Explosionsgefahr Spezialisten zersägen tonnenschweren Sylt-Wal

Ein gigantischer Pottwal drohte auf Sylt zu explodieren. Jetzt rückten Spezialisten mit schwerem Gerät an.
Der auf Sylt gestrandete Pottwal ist nun auf dem Festland. Am Dienstagabend zwischen 20 und 21 Uhr erreichte der Kadaver Jagel, wo Experten ihn derzeit verarbeiten, teilte Wolf Paarmann vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN) der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Die zuvor mit einer Kettensäge zerteilten Stücke des Wal-Kadavers waren in speziellen Containern mit dem Autozug nach Jagel zur Tierkörperbeseitigung gebracht worden.
Todesursache weiter zu klären
Proben des 10 bis 15 Tonnen schweren Pottwal-Kadavers wurden zudem nach Büsum gebracht und sollen dort untersucht werden. Ein Team des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) möchte unter anderem die mögliche Todesursache sowie die Herkunft herausfinden. Daran beteiligt sind auch Experten der Tierärztlichen Hochschule Hannover.
Zwei Tage hatten Experten den toten Meeressäuger geborgen und zerteilt. Zahlreiche Schaulustige hatten die Aktion am Strand verfolgt. Der über 14 Meter lange Walbulle war am Montag bei auflaufendem Wasser mit einem Traktor und einem Raupengefährt an den Strand nahe des Hörnumer Hafens gezogen worden.
Experten einer Fachfirma hatten noch am Abend mit der Zerlegung begonnen. Der Unterkiefer des Wals soll auf Sylt bleiben und später im Erlebniszentrum in List ausgestellt werden, sagte eine Nationalpark-Rangerin der dpa.
Besonderes Ausstellungsstück für Sylt
Ein besonderes Stück des Wals soll jedoch auf Sylt bleiben: Der Unterkiefer des Wals soll später in einem Erlebniszentrum in List ausgestellt werden, berichtet eine Nationalpark-Rangerin.
Muschelfischer hatten den toten Wal bereits am Samstag in flacheres Wasser vor Hörnum geschleppt und mit einem Tau gesichert. Wie das riesige Tier in die Nordsee vor Sylt gelangte und woran es starb, bleibt vorerst ein Rätsel.
Umweltverschmutzung oder Sonnenstürme als Todesursache?
Dass Pottwale in die flache Nordsee geraten und stranden, kommt nur selten vor – doch wenn es passiert, wirft es viele Fragen auf. Laut der Schutzstation Wattenmeer wurde zuletzt 1995 ein großer Wal auf Sylt angespült, berichtete der NDR. Im Winter 2016 strandeten in der südlichen Nordsee sogar 30 Pottwale innerhalb weniger Tage. Wissenschaftler vermuten, dass nicht ein einzelner Faktor, sondern eine Kombination aus Umweltbedingungen dafür verantwortlich war.
Experte Dennis Schaper von der Schutzstation Wattenmeer geht davon aus, dass sich im Magen des toten Wals große Mengen Plastik befinden könnten – so wie es bereits bei den gestrandeten Walen von 2016 der Fall war. Umweltverschmutzung sei eine entscheidende Gefahr für Meeressäuger, betonte laut NDR. Doch auch andere Ursachen kommen infrage: Menschliche Aktivitäten im Wasser könnten zum Tod des Tieres beigetragen haben. Eine weitere Theorie ist, dass starke Sonnenstürme das Navigationssystem des Wals gestört und ihn so in die tödliche Falle der Nordsee getrieben haben könnten. Die Untersuchungen sollen nun Klarheit bringen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur DPA
- ndr.de: "Sylt: Verendeter Pottwal von Hörnum abtransportiert"