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Griechenland: Küstenwache wird Tötung von Flüchtlingen vorgeworfen


43 Personen getötet?
Menschen mit gefesselten Händen über Bord geworfen


19.06.2024Lesedauer: 2 Min.
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Griechische Küstenwache (Symbolbild): Es werden schwere Vorwürfe gegen die Institution erhoben.Vergrößern des Bildes
Griechische Küstenwache (Symbolbild): Es werden schwere Vorwürfe gegen die Institution erhoben. (Quelle: Giannis Spyrounis/Ilialive/imago-images-bilder)

Der Küstenwache Griechenlands wird die Tötung von Geflüchteten vorgeworfen. Die Wache soll Menschen mit gefesselten Händen ins Wasser geworfen haben.

Mindestens 43 Geflüchtete sollen von der griechischen Küstenwache getötet worden sein, so der Vorwurf. Hintergrund sind Recherchen der BBC. Diesen zufolge sollen sich die Vorfälle im Zeitraum zwischen 2020 und 2023 ereignet haben. Konkret soll die Küstenwache Menschen teilweise über Bord geworfen und ihnen beim Ertrinken zugeschaut haben.

Ein Geflüchteter aus Kamerun berichtete den Reportern der BBC, wie er nach seiner Ankunft auf der griechischen Insel Samos zusammen mit zwei weiteren Geflüchtete von maskierten Polizisten festgenommen und auf ein Schiff der Küstenwache gebracht wurde. Dort sei er geschlagen und dann mit den beiden anderen ins Wasser geschmissen worden. Nur ihm gelang es, sich ans Ufer zu retten. Die Leichen der anderen beiden wurden an der türkischen Küste angeschwemmt, wie BBC schreibt. Der Anwalt des Überlebenden versucht nun, dass der Fall vor Gericht verhandelt wird.

"Sie wollten, dass ich sterbe"

Ein weiterer Geflüchteter berichtet davon, wie er mit auf dem Rücken gefesselten Hände von der griechischen Küstenwache ins Meer gestoßen wurde. "Sie wollten, dass ich sterbe", so der Schutzsuchende im Gespräch mit der BBC. Durch großes Glück habe er seine Hand freibekommen und sich ans türkische Ufer retten können.

Ein weiterer Fall: Mohamed flüchtete mit seiner Familie aus Syrien. Nachdem sie von der griechischen Küstenwache aufgegriffen wurden, brachte sie diese zurück in türkische Gewässer, wie Mohamed der BBC sagte. Dort habe man sie in ein nur halb aufgeblasenes Rettungsboot gesetzt und zurückgelassen. "Wir fingen sofort an zu sinken, das sahen sie … Sie hörten uns alle schreien, und trotzdem ließen sie uns im Stich", berichtet Mohammed.

"Es ist ein Verbrechen"

"Das erste Kind, das starb, war der Sohn meines Cousins … danach starb eins nach dem anderen. Ein weiteres Kind, ein weiteres Kind, dann mein Cousin. Meine Kinder starben am Morgen … kurz bevor die türkische Küstenwache eintraf" insgesamt seien acht Kinder gestorben, so Mohamed.

Im Rahmen einer Dokumentation der BBC wurde einem ehemaligen Angehörigen der Küstenwache bei einem Interview ein Video einer ähnlichen Aktion gezeigt. Während des Interviews stritt dieser ab, auf dem Video etwas Illegales zuerkennen.

Später wurde folgende Aussage von ihm, in griechischer Sprache, aufgenommen: "Ich habe ihnen doch nicht zu viel erzählt, oder? Ich meine, das ist doch ganz klar, oder? Das ist keine Atomphysik. Ich weiß nicht, warum sie es am helllichten Tag getan haben ... Es ist ... offensichtlich illegal. Es ist ein Verbrechen."

Küstenwache streitet rechtswidriges Verhalten ab

Schon seit einiger Zeit häufen sich die Vorwürfe gegen die griechische Regierung, sogenannte "Pushbacks" durchzuführen. Unter Pushbacks versteht man das zwangsweise zurückschieben von Geflüchteten, ohne ihnen die Möglichkeit zu geben, einen Asylantrag zustellen. Pushbacks verstoßen unter anderem gegen die europäische Menschenrechtskonvention. Die Regierung Griechenlands bestreitet, dass solche Pushbacks durchgeführt würden.

Konfrontiert mit den Ergebnissen der Recherche der BBC gab die Küstenwache an, dass man im Einklang mit allen geltenden Konventionen und Gesetzen arbeiten würde. Das für die Küstenwache zuständige Ministerium für maritime Angelegenheiten und Inselpolitik gab an, die Vorwürfe durch ein unabhängiges Gremium prüfen lassen zu wollen.

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