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Frankreich | Spektakuläre Helikopter-Flucht: Berühmter Ausbrecher verurteilt


Filmreifes Verbrechen
Spektakuläre Helikopter-Flucht: Ausbrecher verurteilt

Von dpa
26.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Frankreich: Ein Hubschrauber Alouette II, mit dem der Kriminelle aus dem Gefängnis in Reau geflohen ist.Vergrößern des Bildes
Frankreich: Ein Hubschrauber Alouette II, mit dem der Kriminelle aus dem Gefängnis in Reau geflohen ist. (Quelle: Geoffroy Van Der Hasselt)

Rédoine Faïd brach gleich zweimal aus französischen Gefängnissen aus – nun ist ein Urteil gegen den berühmt berüchtigten Verbrecher gefallen.

Mit einem kinoreifen Gefängnisausbruch per Hubschrauber und der Hilfe eines bewaffneten Kommandos schaffte es der Schwerkriminelle Rédoine Faïd vor fünf Jahren in Frankreich in die Schlagzeilen. Zum zweiten Mal machte sich der Ganove damals aus der Haft davon und hielt die französische Justiz zum Narren. Faïd ist für seine Überfälle auf Geldtransporter und Banken bekannt.

In der Nacht zum Donnerstag verurteilte ein Gericht in Paris den 51-jährigen Franzosen nun zu 14 Jahren Haft. Die Anklage hatte 22 Jahre Haft für den geständigen Ausbrecher gefordert, seine Verteidigerin auf fünf bis acht Jahre Gefängnis plädiert. Auch elf mutmaßliche Helfer standen mit vor Gericht.

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Applaus anderer Häftlinge

Drei bewaffnete Komplizen hatten am 1. Juli 2018 einen Hubschrauber in ihre Gewalt gebracht, landeten damit in einem Hof des Gefängnisses von Réau südöstlich von Paris und nahmen Faïd an Bord. Unter dem Applaus anderer Häftlinge flog der Hubschrauber davon. Die Aktion dauerte nur wenige Minuten, niemand wurde ernsthaft verletzt.

Mitangeklagt wurden auch zwei Brüder und drei Neffen Faïds. Der schon mehrfach zu Freiheitsstrafen verurteilte Serientäter war drei Monate nach seiner Flucht nahe Paris gefasst worden. Um von den Fahndern nicht aufgespürt zu werden, hatte er sich zeitweilig unter einer Burka versteckt, also unter einem Ganzkörperschleier.

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Nicht die erste Flucht

Schon 2013 war Faïd eine spektakuläre Flucht aus einem Gefängnis gelungen. Dazu ließ er Sprengstoff an fünf Türen der Haftanstalt detonieren und nahm vier Aufseher vorübergehend als Geiseln. Mit einem Steckbrief suchte die Polizeiorganisation Interpol damals in den 190 Mitgliedsstaaten nach dem Ausbrecher – letztlich erfolgreich, er landete wieder hinter Gittern.

2018 verurteilte ein Gericht Faïd dann wegen seiner mutmaßlichen Rolle bei einem gescheiterten Raubüberfall 2010 zu 25 Jahren Haft. Bei einer Verfolgungsjagd war damals eine Polizistin getötet worden.

Außer von Fahndungsplakaten kannten die Menschen in Frankreich den Schwerkriminellen damals längst als gefragten Talkshow-Gast. Faïd, der nach eigenen Worten schon als Jugendlicher von Gangsterfilmen fasziniert war, veröffentlichte 2010 nach einer ersten langen Haftstrafe einen autobiografischen Roman und war danach Gast in zahlreichen TV-Sendungen. "Bankräuber: Von der Vorstadtsiedlung zum Großkriminellen" lautete der Titel seines Buchs.

Von Gangsterfilm inspiriert

Anders als in dem Roman angekündigt, ging seine kriminelle Karriere aber weiter. Inspiriert wurde er dabei auch von dem Gangsterfilm "Heat", wie er dem Macher des Films, Michael Mann, bei einer öffentlichen Begegnung erzählte. Immer wieder habe er sich den Film begeistert angeschaut, auch zu Lernzwecken.

Vor Gericht entschuldigte sich der Schwerkriminelle bei dem Hubschrauberpiloten Stéphane Buy, der ihn vor fünf Jahren unter Zwang aus dem Gefängnis flog und ihm nun gegenüber saß. Die Flucht sei mit Gewalt erzwungen gewesen und habe Menschen traumatisiert, heute würde er die Aktion nicht erneut durchziehen, behauptete Faïd.

Zwei Komplizen hatten bei dem Piloten einen Flug gebucht, ihn aber bereits am Flugplatz bedroht, damit er einen bestimmten Hubschrauber nimmt. "Sie haben mich genötigt und gewarnt, dass meine Familie in Gefahr sei", sagte der Pilot damals. Später wurde er auch geschlagen und zu dem Gefängnis dirigiert.

Auf der Anklagebank gab der Profigangster sich in Paris nun reumütig – und gelobte Besserung. Er werde nicht wieder rückfällig werden. Die Justiz war lieber auf Nummer sicher gegangen und hatte besondere Sicherheitsvorkehrungen für das Verfahren getroffen. Unter anderem war eine Eliteeinheit der Gendarmerie im Einsatz, um einen etwaigen neuen Fluchtversuch zu vereiteln.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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