Autoexplosion durch Sprengsatz Taxifahrer verhinderte offenbar Terroranschlag in Liverpool
Am Abend des 14. November ist im britischen Liverpool ein Taxi vor einer Frauenklinik explodiert, ein Mann wurde getötet. Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass der Fahrer womöglich einen Anschlag verhindert hat.
Ein geistesgegenwärtiger Taxifahrer hat in Liverpool womöglich einen Anschlag verhindert. Wie die britische Anti-Terror-Polizei am Montag mitteilte, geht sie bei der Explosion eines Taxis am Vortag von einem terroristischen Hintergrund aus. Sie bestätigte auch, dass die Detonation von einem Sprengsatz ausgelöst wurde.
Inzwischen ist die Terrorwarnung in Großbritannien auf die zweithöchste Stufe erhöht worden. Das bestätigte die britische Innenministerin Priti Patel am Montag.
Zuvor hatte Premierminister Boris Johnson das nationale Sicherheitskabinett Cobra einberufen. Anschläge in Großbritannien gelten der neuen Einschätzung zufolge nun als "sehr wahrscheinlich".
Toter war vermutlich Bombenbauer
Bei dem toten Fahrgast vom 14. November handele es sich vermutlich um den Bombenbauer. Hinweisen zufolge habe er den Sprengsatz bei sich getragen. Die Anti-Terror-Einheit veröffentlichte am Abend den Namen des Umgekommenen. Es handle sich um einen 32-Jährigen namens Emad Al S., so die Ermittler. Der Mann habe Verbindungen zu zwei Wohnungen in Liverpool gehabt, die von der Polizei durchsucht wurden. Im Zusammenhang mit dem Fall wurden zudem vier Männer im Alter zwischen 20 und 29 Jahren festgenommen.
Das Taxi war am Sonntag kurz vor 11 Uhr (Ortszeit, 12 Uhr MEZ) vor der Frauenklinik von Liverpool explodiert. Die Explosion ereignete sich damit Sekunden vor dem jährlichen landesweiten Gedenken an die Kriegstoten, das auch in der nahe gelegenen Kathedrale der englischen Stadt begangen wurde. Der Zeitung "Liverpool Echo" zufolge nahmen an dem Gedenkgottesdienst rund 2.000 Menschen teil. Im Anschluss gab es auf den gesperrten Straßen rund um die Kathedrale eine Militärparade.
Auto explodierte nahe einer Gedenkfeier
Den Polizeiangaben zufolge hatte der Fahrgast den Taxifahrer aufgefordert, ihn zur Frauenklinik zu bringen. Diese liegt wenige Hundert Meter von der Kathedrale entfernt, in der der örtliche Gedenkgottesdienst stattfand. "Wir können im Moment keinen Zusammenhang dazu herstellen, aber es ist eine Spur, der wir nachgehen", sagte Russ Jackson von der Anti-Terror-Polizei mit Blick auf die Gedenkfeier.
Britische Medien hatten zunächst berichtet, der Passagier habe zu dem alljährlich in der anglikanischen Kathedrale im Nordwesten der Stadt stattfindenden Gedenkgottesdienst fahren wollen. Wegen Straßensperren habe das Taxi Umwege fahren müssen, wodurch es an der Frauenklinik vorbeigekommen sei.
Taxifahrer hegte Verdacht
Nach Angaben der städtischen Behörden und Medienberichten zufolge hatte der Fahrer den Passagier vor der Frauenklinik im Taxi eingesperrt, nachdem dieser ihm verdächtig vorgekommen war. Das Fahrzeug explodierte kurz darauf, der Fahrer konnte sich leicht verletzt retten. Auf Twitter war ein Video der Tat zu sehen.
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Das Taxi ging in einem Feuerball auf, dicker schwarzer Rauch stieg auf. Die Polizei riegelte das Krankenhaus umgehend ab, Patienten wurden aufgefordert, andere Kliniken aufzusuchen. Der getötete Passagier wurde laut Polizei noch nicht "formell identifiziert". Die Ermittler glaubten, die Identität des Passagiers zu kennen, wollten sie aber zu diesem Zeitpunkt nicht preisgeben, hieß es.
Katastrophe abgewendet
Der Fahrer wurde in einem Krankenhaus behandelt, konnte aber inzwischen wieder entlassen werden. "Mit seinem heldenhaften Verhalten hat der Taxifahrer es geschafft, eine mögliche Katastrophe in dem Krankenhaus abzuwenden, die absolut grauenhaft hätte werden können", sagte Liverpools Bürgermeisterin Joanne Anderson im BBC-Radio. Die Behörden hätten schon früh gewusst, dass der Fahrer ausgestiegen sei und die Türen verriegelt habe.
Der britische Premierminister Boris Johnson sagte kurz vor der Pressekonferenz der Anti-Terror-Polizei, es sei verfrüht, sich im Detail zu dem Vorfall zu äußern, da die Ermittlungen noch andauerten. "Aber es sieht so aus, als hätte sich der betreffende Taxifahrer unglaublich geistesgegenwärtig und tapfer verhalten", sagte Johnson in London.
Den Betroffenen des "fürchterlichen Vorfalls" sprach der Premierminister per Twitter sein Mitgefühl aus. "Ich möchte mich bei den Rettungskräften für ihre schnelle Reaktion und ihre Professionalität sowie der Polizei für ihre andauernden Ermittlungen bedanken", schrieb Johnson.
"Bedeutende Gegenstände" gefunden
Nach dem Vorfall hatte die Anti-Terror-Polizei in einem Haus im Liverpooler Stadtteil Kensington drei Männer im Alter von 21, 26 und 29 Jahren festgenommen. Am Montag wurde zudem ein 20-Jähriger festgenommen. Laut Jackson wurden an einer zweiten Adresse in Sefton Park, in der Nähe von Kensington, "bedeutende Gegenstände" gefunden. Dort soll auch der Fahrgast in das Taxi gestiegen sein.
Der Tatort vor dem Krankenhaus blieb am Montag abgesperrt, ebenso wie die Straßen rund um die beiden untersuchten Grundstücke, auf denen Forensiker in weißen Anzügen zu sehen waren. Auch der Inlandsgeheimdienst MI5 unterstützt die Ermittlungen, wie die Zeitung "The Guardian" und die BBC berichteten.
- Nachrichtenagenturen dpa und AFP