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Wangen: Messerangriff auf Vierjährige laut Täter "göttliche Eingebung"


Vierjährige attackiert
Messerangriff auf Kind: Täter spricht von "göttlicher Eingebung"

Von dpa
03.10.2024 - 09:21 UhrLesedauer: 3 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:241002-935-275654Vergrößern des BildesDer Angeklagte vor Gericht: Der Mann hat den Messerangriff gestanden. (Quelle: Felix Kästle/dpa)

Eine Mutter geht mit ihrer vierjährigen Tochter einkaufen. Plötzlich wird das Kind von einem Mann mit einem Messer attackiert. Im Prozess spricht der Täter von "göttlicher Eingebung".

Ein Mann hat vor dem Landgericht Ravensburg den Messerangriff auf eine Vierjährige im April dieses Jahres gestanden. Der 34-Jährige behauptete, die Stimme Gottes gehört und auf eine "göttliche Eingebung" hin gehandelt zu haben, sagte der gebürtige Syrer zu Prozessbeginn über eine Dolmetscherin. Er habe außerdem einen niederländischen Pass.

Er erklärte weiter: "Ich habe eine Hand gesehen und ich hatte diese Eingebung, wie groß die Person sein soll." Ihm zufolge habe die Hand so ausgesehen, als würde sie ein Messer halten. Er sei dann direkt los: Die Tat passierte an einem Mittwoch im April um 14.52 Uhr. Die Mutter und ihre Tochter standen zur Tatzeit in einem Supermarkt in Wangen im Allgäu vor den Angeboten. Die Frau schaute sich die Auslage an, ihre Tochter stand neben ihr und aß einen Mini-Donut. In diesem Moment nahm der Angriff seinen Lauf.

Der Täter sticht viermal zu

Laut Anklagebehörde betrat der Beschuldigte um diese Zeit den Discounter. Er sei auf die beiden zu gelaufen, habe unvermittelt ein schwarzes Küchenmesser gezogen und dann heimtückisch zugestochen. Vier Stiche in den Bauchraum verpasste er der Vierjährigen, die schließlich zusammensackte.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor. Wegen einer paranoiden Schizophrenie geht die Anklagebehörde von Schuldunfähigkeit aus.

Laut der Staatsanwältin wurde das Kind bei dem Angriff lebensgefährlich verletzt. Das Mädchen hätte noch "Mami" geschrien und gewimmert, schilderte die Mutter vor Gericht. Die 46-Jährige machte ihre Aussage in einem Nebenraum, ohne dem mutmaßlichen Täter gegenüberzusitzen. Die Frau habe noch versucht, dem Täter das Messer aus der Hand zu reißen. Ein anderer Kunde, der ihr zu Hilfe eilte, entwaffnete den Mann. Er sei ihm hinterhergelaufen, während sich die Mutter um ihre blutende Tochter kümmerte.

Die Mutter erzählt unter Tränen vor Gericht, was passiert ist

"Ich habe ihr gesagt, dass alles gut wird und wir jetzt gehen", sagte die Mutter unter Tränen vor Gericht weiter aus. Sie habe dann, mit ihrem Kind im Arm, an der Kasse noch Bescheid gesagt, dass es einen Angriff gab. Danach sei sie mit dem Auto in die Notaufnahme gefahren. Nach Stunden des Bangens sei ihre kleine Tochter stabil gewesen. Sie habe zu Beginn nicht realisiert, dass die Attacke so schlimm gewesen sei, sagte die Mutter. Ihre Tochter habe nun eine lange Narbe auf dem Bauch. Um mit dem Geschehenen besser umgehen zu können, habe das Kind der Narbe einen Namen gegeben. Ihr gehe es besser.

Reden wolle das Mädchen über die Geschehnisse aber nicht. Es selbst sei in Therapie. Kurz nach dem Angriff habe es nicht mehr mit zum Einkaufen gehen können. Die Tat habe die 46-Jährige fertiggemacht. Es sei traurig, "weil einfach so aus dem Nichts auf ein unschuldiges Kind eingestochen wurde".

Beschuldigter: Höre auch den Teufel

Laut den Ermittlern ließ sich der mutmaßliche Täter kurz nach dem Angriff widerstandslos in einer städtischen Unterkunft festnehmen. Per Unterbringungsbefehl kam er in die Psychiatrie. Der gelernte Informatiker war eigenen Angaben zufolge 2015 über Griechenland und die Balkanroute ins niederländische Den Haag geflohen. Dort habe er vor seiner Einbürgerung jahrelang als anerkannter Flüchtling gelebt. Nach Wangen sei er gekommen, weil seine Schwester dort lebe. Er habe erst bei der Familie, später in einer Obdachlosenunterkunft, im Wald, einer Tiefgarage und einer Moschee geschlafen.

Er selbst bezeichnete sich als "Entsandten Gottes". Vor Gericht erklärte der Mann, Gottes Stimme und auch die des Teufels zu hören. Beide würden ihm Befehle geben. Zu 90 Prozent könne er auch unterscheiden, wer von beiden gerade spreche. Nach dem Messerangriff habe er erstmals Gottes Stimme gehört. Über die Tat denke er heute nicht mehr nach.

Für den Prozess sind vier weitere Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird am 23. Oktober erwartet. Dann entscheidet sich, ob der 34-Jährige dauerhaft in eine Psychiatrie muss.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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