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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vermisster Arian tot? "Das schließt eine Straftat erst einmal aus"
Bei der am Montag in Niedersachsen gefundenen Kinderleiche konnte die Polizei schnell ein Gewaltverbrechen ausschließen. Warum, erklärt ein Sprecher der Polizei Rotenburg.
Noch gibt es keine Gewissheit, ob es sich bei der am Montag in Niedersachsen gefundenen Kinderleiche um den vermissten Arian handelt. Ergebnisse der Gerichtsmedizin diesbezüglich werden im Laufe dieser Woche erwartet. Der Sechsjährige verschwand am 22. April aus seinem Elternhaus in Bremervörde. Seitdem suchten Hunderte Einsatzkräfte und Freiwillige aus der Bevölkerung nach dem Jungen. Intensiv befasste sich die "Ermittlungsgruppe Arian" mit dem Fall.
Warum schließt die Polizei ein Gewaltverbrechen aus?
Nach dem Leichenfund gab die Polizei bald bekannt, dass ein Gewaltverbrechen an dem gefundenen toten Kind ausgeschlossen werde. Warum die Behörden sich in diesem Punkt einig sind, erklärt ein Sprecher der Polizeiinspektion Rotenburg: "Sicherheit ist relativ. Doch wir werten Indizien und Anhaltspunkte aus, die wir von der 'Ermittlungsgruppe Arian' zurückbekommen. Und da gab es keine tatsächlichen Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Zudem ist der Junge von zu Hause eigenständig weggelaufen, das passierte aus freien Stücken. Das schließt eine Straftat erst einmal aus." Derzeit untersucht die Rechtsmedizin den entdeckten Leichnam – auch nach Spuren einer Gewalttat, die möglicherweise auf den ersten Blick nicht sichtbar sind.
Warum ist die Leiche nicht früher entdeckt worden?
Viele Menschen wollen wissen, warum die Leiche nicht früher entdeckt wurde. "Das herauszufinden ist die Aufgabe der Ermittlungsgruppe", sagt der Polizeisprecher. "Die fünf Beamten der Gruppe prüfen nun die Einsatzprotokolle der Suchmaßnahmen, um dann aufklären zu können, wie das passieren konnte", fügt er hinzu. Der Sprecher nennt als mögliche Gründe menschliches Versagen, ein Versagen der Einsatzhunde oder dass Arian sich versteckt haben könnte. Das alles werde geprüft. Sollten beispielsweise die in diesem Bereich eingesetzten Hunde aus irgendeinem Grund nicht angeschlagen haben, werde auch dem nachgegangen.
Manche der eingesetzten Polizistinnen und Polizisten bringe das Auffinden einer Kinderleiche, so wie jetzt bei der Suche nach Arian, emotional an ihre Grenzen. "Das kommt immer auf die Person oder den Charakter an. Eine Polizistin mit Kind kann so etwas mehr erschüttern als einen 20-jährigen Kollegen ohne Kinder", sagt der Polizeisprecher.
Die Sonderkommission (Soko) "Arian" wurde von der Leitung des Zentralen Kriminaldienstes zusammengestellt. "Das sind Beamte mit kriminalistischer Erfahrung" und diensterfahren mit so bedrückenden Ereignissen wie dem Fall des vermissten Jungen Arian.
- Interview Pressesprecher der Polizeiinspektion Rotenburg