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Essex/England: Grausiger Leichenfund – Polizei nimmt vier Verdächtige fest


Leichen werden zur Obduktion gebracht
Großbritannien: Polizei nimmt vier Verdächtige fest

Von dpa, afp
Aktualisiert am 25.10.2019Lesedauer: 3 Min.
Ermittler untersuchen den Kühllaster: 39 Tote wurden in dem Lkw gefunden. Wer sie sind, ist immer noch unklar.Vergrößern des Bildes
Ermittler untersuchen den Kühllaster: 39 Tote wurden in dem Lkw gefunden. Wer sie sind, ist immer noch unklar. (Quelle: dpa-bilder)

Die Leichen der 39 Toten, die in einem Kühllaster östlich von London gefunden wurden, werden zur Obduktion gebracht. Die Polizei nahm in dem Fall am Freitag insgesamt vier verdächtige Personen fest.

Nach dem grausigen Fund von 39 Leichen in einem Lastwagenanhänger nahe London gehen die Ermittler weiter vielen offenen Fragen nach. Die Umstände deuteten darauf hin, dass es sich bei den noch nicht identifizierten Toten um ins Land geschleuste Migranten handelt. Die Polizei bestätigt nun, dass die Menschen aus China stammen.

Offiziell bestätigt ist ihre Todesursache noch nicht. Die Leichen werden in einem Krankenhaus in Chelmsford obduziert. Die ersten elf Toten wurden am Donnerstagabend – begleitet von einer Polizeieskorte – in die Klinik gebracht. Das teilte die britische Polizei über Twitter mit. Die Opfer, 31 Männer und acht Frauen, stammen wahrscheinlich aus China. Möglicherweise seien auch Vietnamesen unter den Toten, hieß es aus vietnamesischen Sicherheitskreisen. Experten rechnen mit sehr langen Untersuchungen.

Vier Verdächtige wegen Menschenhandel festgenommen

Die britische Polizei hat am Freitag zwei Menschen festgenommen. Bei den Festgenommenen handele es sich um einen 38 Jahre alten Mann und eine Frau gleichen Alters. Ihnen würden Menschenhandel in 39 Fällen sowie Totschlag in 39 Fällen vorgeworfen, teilte die Polizei am Freitag mit. Später gab die Polizei noch die Festnahme eines 48-Jährigen aus Nordirland am Londoner Flughafen Stansted bekannt. Er stehe im Verdacht, an den Taten beteiligt gewesen zu sein.

Unklar ist, ob der bereits unter Mordverdacht festgenommene Lastwagenfahrer überhaupt wusste, dass die Menschen in dem Anhänger waren. Er bleibe aber weiter in Haft, sagte die Polizei. Der Haftbefehl gegen ihn sei am Donnerstag verlängert worden.

Britischen Medienberichten zufolge wurden in der Nacht zum Donnerstag zwei Wohnungen in Nordirland durchsucht – dem Herkunftsland des Lastwagenfahrers. Von einem Zusammenhang mit dem Fall sei stark auszugehen, hieß es. Demnach könnten die Menschen im Laderaum erfroren sein, da es sich bei dem großen Lkw-Sattelauflieger um einen Kühlcontainer handelte. Bei den Toten handelt es sich laut Polizei um 38 Erwachsene und einen Teenager.

Nach Polizeiangaben war der Anhänger per Schiff vom belgischen Hafen Zeebrugge ins englische Purfleet transportiert worden und dort am frühen Mittwochmorgen angekommen. Hier übernahm der festgenommene Nordire offenbar die Fracht. Purfleet ist nicht weit entfernt von jenem Ort im Industriegebiet der Stadt Grays, an dem der Container schließlich entdeckt wurde.

Bisherigen Ermittlungen zufolge wurde der Container anscheinend eine halbe Stunde nach Mitternacht (Ortszeit) vom Schiff an Land verfrachtet und dort an die – aus Nordirland gekommene – Sattelzugmaschine gekoppelt. Das Gespann habe den Hafen dann kurz nach 1 Uhr verlassen. Sanitäter hätten die Polizei schließlich gegen 1.40 Uhr über den Leichenfund im Lastwagen informiert, hieß es. Wer die Rettungskräfte alarmiert hatte, ist nicht bekannt.

"Verachtung für menschliches Leben"

Gemeldet war der Lkw seit 2007 in der bulgarischen Hafenstadt Warna am Schwarzen Meer, wie Bulgariens Ministerpräsident Boiko Borissow sagte. Seitdem sei das Fahrzeug nicht mehr im Land gewesen. Nach Angaben eines bulgarischen Frachtverbandes ist dies aus Steuergründen nicht unüblich.

"39 Menschen in einen verschlossenen Metallcontainer zu pferchen zeigt eine Verachtung für menschliches Leben, die bösartig ist", sagte die britische Parlamentsabgeordnete Jackie Doyle-Price laut Nachrichtenagentur Press Association im Unterhaus. "Die Übeltäter ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen ist das Beste, was wir in Gedenken an diese Opfer tun können."

Nur Stunden nach dem Leichenfund in der Grafschaft Essex stoppte die Polizei laut Medienberichten im benachbarten Kent einen Lastwagen mit neun Migranten im Laderaum. Der Lkw war demnach auf der Autobahn Richtung London unterwegs, als die Polizei am Mittwochnachmittag alarmiert wurde. Ein Sprecher sagte dem Sender Sky News, die Menschen würden medizinisch untersucht und an die Einwanderungsbehörden überstellt.


Jedes Jahr werden Tausende von Migranten illegal nach Großbritannien gebracht, vor allem in Lastwagen oder mit Schiffen und Booten. Vor 19 Jahren fand die Polizei 58 tote Chinesen in einem Lastwagen-Anhänger im englischen Hafen von Dover am Ärmelkanal. Die Meeresenge ist einer der weltweit befahrensten Seewege.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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