"Tat mir stets weh, seine Werke zu sehen" Kirchenfenster wegen Missbrauchsvorwürfen gegen Priester entfernt
Fast 30 Jahre nach dem Tod eines Priesters werden mehrere Kirchenfenster mit dessen Ebenbild entfernt. Der Grund sind gehäufte Anschuldigungen des Missbrauchs.
Die Diözese von Lyon hat acht Kirchenfenster eines katholischen Priesters und Künstlers aus einer Kirche entfernen lassen, der nach seinem Tod von fast 50 Menschen des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurde. Eines der Buntglasfenster mit dem Titel "Der verlorene Sohn" zeigte ein vor einem Priester kniendes Kind. Nach Einschätzung seiner Opfer erinnert die Haltung der Dargestellten nicht zufällig an einen sexuellen Akt.
Luc Gemet, der Sprecher eines Opferverbands, begrüßte die Entfernung der Fenster als "Teil der Wiedergutmachung". "Es tat mir stets weh, seine Werke zu sehen", sagte Gemet.
Der Priester "Louis Ribes hat uns aufgefordert, uns auszuziehen, um uns zu zeichnen", berichtete er. "Und dann hat er uns, wann immer es ging, angefasst und gestreichelt, bis hin zur Vergewaltigung." Nach eigener Aussage wurde Gemet im Alter zwischen acht und 14 Jahren unter anderem im Priesterseminar von Ribes sexuell missbraucht.
Fast 50 öffentliche Betroffene
Louis Ribes war 1994 im Alter von 73 Jahren gestorben. Erst Jahre nach seinem Tod wandten sich seine Opfer an die Öffentlichkeit. Mittlerweile sind es 49 Betroffene aus drei Diözesen, die dem Kunst schaffenden Priester sexuelle Übergriffe und Vergewaltigungen vorwerfen.
Die Diözese von Lyon hatte nach Bekanntwerden der Affäre zugestimmt, die Kirchenfenster entfernen zu lassen. Dies sei auch ein Zeichen, "den Opfern zu zeigen, dass wir unser Wort halten", sagte ein Sprecher der Diözese. In mehreren weiteren Kirchen, für die Ribes gearbeitet hatte, sollen die von ihm gestalteten Fenster ebenfalls ausgebaut werden.
Die vom Kubismus inspirierten Fenster des Priesters sowie seine Fresken und Gemälde zieren mehrere Kirchen von den Alpen bis zum Zentralmassiv. Erfasst sind rund 70 Werke, von denen 18 im Besitz der Diözesen sind.
- Nachrichtenagentur AFP