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Frankfurt am Main: Feier eskaliert – Hunderte Flaschen fliegen auf Polizisten


Ausschreitungen in Frankfurt
Beratungen über Konsequenzen nach Krawall-Nacht

Von afp, pdi, aj

Aktualisiert am 20.07.2020Lesedauer: 3 Min.
Frankfurt: Mitarbeiter der Stadtreinigung beseitigen am Morgen vor der Alten Oper Scherben der zertrümmerten Scheiben einer Bushaltestelle. In der Nacht ist es auf dem Opernplatz zu gewalttätigen Krawallen gekommen.Vergrößern des Bildes
Frankfurt: Mitarbeiter der Stadtreinigung beseitigen am Morgen vor der Alten Oper Scherben der zertrümmerten Scheiben einer Bushaltestelle. In der Nacht ist es auf dem Opernplatz zu gewalttätigen Krawallen gekommen. (Quelle: dpa)

Tausende Menschen feiern am Samstagabend auf dem Frankfurter Opernplatz. Die zunächst friedliche Stimmung schlägt gegen Mitternacht um. Die Polizei spricht von einem "Hagel an Flaschenwürfen".

Nach den nächtlichen Krawallen in Frankfurt am Main treffen sich an diesem Vormittag Vertreter der Stadt und der Polizei zu einer Sicherheitskonferenz. Frankfurts Sicherheitsdezernent Markus Frank (CDU) hat nach eigenen Angaben unter anderen Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Grüne), den Polizeipräsidenten Gerhard Bereswill, die Ordnungsbehörde und das Gesundheitsamt zu einem Gespräch in den Römer eingeladen.

Frank zeigte sich bestürzt von den Angriffen in der Nacht zum Sonntag. "Ich bin fassungslos, dass gezielt Polizeibeamte angegriffen werden, wenn sie einem Menschen helfen wollen", sagte der CDU-Politiker am Sonntag. "Damit ist eine neue Stufe der Gewalt erreicht." Frank zufolge sollen bei dem Treffen "weitere Maßnahmen" besprochen werden.

Angriffe auf Polizisten und Spuren der Zerstörung

Nach nächtlichen Krawallen in der Frankfurter Innenstadt wurden fast 40 Menschen festgenommen. Mindestens fünf Beamte wurden laut Polizei in der Nacht zum Sonntag verletzt. Nach den Worten des Frankfurter Polizeipräsidenten Gerhard Bereswill wurden Einsatzkräfte aus einer Menschenmenge mit Flaschen angegriffen, obwohl sie "deeskalierend" gehandelt hätten.

Wie die Polizei mitteilte, hatten rund 3.000 Menschen auf dem Opernplatz gefeiert, als die Randale ausbrach. Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Ausschreitungen in Stuttgart Ende Juni. Randalierer hatten Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert.

39 Menschen seien in der Folge festgenommen worden, 8 davon waren am Sonntagmorgen noch in Gewahrsam, wurden aber später ebenfalls wieder auf freien Fuß gesetzt. Gegen sie werde weiterhin wegen Landfriedensbruch und gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

"Absoluter, negativer Höhepunkt"

Umgekippte Mülltonnen, zertrümmerte Scheiben, zerschlagene Glasflaschen: Die Spuren der Krawalle in der Nacht waren am Morgen auf dem Frankfurter Opernplatz noch deutlich zu sehen. Polizeipräsident Bereswill sieht die Krawalle als "absoluten, negativen Höhepunkt" der vergangenen Wochen. "Das ist sehr schlimm, was sich da entwickelt und heute Nacht entladen hat", sagte Bereswill.

Gegen 3 Uhr morgens war es laut Polizei zu einer Schlägerei am Brunnen auf dem Opernplatz gekommen, an der 25 bis 30 Menschen beteiligt gewesen waren. Zu diesem Zeitpunkt seien noch rund 500 bis 800 Menschen auf dem Opernplatz versammelt gewesen. "Die Stimmung begann zu kippen", sagte Bereswill.

Bei der Schlägerei sei eine Person verletzt am Boden liegen geblieben. Daraufhin hätten etwa zehn Beamte beschlossen einzuschreiten, "um den Verletzten zu versorgen und den Streit zu schlichten". Die Beteiligten der Schlägerei hätten sich dann gegen die Beamten gewandt und sie "massiv" mit Flaschen beworfen. Umstehende hätten sich ihnen angeschlossen.

"Hagel aus Flaschenwürfen"

Die Anwesenden hätten gejubelt, wenn eine Flasche die Beamten getroffen habe. "Von der Qualität aber auch von der Anzahl ist das etwas, was ich in Frankfurt noch nicht erlebt habe", so Bereswill. Die Polizei habe zwei Ketten gebildet und die Menschen so vom Platz in eine Straße gedrängt. Dort seien mutmaßliche Flaschenwerfer gezielt festgenommen worden. Dabei seien die Beamten abermals attackiert worden, Bereswill sprach von einem "Hagel aus Flaschenwürfen".

Gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft prüfe man derzeit, ob gegen die acht Menschen in Polizeigewahrsam ein Haftbefehl wegen schweren Landfriedensbruchs beantragt werde. Die Festgenommenen seien bis auf eine Frau ausschließlich Männer im Alter von 17 bis 23 Jahren, teilte die Polizei mit. Zunächst hatten die Ermittler das Alter der Beteiligten mit 17 bis 21 Jahren angegeben. Neun stammten aus Frankfurt, die restlichen 30 aus der Umgebung.

Polizei: Einer der Angreifer warf mehr als 20 Flaschen

"Der genaue Status der Personen, im Hinblick ob sie Deutsche oder Nicht-Deutsche sind und inwieweit sie von der Person her Migrationshintergrund haben oder ob sie eventuell Asylantragsteller sind, das ist noch offen", sagte der Frankfurter Polizeipräsident Gerhard Bereswill. "Was ich aber jetzt schon sagen kann aufgrund der Betrachtung der Gesamtliste: Es handelt sich vorwiegend um Männer mit Migrationshintergrund."

Einer der Männer habe "ganz herausragend agiert" und mehr als 20 Flaschenwürfe zu verantworten. Damit habe er auch andere animiert, sagte Bereswill. Auch Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) verurteilte die Angriffe. "Die Beteiligten müssen umgehend zur Rechenschaft gezogen werden", schrieb Feldmann am Sonntag auf Twitter. Er forderte zudem, die Polizeipräsenz an solchen "Hotspots" zu erhöhen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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