Ermittler nahmen ihn statt Ex-RAF-Terrorist fest "Ich hatte eine ärztlich attestierte Verletzung"
Auf der Suche nach Ex-RAF-Terroristen hat die Polizei zu Unrecht einen Musiker verhaftet. Jetzt meldet sich dieser zu Wort.
Es muss sich angefühlt haben, wie im falschen Film: Der Musiker Andreas Weiser wurde am 12. März von der Polizei festgenommen. Der Grund: Sie hielten ihn für einen Ex-RAF-Terroristen. Nun hat Weiser sich zu dem Vorfall geäußert. "Runter, auf den Boden, runter!" habe er Rufe gehört, nachdem der 67-Jährige aus dem Bus ausgestiegen war. Wenig später lag er auf den Boden, umringt von schwer bewaffneten, vermummten Polizisten, die Waffen auf ihn gerichtet haben, berichtet der "Tagesspiegel".
"Drei oder vier von denen haben mich auf den Boden gerissen", sagt Weiser. "Ich habe sofort gedacht: Scheiße, die denken, ich bin der Terrorist Garweg", berichtet der Tagesspiegel. Dass es sich um eine Verwechslung handele, habe er direkt erkannt. Doch das hinderte die Polizisten zunächst nicht daran, sich auf ihn zu setzen, ihm Handschellen anzulegen, und ihm seine Sachen abzunehmen. "Ich habe dann nur gerufen: Ihr habt den Falschen", so Weiser.
Festnahme hat gesundheitliche Folgen
Er habe dabei ruhig reagiert. Das habe er beruflichen Erfahrungen in Brasilien zu verdanken, wo er überfallen wurde, sagt er t-online auf Anfrage. Die Art und Weise der Festnahme sieht er kritisch: "Bei anderen Leuten hätte die Lage eskalieren können", sagt Weiser t-online. "Die Polizei muss sich am Riemen reißen. Das ist nicht lustig" erklärt Weiser. "Ich hatte eine ärztlich attestierte Verletzung, eine Beule am Kopf, daraus folgend tagelang Kopfschmerzen", sagt er t-online. Seiner Ärztin zufolge habe er zudem ein psychisches Trauma erlitten. Daraus folgte wohl auch eine spätere Panikattacke.
45 Minuten habe er in Handschellen im Polizeiwagen gesessen, sagt der Musiker. Seine Dokumente wurden überprüft und sein rechtes Ohr mehrfach fotografiert. Er habe stets an den Rechtsstaat geglaubt. "Aber da kommen einem schon Zweifel", sagt Weiser dem "Tagesspiegel".
Immerhin habe sich der Einsatzleiter später bei ihm entschuldigt. Und auch einige Beamte haben in gut behandelt: "Die Polizisten, die mich bewacht haben, waren nett. Sie sind ja auch nur Menschen." Eine Entschädigung bekomme er jedoch nicht.
Ende Februar wurde Klette festgenommen
Die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette lebte 30 Jahre lang im Untergrund. Ermittler nahmen die 65-Jährige Ende Februar in Berlin-Kreuzberg fest. Die Staatsanwaltschaft Verden und das LKA Niedersachsen fahnden seit Jahrzehnten nach ihr sowie nach Burkhard Garweg (55) und Ernst-Volker Staub (69).
Alle drei werden der sogenannten dritten RAF-Generation zugeordnet. Vertreter dieser Generation sollen den damaligen Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, und den Treuhand-Chef, Detlev Karsten Rohwedder, getötet haben. Täter und Motive sind bis heute jedoch unbekannt.
- Telefonat mit Andreas Weiser
- tagesspiegel.de: "Ich habe dann nur gerufen, ihr habt den Falschen!" (kostenpflichtig)
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa