Experten tappen im Dunkeln Ungewöhnliches Robben-Sterben an deutscher Küste
Behörden suchen nach der Ursache für die vielen toten Robben in Vorpommern – bislang ohne Erfolg. Der zuständige Minister erinnert an eine ähnliche Häufung vor Jahren.
In Vorpommern hat eine Häufung von toten Kegelrobben für Rätselraten bei Behörden und Wissenschaftlern gesorgt. Seit Anfang Oktober wurden entlang der Küste insgesamt 34 tote Robben gefunden, vor allem im Südosten Rügens. Trotz intensiver Untersuchungen konnte bisher keine Ursache für das Tiersterben festgestellt werden.
Der Schweriner Umweltminister, Till Backhaus (SPD), zeigte sich besorgt: "Das ist äußerst bedauerlich und lässt alle Beteiligten unbefriedigt zurück", sagte er. "Sie können aber davon ausgehen, dass wir die Ereignisse sehr ernst nehmen."
Keine Hinweise auf natürliche Todesursache
Bei den bisherigen Obduktionen konnten weder Anzeichen für eine natürliche Todesursache noch Hinweise auf die Vogelgrippe gefunden werden. Auch ein Zusammenhang mit Bauarbeiten oder der Fischerei wurde bislang nicht nachgewiesen. "Kontrollen einer Reuse vor Thiessow durch die Fischereiaufsicht, auch unter Einsatz von Unterwasserkameras, blieben bislang ergebnislos", erklärte Backhaus.
Aktuell werden die Robben am Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) in Büsum untersucht, um weitere mögliche Ursachen wie Lärm auszuschließen. Strömungsmodelle des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sowie ein Überflug des Küstenabschnitts durch die Wasserschutzpolizei brachten ebenfalls keine neuen Erkenntnisse.
Hinweise auf Ertrinken
Das Deutsche Meeresmuseum hat am Mittwoch erneut drei Kadaver geborgen, die nun untersucht werden sollen. Bisherige Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Tiere möglicherweise ertrunken sind. Eine eindeutige Bestätigung steht jedoch aus, da ähnliche Spuren auch durch Herz-Kreislauf-Versagen verursacht worden sein könnten. Hinweise auf Verfangen in Netzen gibt es laut dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei (LALLF) nicht.
Die Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF) forderte vorsorglich die Schließung von Reusen in der betroffenen Region, bis die Todesursache geklärt sei.
Parallelen zu 2017
Backhaus erinnerte an eine ähnliche Situation im Herbst 2017, als 23 Kegelrobben im Greifswalder Bodden tot aufgefunden wurden. Die Ursache blieb damals ebenfalls ungeklärt. Präventive Maßnahmen wurden danach ergriffen, um zu verhindern, dass Robben in Reusen schwimmen.
Die wiederholten Totfunde haben dazu geführt, dass das Meeresmuseum und das Biosphärenreservat Südost-Rügen erneut Anzeige gegen Unbekannt erstattet haben.
Kegelrobben waren im 20. Jahrhundert fast ausgerottet worden, doch dank Schutzmaßnahmen hat sich ihr Bestand zuletzt wieder erholt. In Mecklenburg-Vorpommern leben derzeit schätzungsweise 300 bis 400 Tiere.
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- Nachrichtenagentur dpa