Kriminalität Mord erschüttert deutsche Botschaft
Die Leiche trieb in einem See: Ein Mitarbeiter der deutsche Botschaft in Islamabad ist ermordet worden. Die Indizien deuten auf einen sogenannten Ehrenmord hin. Der junge Pakistaner hatte eine Beziehung zu einer Frau. In ihrem Umfeld wird der Täter vermutet.
Die Leiche von Faiz Ali muss vier, fünf Tage im Rawal-See, am Rande der pakistanischen Stadt Islamabad, gelegen haben, bevor sie ein Wachmann an einem Staudamm entdeckte. Er rief die Polizei, die den Körper aus dem Wasser zog. Man fand eine Brieftasche, Schlüssel und eine Karte, die ihn als Mitarbeiter der deutschen Botschaft auswies. Der Vorfall ereignete sich bereits vergangene Woche.
Die Obduktion im Pakistan Institute of Medical Science ergab, dass der 23-Jährige erdrosselt wurde. Seine Familie hatte ihn vor zwei Wochen als vermisst gemeldet. Er war damals mit seinem Motorrad davongefahren und nicht wieder nach Hause gekommen. Anfangs hatte man noch an eine Entführung geglaubt.
Familie war dagegen
Doch die Ermittlungen legen nahe, dass Ali Opfer eines sogenannten Ehrenmordes wurde. Er hatte eine Beziehung zu einer Frau aus der Nachbarstadt Bhara Kahu. Offenbar war deren Familie gegen das Verhältnis. Die Polizei vermutet den Täter im Umfeld der Frau.
Die Diplomaten der deutschen Botschaft zeigten sich bestürzt über den Vorfall. Man werde die Familie des Mitarbeiters in dieser schwierigen Zeit unterstützen, hieß es. Faiz Ali hatte vor drei Jahren als Wachmann bei der deutschen Vertretung begonnen und sich bis in die Visumsabteilung hochgearbeitet. Wegen seiner guten Leistungen wurde er dreimal befördert, er galt als besonders beliebter Mitarbeiter.
In Pakistan sind außereheliche Beziehungen nach wie vor in weiten Teilen der Gesellschaft tabu. Alis Verhältnis zu der Frau flog auf, als er versuchte, ein Mittel zum Schwangerschaftsabbruch zu besorgen.
In dem See trieb nach Behördenangaben noch eine weitere männliche Leiche. Wie sich herausstellte, hat der Tod dieses Mannes nichts mit dem Fall Faiz Ali zu tun. Bei dem zweiten Toten handelt es sich um einen Selbstmörder. Der psychisch Kranke hatte sich in den See gestürzt und war ertrunken.
Im vergangenen Jahr rund tausend Ehrenmorde
Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen ist Pakistan das Land mit den meisten "Ehrenmorden" weltweit. Opfer sind in den meisten Fällen Frauen. Im vergangenen Jahr wurden knapp tausend Frauen und Mädchen umgebracht, weil sie die "Ehre" ihrer Familien verletzt haben sollen, teilte die pakistanische Menschenrechtskommission vergangene Woche mit. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen, da viele Morde aus Scham nicht angezeigt werden. In vielen Fällen kommen die Täter deshalb ungestraft davon.
Neben den Morden sind Angriffe mit Säure ein großes Problem in dem Land. Männer, deren Annäherungsversuche zurückgewiesen werden und die sich deshalb in ihrer "Ehre" verletzt fühlen, attackieren Frauen mit Säure und ruinieren damit ihr Leben. Mitte März stürzte sich die 33-jährige Fakhra Younus, ein prominentes Säureopfer in Pakistan, in Rom von einem Hochhaus, weil sie nicht mehr mit entstelltem Gesicht leben wollte.
Ein Dokumentarfilm über diese Frauen sowie über einen Arzt, der ihnen hilft, wurde in diesem Jahr mit dem Oscar prämiert.