Invasive Tierart Nutria breitet sich in Deutschland aus
Beschädigte Dämme, zerstörtes Schilf: Jägern zufolge breiten sich Nutrias in Deutschland rasant aus. Die Nagetiere bedrohen heimische Arten und Ökosysteme.
Nutrias breiten sich in Deutschland aus. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbands (DJV) vom Montag hat sich der Anteil der Jagdreviere, in denen die Nagetiere vorkommen, von 2015 bis 2021 auf 44 Prozent mehr als verdoppelt. Besonders weit verbreitet ist die ursprünglich aus Südamerika stammende Art inzwischen in Nordrhein-Westfalen. Meldete 2015 ein Drittel der dortigen Jagdbezirke Vorkommen, waren es im vergangenen Jahr schon knapp zwei Drittel.
Nutrias gehören zu den sogenannten gebietsfremden invasiven Arten, die einst unabsichtlich oder gezielt nach Deutschland eingeschleppt wurden. Sie können heimische Arten und Ökosysteme schädigen.
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Biberratte fühlt sich auch in Städten wohl
Nutrias breiten sich in Deutschland vor allem aus, weil die Winter milder sind und die Tiere gefüttert werden. Sie beschädigen laut Jagdverband Wasserschutzdämme durch unterirdische Gänge und vernichten durch Fraß ganze Schilfgürtel, die Lebensraum vieler seltener Arten sind.
Die Nutria, auch Biberratte genannt, fühlt sich in städtischen Bereichen mit Wasserflächen ebenfalls wohl. In Bremen wurden die Tiere demnach in 89 Prozent der Jagdbezirke gesichtet, in Hamburg in 77 Prozent. Monitoring-Daten der Landesjagdverbände zufolge ist die Art inzwischen in allen Bundesländern vertreten – insbesondere entlang der Ems, der Weser, der Elbe und gebietsweise am Rhein.
Das Nagetier gehört zu den hundert weltweit besonders problematischen invasiven Arten. Betroffene Staaten sind verpflichtet, die Vorkommen einzudämmen und zu überwachen. In der Jagdsaison 2020/2021, die vom 1. April bis 31. März lief, erbeuteten Jägerinnen und Jäger in ganz Deutschland insgesamt 101.500 Nutrias. In einem Forschungsprojekt werden derzeit unter anderem moderne Lebendfallen getestet, die über Tiererkennungssoftware gezielt Nutrias fangen sollen.
- Nachrichtenagentur AFP