Wie vom Erdboden verschluckt Warum Menschen plötzlich spurlos verschwinden
Vermisst, verschollen, verschwunden: Das Bundeskriminalamt (BKA) erfasst jährlich rund 100.000 Vermisstenanzeigen. Personen, die ganz unvermittelt aus ihrer Familie oder ihrem sozialen Umfeld verschwinden. Immerhin: Die Hälfte davon kehrt innerhalb einer Woche wieder nach Hause zurück. Nach einem Monat haben sich rund 80 Prozent der Fälle aufgeklärt. Doch was wird aus den etwa drei Prozent der Vermissten, die auch nach einem Jahr verschwunden bleiben?
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gelten bereits als vermisst, wenn sie aus dem unmittelbaren Blickfeld der Erziehungsberichtigten verschwinden. Hier schreitet die Polizei direkt zur Tat. Bei Erwachsenen sieht das anders aus: Sie dürfen rechtlich frei über ihren Aufenthaltsort entscheiden und müssen gegenüber ihrer Familie oder Freunden keine Rechenschaft ablegen. Wenn keine Gefahrenlage vorliegt, sind daher der Polizei die Hände gebunden: Sie kann keine Fahndung einleiten.
Private Ermittlungen können helfen
Die Angehörigen befürchten häufig eine Gewalttat oder einen Unglücksfall. Bisweilen sind es aber auch persönliche, familiäre oder finanzielle Probleme, die die Menschen zu einer Flucht aus dem Alltag bewogen haben. Dann kann es hilfreich sein, eine Detektei mit der Suche zu beauftragen.
Eine erste Recherche setze in der Regel bei den umliegenden Krankenhäusern und Polizeidienststellen an, berichtet die Hanauer Detektei Lentz: "Gab es in den letzten 24 Stunden einen schweren Unfall, wurde eine bewusstlose Person aufgefunden, deren Identität noch nicht geklärt ist? Selbst wenn diese Abfrage kein direktes Ergebnis bringt, so wissen die Betroffenen zumindest, dass der Vermisste nicht verunglückt ist."
Gibt es auch nach 48 Stunden noch keinerlei Spur von der vermissten Person, sollte die Polizei eingeschaltet werden, rät Geschäftsführer Marcus Lentz. Darüber hinaus lassen sich manchmal mit Hilfe von Handzetteln, Plakaten und Aufrufen in sozialen Medien auch Zeugen aufspüren, die Hinweise auf den Verbleib des Vermissten geben können.
Freiwillige Flucht als Ausweg
Teilweise ahnen Verwandte, Freunde oder Arbeitskollegen gar nicht, was den Vermissten tatsächlich zum Abtauchen bewogen hat. So weiß das Umfeld häufig nicht, wie es um die finanzielle Lage der verschwundenen Person bestellt ist. "Bei finanziellen Problemen ist oftmals die Scham zu groß oder die Lage erscheint zu aussichtslos, um Hilfe zu suchen", sagt Lentz.
Viele nutzten eine Flucht auch als den bequemsten Weg, ein neues Leben zu beginnen. Wer unglücklich in einer Ehe gefangen sei, möchte ausbrechen; vielleicht gebe es bereits einen neuen Partner. Manchen Betroffenen fehle dann schlicht der Mut, für klare Verhältnisse zu sorgen, so der Detektiv. "Sie wählen dann die Flucht – aus Angst vor der Konfrontation oder der Reaktion des verlassenen Ehepartners, der vielleicht nicht so einfach aufgeben will oder gar gewalttätig wird. Auch die Furcht, dass die Entscheidung für eine neue Liebe im nächsten Umfeld keine Akzeptanz findet, spielt eine wichtige Rolle."
Häufig leiden die Zurückgebliebenen
Menschen, die untertauchen, lassen ihre engsten Vertrauten völlig darüber im Unklaren, warum sie verschwinden oder welches neue Ziel sie ansteuern. Zurück bleiben fast immer verzweifelte Angehörige, denen der Verlust lebenslang zu schaffen macht. Die Ungewissheit, was mit der geliebten Person geschehen ist, wie eine Wunde, die niemals heilt, so Lentz.