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Onkel von Beatrix von Storch vermisst – Polizei rechnet mit "Zufallsfund"


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Anton Graf Schwerin von Krosigk
Onkel von AfD-Politikerin vermisst – Polizei rechnet mit "Zufallsfund"


26.07.2022Lesedauer: 4 Min.
Anton Graf Schwerin von Krosigk: Der Onkel der AfD-Politikerin Beatrix von Storch wird seit einer Woche vermisst.Vergrößern des Bildes
Anton Graf Schwerin von Krosigk: Der Onkel der AfD-Politikerin Beatrix von Storch wird seit einer Woche vermisst. (Quelle: Polizeidirektion Bad Segeberg)
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Seit mehr als einer Woche wird der Onkel von AfD-Politikerin Beatrix von Storch vermisst. Bei der Polizei sind zahlreiche Hinweise eingegangen.

Eigentlich war alles ganz einfach: Am vergangenen Montag, dem 18. Juli, wollte Anton Graf Schwerin von Krosigk von Bad Segeberg nach Högersdorf fahren. Dort hatte er schon oft an Treffen der Rotarier teilgenommen, er kannte die Strecke gut. Vor 52 Jahren gründete der Graf zusammen mit anderen den Rotary Club Segeberg. Es sind nur etwa fünf Kilometer bis ans Ziel.

Ursprünglich habe seine Tochter ihn an diesem Tag zu dem Treffen fahren wollen, berichtet das "Hamburger Abendblatt". Aber der 97-Jährige habe sich allein auf den Weg gemacht, ohne Ausweis, Handy oder seine Smartwatch.
Doch er kommt nicht an. Noch am Abend macht seine Familie bei der Polizei eine Vermisstenanzeige, darunter seine Nichte: die AfD-Politikerin Beatrix von Storch.

Bis heute fehlt von ihrem Onkel jede Spur, und die Suche ist schwierig. "Es gibt derzeit keine Anhaltspunkte auf seinen Verbleib", sagt ein Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg t-online. Es sei nicht so, dass Hundertschaften ausgerückt seien, um den Mann zu suchen. Er und das Auto, ein schwarzer Golf (Kennzeichen: SE-SK-1951), seien zur Fahndung ausgeschrieben. Werde das Auto gefunden, setze man dort Spürhunde ein, die den Geruch des Vermissten vom Wagen aus verfolgen. Doch bis dahin könne man nur auf Hinweise aus der Bevölkerung hoffen, so der Sprecher.

Eingegangene Hinweise führen ins Leere

"Zahlreiche Hinweise" seien bislang schon bei der Polizei eingegangen. Von Storchs Onkel und auch das Auto sollen gesehen worden sein. Doch die Ermittlungen führten bisher ins Leere. Der Rentner ist 1,80 Meter groß, schlank mit einem "kleinen Bauch", heißt es in der Pressemeldung der Polizei. Er trug demnach am Tag seines Verschwindens eine schwarze Cordhose, ein dunkelblau gestreiftes Hemd und ein dunkles Jackett.

Aufgrund seines Alters geht die Polizei von einem medizinischen Notfall aus. Vielleicht habe der alte Mann anhalten müssen, sei einen Feldweg entlanggefahren, und es sei dann zu einem Notfall gekommen. "Eine Orientierungslosigkeit ist bei ihm nicht auszuschließen", schätzt der Polizeisprecher. Zudem sei es in der vergangenen Woche heiß gewesen.

Anton Graf Schwerin von Krosigk ist in der Region eine bekannte Persönlichkeit. Sein Vater war unter Adolf Hitler Finanzminister, ein angeheirateter Großonkel der Familie soll Karl Marx sein, der Vordenker des Kommunismus. Das geht aus dem Wikipedia-Eintrag über den 97-Jährigen hervor. Von 1966 bis 1990 war von Krosigk Landrat des Kreises Segeberg. Er wurde zudem mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Interview mit ihm erschien zu Beginn des Jahres

Erst Anfang des Jahres gab von Krosigk dem Rotary Club Segeberg ein Interview. Darin wirkt er klar und geistig fit, seine Antworten auf einige Fragen zeigen allerdings auch seine politische Haltung. "Ich sehe mit Sorgen den von der Politik eingeschlagenen Weg, eine vereinfachte deutsche Sprache zur besseren Verständigung für die Immigranten einzuführen", sagte er da. Er sehe die "Reinheit der Sprache" bedroht. Es ist davon auszugehen, dass er eine ebenso rechte Gesinnung wie seine Nichte Beatrix von Storch vertritt. Den Angaben zufolge ist der Graf allerdings parteilos.

Von Storch teilte über soziale Netzwerke die Vermisstenanzeige, an diesem Dienstag erschien auf einem Internetportal außerdem ein kurzes Interview mit ihr. "Wir wissen noch nichts", sagt sie darin. Ihr Onkel habe sich vielleicht verfahren. In der Nähe seien die Bundesstraßen 432 und 206 sowie die Autobahn 21. "Alle diese Straßen kann er genommen haben und auf denen auch weit gekommen sein." Deshalb habe man die Suche auch auf die ganze Region ausgeweitet. Vielleicht sei er sogar bis nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen. "Er war im Kopf noch ganz klar, liebenswürdig und humorvoll", sagt von Storch. Natürlich gebe es in diesem Alter aber auch mal den Moment, wo gefragt werde: "Wo geht es hier lang?" Vielleicht habe er deshalb den Weg nicht gefunden.

Auf Twitter hatte es unter dem Post der Politikerin Kritik daran gegeben, dass der Graf noch Auto fährt. "Eine 97-jährige Person selbst fahren zu lassen, ist unverantwortlich, auch gegenüber anderen dadurch gefährdeten Verkehrsteilnehmern. Ich hoffe, Sie finden ihn sehr bald unbeschadet und dass Ihre Familie Lehren daraus zieht", schreibt etwa ein Nutzer.

Die "Deutsche Verkehrswacht" hat die Zahlen für 2020 nach Alter der Verkehrsteilnehmer, die an einem Unfall beteiligt waren, aufgeschlüsselt. Demnach verunglückten vor zwei Jahren 46.205 Menschen, die älter als 65 Jahre waren, 12.000 seien schwer verletzt worden, fast 900 ums Leben gekommen. "Besonders gefährdet waren die über 75-Jährigen, denn aufgrund nachlassender körperlicher Widerstandskraft sind die Folgen von Verkehrsunfällen mit zunehmendem Alter gravierender", schreibt die Organisation.

Doch es wird auch klargestellt: Von älteren Verkehrsteilnehmern geht laut Statistik bis zum 75. Lebensjahr kein erhöhtes Risiko im Straßenverkehr aus. Danach steigt das Risiko allerdings kontinuierlich an: "Bei einem Fahrer Ende 70 ist das allgemeine Unfallrisiko doppelt so hoch wie bei Fahrern zwischen 30 und 60 Jahren. Bei einem Fahrer mit Ende 80 ist das Unfallrisiko mit demjenigen von Fahranfängern vergleichbar", so die "Deutsche Verkehrswacht".

"Wir wollen ihn zurück"

Neben dem Szenario, dass Anton Graf Schwerin von Krosigk sich mit seinem Wagen verirrt hat oder einen Unfall hatte und nun nicht mehr allein nach Hause findet, gibt es auch Spekulationen über eine Entführung. Beatrix von Storch sagt dazu: "Ich glaube nicht, dass es ein Kapitalverbrechen gegeben hat." Vielleicht habe ihr Onkel einen Schwächeanfall erlitten und sei dann an den Falschen geraten und dieser habe das Auto genommen. "Wir wollen ihn zurück und hoffen, dass es Hinweise gibt." Einen Suizid schließe von Storch ebenfalls aus.

Bis es einen handfesten Hinweis gibt, kann die Polizei nur warten. Man gehe derzeit weder von einer Entführung noch von einem Verbrechen aus, so die Polizei. "Ich erinnere mich an einen ähnlichen Fall vor ein paar Jahren. Da verirrte sich auch ein Rentner, der dann später in Mecklenburg-Vorpommern in einem Krankenhaus gefunden wurde. Dort lag er schon ein paar Tage und wusste gar nicht, dass man nach ihm suchte", erzählt der Polizeisprecher. Das könne auch bei dem Grafen so sein. "Es wird wohl ein Zufallsfund."

Verwendete Quellen
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