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Rastatt: Bekifft Oma und Baby überfahren – Angeklagter gesteht


"Da war was auf der Straße"
Angeklagter gesteht: Bekifft Oma und Baby überfahren

Von dpa
Aktualisiert am 29.04.2019Lesedauer: 2 Min.
Teddybären, Kerzen und Blumen liegen an der Unfallstelle: Der Fahrer hatte die Überfahrenen hilflos am Unfallort zurückgelassen. (Archivbild)Vergrößern des Bildes
Teddybären, Kerzen und Blumen liegen an der Unfallstelle: Der Fahrer hatte die Überfahrenen hilflos am Unfallort zurückgelassen. (Archivbild) (Quelle: Benedikt Spether/dpa)
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Vor den Ermittlern hatte er geschwiegen. Doch vor Gericht spricht der Mann, der ein Baby und dessen Oma totgefahren haben und geflüchtet sein soll. Viel erinnert er nicht – behauptet er. Kann das stimmen?

Eine Großmutter und ihr Enkel starben bei einem schweren Unfall mit Fahrerflucht – nach langem Schweigen hat ein 48-Jähriger jetzt vor Gericht eingeräumt, die beiden totgefahren zu haben. An den genauen Hergang des verhängnisvollen Unfalls vom vergangenen Juli im baden-württembergischen Gaggenau erinnere er sich jedoch nicht, sagte der Angeklagte im Prozess vor dem Amtsgericht Rastatt.

"Ich habe nur gemerkt, dass ich was umgefahren habe", sagte der bärtige Mann, der bedrückt und zeitweise den Tränen nahe schien. "Nie im Leben hab' ich gedacht, dass das Menschen waren." Aus Angst um seinen Führerschein habe er nicht angehalten. Zuvor hatte der 48-Jährige bereits über seinen Anwalt mitteilen lassen, dass die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft im Wesentlichen zuträfen.

Sein Auto erfasste die Frau mit dem Kinderwagen

Die Anklage geht davon aus, dass er den sieben Monate alten Jungen und dessen Oma im vergangenen Juli betrunken und bekifft überfuhr und zurückließ, ohne sich um die Schwerstverletzten zu kümmern. Den Angaben zufolge war die Frau von der Motorhaube seines Autos erfasst und 39 Meter weggeschleudert worden. Das Kind wurde aus dem Kinderwagen katapultiert.

Ersthelfer am Unfallort fanden das Baby röchelnd auf der Straße liegend vor; es starb wenige Stunden später in einem Karlsruher Krankenhaus. Die Frau starb sofort. Der Unfallort, so ein später hinzugekommener Zeuge, "sah aus, wie nach einer Bombenexplosion".

"Da war was auf der Straße"

Der Mann gab vor Gericht an, am Unfalltag schon während der Arbeit getrunken zu haben. Zudem habe er abends in einer Gaststätte sieben Pils und vier Ouzo konsumiert, so die Anklage. Laut Blutprobe, die aber erst Stunden nach dem Unfall genommen werden konnte, hatte er mindestens 1,17 Promille im Blut gehabt. Nach Worten eines Arbeitskollegen war der 48-Jährige nach dem Unfall in völliger Panik und habe gesagt: "Da war was auf der Straße."

An seinen Erinnerungslücken für die Zeit nach dem Unfall ließ die Staatsanwaltschaft aber Zweifel erkennen. Auch die Richterin versuchte herauszufinden, ob dem Angeklagten tatsächlich nicht klar war, dass er zwei Menschen überfahren hatte. Sie hielt ihm vor, nach dem Unfall gegenüber Zeugen von einer Frau und einem Kinderwagen gesprochen zu haben. Der 48-Jährige bestritt jedoch auch auf mehrmaliges Nachfragen jegliche Erinnerung daran.

Der Mann beharrt auf einen Filmriss

Er sprach stattdessen von jahrelangem Alkohol- und Drogenmissbrauch und bezeichnete sich selbst als abhängig. Teilweise habe er nach dem Scheitern seiner Ehe "tagelang gesoffen". Am Abend der Unfallfahrt habe er einen Filmriss gehabt. Weder an die Strecke noch an die Geschwindigkeit oder den Zusammenstoß erinnere er sich.

Am Unfallort war das Nummernschild des demolierten Autos zurückgeblieben. Wenige Stunden später nahm die Polizei den 48-Jährigen fest.


Im Zuge der Durchsuchung der Wohnung des Angeklagten hatte die Polizei auch eine Indoor-Marihuanaplantage mit 48 Stauden gefunden. Dem 48-Jährigen droht daher auch eine Strafe wegen unerlaubten Drogenbesitzes. Ein Urteil könnte am 17. Mai gefällt werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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