Tödliche Schüsse in Kusel Erwischten die Polizisten Wilderer auf frischer Tat?
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Es mehren sich Hinweise darauf, dass die getöteten Polizeibeamten in Kusel die mutmaßlichen Täter beim Wildern stellten. Die Geschäftsräume seines Wildhandels hatte einer der Verdächtigen schon vor Jahren aufgegeben.
Es ist 4.20 Uhr am Montagmorgen, als auf einer Kreisstraße in der Pfalz geschossen wird. Zwei Polizeibeamte gehen tödlich getroffen zu Boden. Ihren Kollegen hatten sie über Funk nur mitgeteilt, dass sie ein Fahrzeug kontrollieren wollten. Dort liege Wild im Kofferraum. Wenig später heißt es nur noch: "Die schießen!" Die zunächst unbekannten Täter flüchten. Zurück bleiben die Toten, das zivile Polizeifahrzeug – und ein Ausweis, der einem der Verdächtigen gehören soll, die das Feuer eröffnet haben.
Am Nachmittag nimmt die Polizei den 38-Jährigen nach kurzer Öffentlichkeitsfahndung vor seinem Haus in Sulzbach fest: Andreas S. betrieb wenige Kilometer vom Tatort über Jahre eine Bäckerei – und damit verbunden einen Wildhandel. Nachdem die Bäckerei 2019 insolvent wurde, könnte vor allem der Wildbetrieb ins Geschäftszentrum gerückt sein.
Nun deuten neben dem letzten Funkspruch der Polizisten mehrere Indizien darauf hin, dass die Tat tatsächlich in Zusammenhang mit Wilderei stehen könnte:
- Wie t-online aus dem Umfeld des Verdächtigen erfuhr, bestand der Wildbetrieb an der im Handelsregister angegebenen Adresse an einem ehemaligen Metzgereibetrieb schon seit rund vier Jahren nicht mehr. Zurück blieben angeblich offene Rechnungen. Das Geschäft mit Wildfleisch habe er aber privat weiterbetrieben.
- Ein zweiter Verdächtiger sei, wie die Boulevard-Zeitung "Bild" berichtet, im Wohnhaus von S. noch in Metzgerschürze festgenommen worden.
- Dem SWR bestätigte der Deutsche Jagdverband, S. habe zweimal seine waffenrechtliche Zuverlässigkeit verloren, zuletzt im Jahr 2020. Trotzdem wurden laut Polizei Waffen bei ihm sichergestellt. Auch sein Jagdrevier soll er angeblich verloren haben, wie t-online aus Kreisen der örtlichen Jägerschaft erfuhr.
- Demnach könnte auch der Tatort einen Hinweis auf einen Zusammenhang mit Wilderei geben. Es handelt sich um eine wenig befahrene Straße, wo viel Wild wechselt. Wegen des angrenzenden Truppenübungsplatzes Baumholder wundern sich Anwohner nicht über gelegentliche Schussgeräusche. Wilderer mit Ortskenntnis fänden hier also nahezu ideale Bedingungen vor.
- Im mit dem Auto nur 30 Minuten vom Tatort entfernten Breitenheim war vor etwa einem Jahr ebenfalls ein Fall von mutmaßlicher Wilderei aktenkundig geworden. Die Polizei konnte keine Verdächtigen ermitteln. Einen möglichen Zusammenhang mit der Tat in Kusel wollte ein Polizeisprecher weder bestätigen noch ausschließen.
Am Dienstagnachmittag gaben die Ermittlungsbehörden auf einer Pressekonferenz weitere Details bekannt. Mehr dazu lesen Sie hier.
Die Tat hatte am Montag bundesweite Aufmerksamkeit erregt. Beide Beamte waren noch Tatort ihren schweren Verletzungen erlegen. Einer von ihnen hatte das Feuer offenbar erwidert. Die Waffe seiner Kollegin steckte noch im Holster. Beide starben nach Schüssen in den Kopf.
- Eigene Recherchen