark, der für Wildtiere zuständige Beamte vor Ort. Aufgrund der abgelegenen Lage des Ortes sei es den Helfern nicht möglich gewesen, die nötige Ausrüstung zur Rettung der Tiere rechtzeitig zu den Delfinen zu transportieren. "Es kann sein, dass die Kadaver an Ort und Stelle verbleiben und der Natur ihren Lauf lassen", so Clarke.
Den Angaben zufolge handelte es sich bei den gestrandeten Delfinen um Falsche Schwertwale, wissenschaftlich "Pseudorca crassidens" genannt – eine große Delfinart, die ihren Namen der Ähnlichkeit mit Schwertwalen verdankt.
Clark teilte mit, es sei das erste Mal seit 50 Jahren, dass Delfine in diesem Teil Tasmaniens angespült wurden. Weiter südlich im Macquarie Harbour in der Nähe von Strahan strandeten im Jahr 2020 rund 470 Grindwale und im Jahr 2022 strandeten weitere 200 der Tiere im selben Hafen.
Warum die Meeressäuger ausgerechnet an diesem abgelegenen Ort gestrandet sind, ist laut den Behörden ein Rätsel. Wissenschaftler untersuchen vielfache Gründe, warum sich Meeressäuger verirren und stranden. Es könnte etwa an akustischer Umweltverschmutzung, wie dem Einsatz von Sonargeräten auf Schiffen liegen oder aber auch Ursachen im natürlichen Verhalten der Tiere: Wale geraten etwa bei der Jagd in flache Küstengewässer und sitzen dort fest.
Anwohnerin schildert prekäre Lage: "Sie kämpfen alle"
Eine Anwohnerin, Jocelyn Flint, sprach am Mittwochmorgen mit dem australischen Sender ABC News. "Ich bin die einzige Person hier. Die meisten von ihnen leben noch", sagte Flint. "Sie sehen mich an und ich kann ihnen einfach nicht helfen." Flint teilte mehrere Videos der leidenden Tiere auf ihrem Facebook-Account.
"Es gibt Babys, es gibt alles Mögliche. Es ist einfach nur schrecklich. Sie alle kämpfen", so Flint. Ihr Sohn habe die Schwertwale beim Fischen entdeckt und sie gegen Mitternacht angerufen. Am frühen Morgen sei sie zum Strand gegangen. Sie sagte, die Tiere lägen am "Rand des Wassers". "Wir hatten ein paar große Wellen, und alle kämpfen", so Flint. "Ihre Augen sind offen, sie schauen mich an, als wollten sie sagen 'Hilfe'. Sie müssen von ihrem Elend erlöst werden."
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Falsche oder Kleine Schwertwale sind Verwandte des Schwertwals, der auch als Orca oder Killerwal bekannt ist. Beide Tierarten gehören zur Familie der Delfine, wobei die falschen Schwertwale mit einer Maximallänge von etwa sechs Metern deutlich kleiner als Orcas sind. Sie ernähren sich vorwiegend von Fischen und Tintenfischen, während ihr größerer Verwandter auch Säugetiere wie Robben angreift.
Kleine Schwertwale sind in tropischen und mäßig warmen Meeren der Welt anzutreffen. Da sie überwiegend auf hoher See vorkommen, sind sie schwer zu erforschen, die globale Population wird aber nicht als bedroht eingeschätzt. Sie gelten als äußerst soziale Meeressäuger, die meist in größeren Gruppen unterwegs sind.
- abc.net.au: Mass stranding of more than 150 false killer whales at Arthur River in Tasmania's far north-west (englisch)
- sbs.com.au: More than 150 false killer whales stranded on remote Tasmanian beach (englisch)
- iwc.int: False killer whale
- straitstimes.com:
- Mit Material der Nachrichtenagentur afp