Notlage "perfiderweise" ausgenutzt Patientenmörder erzählt von seinen Taten
Niels Högel hat Dutzende Menschenleben auf dem Gewissen. Vor Gericht schildert der bereits verurteilte Mörder nun in einem weiteren Prozess seine Taten – von denen auch Kollegen gewusst haben sollen.
Der verurteilte Patientenmörder Niels Högel hat sich als Zeuge im Prozess gegen frühere Klinikvorgesetzte zu konkreten Taten geäußert. Dabei ging er auch auf seinen letzten Mord im Juni 2005 ein. Damals vergiftete er eine Frau und spritzte ihr auf der Intensivstation des Klinikums Delmenhorst das Herzmittel Sotalex.
"Der Zustand verschlechterte sich schnell", sagte der 45-Jährige am Dienstag vor dem Landgericht Oldenburg. "Ich erinnere mich, dass relativ zeitnah und zügig der Tod festgestellt wurde." Die Patientin war kurz zuvor mit schwerer Atemnot auf die Station gebracht worden. Es sei eine Notfallsituation gewesen, die er "perfiderweise" ausgenutzt habe.
Ärzte sollen von Taten des Pflegers gewusst haben
Es war der dritte Verhandlungstag in Folge, bei dem Högel als einziger Zeuge geladen war, weitere dürften folgen. Bereits bei den vorherigen Malen wurde er von Richtern, Staatsanwaltschaft und Verteidigern stundenlang intensiv befragt.
Bei den sieben Angeklagten handelt es sich um drei Ärzte, drei leitende Pflegerinnen und Pfleger sowie einen Ex-Klinik-Geschäftsführer der Kliniken Oldenburg und Delmenhorst. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft schritten sie nicht ein, um Morde des ehemaligen Pflegers zu verhindern, obwohl sie dessen Gefährlichkeit erkannt hätten.
Die Anklage lautet in unterschiedlichem Umfang auf Beihilfe zum Totschlag beziehungsweise versuchten Totschlag jeweils durch Unterlassen. Högel wurde 2019 wegen 85-fachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt und verbüßt seine Strafe in der JVA Oldenburg.
- Nachrichtenagentur dpa