Fall Maddie Wegen Jahre altem Tweet: Prozess muss vertagt werden
Wegen fünf Sexualstraftaten ist Christian B. vor dem Landgericht Braunschweig angeklagt. Auch im Fall Maddie gilt er als mordverdächtig.
Der Prozess gegen den im Fall Maddie mordverdächtigen Deutschen wegen fünf Sexualstraftaten hat begonnen. Dem 47 Jahre alten Christian B. werden drei schwere Vergewaltigungen und sexueller Missbrauch von Kindern in zwei Fällen vorgeworfen. Der Verdächtige soll die Taten zwischen Ende Dezember 2000 und Juni 2017 in Portugal begangen haben. Unter anderem soll er eine damals 20-Jährige aus Irland in ihrem Appartement vergewaltigt haben. Im Oktober 2022 hatte die Staatsanwaltschaft Braunschweig nach Ermittlungen in mehreren europäischen Ländern eine mehr als 100-seitige Anklageschrift vorgelegt.
Zum Auftakt des Prozesses am Freitagmorgen stellte die Verteidigung einen Befangenheitsantrag gegen eine Schöffin. Die Sitzung wurde zunächst für 40 Minuten unterbrochen. Die Schöffin hatte in einem Tweet von 2019 die Tötung von Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro gefordert. Deshalb stimmte Staatsanwältin Ute Lindemann dem Antrag zu. "Äußerungen außerhalb der Rechtsordnung, Aufruf zu Mord und Totschlag dulden wir nicht, so jemand kann nicht ehrenamtlich Richterin sein", heißt es in der Begründung. Zuerst berichtete "Bild".
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Fall Maddie wird in Braunschweig nicht verhandelt
Dabei sah zuerst alles nach einem normalen Prozessverlauf aus. Der Angeklagte Christian B. betrat den Saal im Landgericht Braunschweig, bekleidet mit einem fliederfarbenen Hemd mit weißen Streifen und einem hellgrauen Sakko. Der dunkelblonde, schlanke Mann verdeckte nicht sein Gesicht und wirkte gefasst. Er nahm zwischen seinen vier Verteidigern Platz. Der 47-Jährige war zuvor mit einem Gefängnistransporter nach Braunschweig gebracht worden. Aktuell verbüßt er eine siebenjährige Gefängnisstrafe wegen der Vergewaltigung an einer 72-jährigen US-Touristin in Portugal
Zeugen sind nach Angaben einer Gerichtssprecherin für den ersten Prozesstag noch keine geladen. Während die Staatsanwaltschaft Braunschweig eine Verurteilung des Angeklagten mit Blick auf alle angeklagten Taten anstrebt, geht Verteidiger Friedrich Fülscher von der Unschuld seines Mandanten aus und will Freisprüche erreichen. Bis zu einer möglichen Verurteilung gilt die Unschuldsvermutung.
Großes Interesse am Prozess in Großbritannien
Der Verdächtige steht seit Sommer 2020 im Fokus der Behörden. Deutsche Ermittler gaben damals überraschend bekannt, dass sie den vorbestraften Sexualstraftäter im Fall der vermissten Maddie aus Großbritannien unter Mordverdacht gestalten haben. Die Britin Madeleine McCann war im Mai 2007 im Alter von drei Jahren im portugiesischen Praia da Luz an der Algarve aus einer Ferienanlage verschwunden. Im selben Ort soll B. auch die 20-jährige Irin vergewaltigt haben.
Der Fall Maddie sorgte weltweit für Schlagzeilen, ist aber nicht Gegenstand des aktuellen Prozesses in Braunschweig. Dennoch war der Andrang vor dem Landgericht Braunschweig am Freitagmorgen so groß, dass der ursprünglich geplante Auftakt um 9.00 Uhr nicht eingehalten werden konnte, wie Reporter der Nachrichtenagentur dpa vor Ort berichteten. Vor dem Gebäude bildeten sich lange Schlangen, vor dem Betreten mussten sich alle Besucherinnen und Besucher aufwendigen Sicherheitsmaßnahmen unterziehen. Das Medieninteresse ist, auch in Großbritannien, groß.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP
- Bild: "Brückner-Prozess nach gerade einmal neun Minuten vertagt"