Massaker von Las Vegas 59 Tote, mindestens zwölf Verletzte in kritischem Zustand
Las Vegas steht unter Schock: Ein Mann hat aus dem 32. Stock eines Hotels mit einem Schnellfeuergewehr auf Besucher eines Country-Konzerts geschossen. 59 Menschen starben, rund 500 Menschen verletzt.
Nach den Schüssen auf die Zuschauermenge bei einem Konzert in Las Vegas sind noch mindestens zwölf Verletzte in kritischem Zustand. Eine Sprecherin der Uniklinik von Las Vegas sagte dem Sender CBS, das Krankenhaus habe 104 der rund 400 Verletzten aufgenommen. Von ihnen seien noch zwölf in kritischem Zustand. Wie viele Verletzte noch schwerst verletzt in anderen Krankenhäusern liegen, war zunächst unklar.
Acht Patienten hätten nach der Ankunft in der Uniklinik wegen schwerer Schussverletzungen sofort notoperiert werden müssen, sagte Danita Cohen, Sprecherin des University Medical Center of Southern Nevada. Die Behörden riefen die Bevölkerung dazu auf, Blut zu spenden.
45 Minuten vor den tödlichen Schüssen von Las Vegas soll es zuvor bereits zu einem merkwürdigen Vorkommnis auf dem Konzert gekommen sein. Eine Frau soll sich in der Menge vorgedrängelt haben. Dabei hätte sie gesagt: "Ihr werdet heute Abend alle sterben." Dies berichtete eine junge Konzertbesucherin dem Sender "NBC".
Fraglich ist nun, ob es sich bei dieser Frau um Marilou Danley gehandelt hat, die sich mit dem mutmaßlichen Täter Stephen Paddock in seinem Hotelzimmer aufgehalten haben soll und zurzeit von der Polizei gesucht wird.
Der Todesschütze hat sich derweil nach Angaben der Polizei selbst getötet. "Wir glauben, dass er sich selbst das Leben genommen hat, bevor wir eingedrungen sind", beschrieb Bezirkssheriff Joseph Lombardo die Szene am Montag.
Der 64-Jährige soll von einem Gästezimmer im 32. Stock des Mandalay Bay Hotels im Zentrum von Las Vegas in das Publikum eines Musikkonzertes geschossen haben. Mehr als 50 Menschen starben, rund 500 wurden verletzt. Nach Angaben von Lombardo hatte der Schütze mehr als zehn Gewehre gehortet. Augenzeugen berichteten von Hunderten Schüssen auf dem von etwa 30.000 Menschen besuchten Konzert an der Ausgehmeile der Kasino-Stadt.
Die Hintergründe der Tat sind noch unklar, ein politischer oder religiöser Hintergrund ist laut Ermittlern aber unwahrscheinlich. Der Schütze stamme aus Las Vegas und habe nach ersten Erkenntnissen keine Verbindungen zu militanten Gruppen gehabt, sagte Bezirks-Sheriff Lombardo. "Wir glauben, dass es ein Einzeltäter ist. Ein einsamer Wolf."
Nach Angaben der US-Ermittler gibt es bisher bisher keine Hinweise auf Verbindungen des Täters zu internationalen Terrororganisationen. Das sagte am Montag der Sprecher der US-Bundespolizei FBI, Aaron Rouse.
Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte die Bluttat für sich reklamiert. Der Angriff auf die Besucher eines Open-Air-Konzerts sei von einem Mann verübt worden, der vor einigen Monaten zum Islam konvertiert sei, erklärte das IS-Propagandaorgan Amaq.
Nach der Lebensgefährtin des Schützen wird unterdessen noch gesucht, ebenso wie nach zwei Fahrzeugen: einem "Hyundai Tucson" und einem "Chrysler Pacifica", die auf den Schützen zugelassen seien. Die Frau gelte aber nicht als Komplizin. Lombardo sprach von einer "Person von Interesse", die befragt werden solle.
Zwei Polizisten außer Dienst unter den Opfern
Im Internet verbreitete Handy-Videos zeigen das Konzertgelände, wo Menschen sich panisch immer wieder zu Boden werfen – Geräusche wie Schüsse aus einem Schnellfeuergewehr sind zu hören. "Wie Feuerwerkskörper", habe es sich angehört, berichten zwei junge Männer später im Fernsehen. Auf der Bühne stand zu diesem Zeitpunkt gerade Country-Sänger Jason Aldean. Er und seine Band flüchteten von der Bühne, blieben aber unverletzt.
An der berühmten Kasino-Meile, dem Las Vegas Strip, waren währenddessen Dutzende Streifenwagen zu sehen. Einige Polizisten gingen hinter ihren Fahrzeugen in Deckung, während andere mit Sturmgewehren in das Hotel und Kasino "Mandalay Bay" rannten, wo sie den Schützen stellten. Von weiteren Schützen gehen die Ermittler nicht aus – es handele sich vermutlich um einen Einzeltäter.
Auf dem Konzertgelände spielten sich derweil dramatische Szenen ab: "Wir krochen über Tote", sagte Konzertbesucherin Cari Copeland Pearson. Sie habe vielfache Schüsse gehört, vermutlich aus einem automatischen Gewehr, das er zwischendurch immer wieder nachlud. Sie sei zunächst in Deckung gegangen und dann geflüchtet. Zahlreiche Menschen hätten blutüberströmt am Boden gelegen, sagte ein weiterer junger Mann dem Sender CNN.
Polizisten in den Gängen des Hotels
Aus ihrem angrenzenden Hotelzimmer habe sie rund 20 Minuten lang Schüsse gehört, sagte eine Schweizer Touristin anschließend. "Die Polizei wies uns an, im Zimmer zu bleiben, die Schuhe auszuziehen und die Türen abzuschließen", sagte sie. Über dem Hotel kreisten Hubschrauber, auf den Gängen standen Polizisten. Die Gäste hätten sich für eine mögliche Evakuation bereithalten müssen, bis dahin "müssen wir still im Hotelzimmer im Dunkeln auf dem Boden sitzen".
"Heute Nacht war mehr als schrecklich", schrieb Sänger Aldean, der mit seiner Band von der Bühne geflüchtet war. "Mir fehlen immer noch die Worte, aber ich wollte euch wissen lassen, dass ich und meine Crew in Sicherheit sind. Meine Gedanken und Gebete gelten allen, die heute Nacht betroffen waren." Es schmerze ihn zutiefst, fuhr er fort, dass dies Menschen zugestoßen sei, "die gekommen sind, um Freude zu haben". Es hätte, so Aldean, "eine Nacht mit Spaß sein sollen".
Tödlichster Massenmord mit Schusswaffen in jüngerer US-Geschichte
Wegen des Vorfalls wurden einige Flüge auf dem Weg zum internationalen Flughafen von Las Vegas umgeleitet. Das Auswärtige Amt konnte am Montagvormittag noch keine Auskunft darüber geben, ob unter den Opfern deutsche Staatsbürger sind. In den USA gibt es immer wieder tödliche Angriffe mit Schusswaffen. Trotz mehrerer Amokläufe an Schulen und Universitäten gelang es dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama nicht, gegen den Widerstand der Republikaner schärfere Waffengesetze durchzusetzen.
Bei dem Angriff auf das Country-Konzert in Las Vegas handelt es sich um das tödlichste derartige Verbrechen in der US-Kriminalgeschichte. US-Präsident Donald Trump sprach den Familien der Toten sein Beileid aus. Der Gouverneur von Nevada, Brian Sandoval, sprach auf Twitter von einer tragischen und abscheulichen Gewalttat. "Unsere Gebete gelten allen, die von diesem feigen Akt betroffen sind."
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