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Trotz Bitten: Geräte abgestellt – 12-jähriger Archie aus Großbritannien ist tot


Mutter verkündet unter Tränen
Geräte abgestellt: 12-jähriger Archie ist tot

Von dpa, lw

Aktualisiert am 06.08.2022Lesedauer: 2 Min.
Archie (Archivbild): Der 12-Jährige lag wochenlang im Koma.Vergrößern des Bildes
Archie (Archivbild): Der 12-Jährige lag wochenlang im Koma. (Quelle: Hollie Dance/dpa)

Trauer in London: Wochenlang kämpften Archies Eltern um sein Leben – erfolglos. Nun ist der 12-Jährige verstorben.

Er sorgte weltweit für Schlagzeilen, nun ist der 12-jährige Archie aus Großbritannien tot. Die Eltern des unheilbar kranken Jungen hatten dafür gekämpft, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen entgegen der Empfehlungen der Ärzte nicht eingestellt werden – ohne Erfolg.

Archie starb am Samstag um 12.15 Uhr (Ortszeit) in einem Krankenhaus in London, wie seine Mutter Hollie Dance unter Tränen vor Reportern verkündete. Nach Angaben seiner Familie wurden Archies Medikamente um 10 Uhr abgesetzt, ehe zwei Stunden später die Beatmungsgeräte entfernt wurden. "So ein wunderschöner kleiner Junge. Er hat bis zum Schluss gekämpft", sagte Dance.

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Archie lag seit April im Koma. Bei einem Unfall zu Hause in Southend-on-Sea hatte er sich schwere Hirnverletzungen zugezogen, womöglich bei einer Internet-Mutprobe. Die behandelnden Ärzte sahen keine Chance auf eine Genesung.

Das höchste britische Gericht hatte die Entscheidung der Ärzte gestützt, Archie sterben zu lassen. Dies sei im besten Interesse des Jungen. Auch ein letzter Appell der Eltern an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg blieb erfolglos.

Archies Eltern versuchten daraufhin, die Verlegung von Archie in ein Hospiz erwirken, damit ihr Sohn in einer ruhigeren, friedlicheren Umgebung seine letzten Stunden erleben kann. Das Krankenhaus lehnte dies jedoch wegen seines instabilen Zustands ab.

"Alle rechtlichen Möglichkeiten wurden ausgeschöpft"

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg, den die Eltern eingeschaltet hatten, erklärte am Freitagabend, dass der Antrag, Archie in ein Hospiz zu verlegen, nicht in seinen Zuständigkeitsbereich falle. Ein Sprecher der christlichen Organisation Christian Concern, die Archies Familie unterstützt, sagte dem Fernsehsender Sky News: "Alle rechtlichen Möglichkeiten wurden ausgeschöpft. Die Familie ist am Boden zerstört und verbringt viel Zeit mit Archie."

Auch das Berufungsgericht in London bestätigte diese Entscheidung: Es sei im besten Interesse Archies, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen im Krankenhaus statt in einer anderen Umgebung eingestellt würden, sagte die Richterin.

Archie war auch Thema im Vatikan

Das juristische Tauziehen im Fall Archie war sogar bereits im Vatikan Thema. Auf der offiziellen Vatikan-Plattform "Vatican News" erschien ein Meinungsbeitrag, in dem gegen die Abschaltung der Geräte im Fall Archie argumentiert wird. Eine Gesellschaft müsse Leben – und auch die Schwachen und Zerbrechlichen – schützen, heißt es darin.

Der Fall erinnert an ähnliche Auseinandersetzungen um unheilbar kranke Kinder in Großbritannien. Der finanziell stark unter Druck stehende britische Gesundheitsdienst neigt dazu, lebenserhaltende Maßnahmen sehr viel früher zu entziehen, als das in Deutschland der Fall wäre. Zudem werden die Wünsche von Eltern und Angehörigen dabei nicht im selben Maße berücksichtigt. Was im besten Sinne des Patienten ist, entscheiden oft Richter auf Empfehlung von Medizinern.

Verwendete Quellen
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