"Betrug epischen Ausmaßes" Vom Krypto-Star zum Fall für den Richter
Tiefer Sturz für Sam Bankman-Fried: Seine Kryptowährungsbörse FTX machte den jungen Unternehmer zum Milliardär. Jetzt sitzt er im Gefängnis.
Sam Bankman-Fried galt als Wunderkind der US-Finanzindustrie. Schon früh entdeckte der Sohn jüdischer Eltern aus dem kalifornischen Stanford sein mathematisches Talent und studierte Physik am berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Mit 25 Jahren gründete Bankman-Fried seine erste Firma und zwei Jahre später die Kryptowährungsbörse FTX. Doch jetzt steht der frühere Milliardär wohl vor dem Ruin.
Die US-Bundesanwaltschaft wirft dem inzwischen 31-Jährigen vor, mit gestohlenen Kundengeldern Wahlkampfspenden finanziert zu haben. Bankman-Fried habe mehr als 100 Millionen Dollar von seinen Kunden abgezweigt, um Kandidaten vor den US-Zwischenwahlen 2022 zu unterstützen, so die Ermittler. Sie werfen dem 31-Jährigen "Betrug epischen Ausmaßes" und Geldwäsche vor.
Bankman-Fried zahlte 250 Millionen Dollar Kaution
In der Anklageschrift heißt es, Bankman-Fried habe zwei FTX-Führungskräfte angewiesen, die Herkunft der Gelder zu verschleiern und Spendengrenzen zu umgehen, indem sie sowohl an Demokraten als auch an Republikaner spendeten. "Diesen Einfluss nutzte er wiederum, um im Kongress und bei den Aufsichtsbehörden Lobbyarbeit zu betreiben, um Gesetze und Vorschriften zu unterstützen, von denen er glaubte, dass sie es FTX erleichtern würden, weiterhin Kundeneinlagen anzunehmen und zu wachsen."
Bankman-Fried hat sich nicht schuldig bekannt, ein Sprecher lehnte eine Stellungnahme zu den neuen Vorwürfen ab. Seine Firma FTX war nach Gerüchten über Unregelmäßigkeiten und nach einer gescheiterten Rettung durch den Rivalen Binance schon im November 2022 in die Insolvenz geschlittert. Insidern zufolge soll Bankman-Fried vorher heimlich zehn Milliarden Dollar an FTX-Kundengeldern zu Alameda Research transferiert haben. Die Krypto-Handelsfirma hatte er im Oktober 2017 gegründet, es war Bankman-Fried erste Firma.
Bankman-Fried soll Zeugen eingeschüchtert haben
Auf Betreiben der US-Justiz war Bankman-Fried am 12. Dezember auf den Bahamas festgenommen worden. Dort hatte FTX den Hauptsitz. Das Portal war einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Der Prozess gegen Bankman-Fried ist für den 2. Oktober angesetzt. Bislang stand der Unternehmer unter Hausarrest und durfte im Haus seiner Eltern in Kalifornien auf den Beginn der Verhandlung warten. Dafür hatte er 250 Millionen Dollar Kaution gezahlt. Doch am Freitag ordnete ein Richter die Verlegung in ein New Yorker Gefängnis an.
Als Grund nannte der Richter Versuche Bankman-Frieds, Prozesszeugen einzuschüchtern: "Er ist immer und immer wieder an die Grenze gegangen, und ich ziehe die Möglichkeit der Kaution zurück", so Richter Lewis Kaplan. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Aufhebung der Kaution, nachdem Bankman-Fried in einem Interview private Notizen der einstigen FTX-Chefin Caroline Ellison öffentlich gemacht hatte, die sie in einem schlechten Licht dastehen ließen. Es wird erwartet, dass Ellison als Zeugin der Anklage aufgerufen wird.
Bankman-Fried war einst 22 Milliarden Euro schwer
Den Ermittlern zufolge schrieb Bankman-Fried auch den früheren Chefjuristen von FTX über eine verschlüsselte Chat-App an. Er soll vorgeschlagen haben, beider Aussagen untereinander abzustimmen. Nach Auffassung des Gerichts versuchte Bankman-Fried damit, Zeugen zu beeinflussen und von der Kooperation mit Ermittlern abzubringen – auch wenn seine Anwälte dies bestritten.
Bankman-Frieds Mutter soll im Gerichtssaal geweint haben, als der Richter seine Entscheidung mitteilte. Für ihren Sohn ist der Gang ins Gefängnis ein tiefer Fall. Voriges Jahr schätzte das Magazin "Forbes" sein Vermögen noch auf umgerechnet fast 22 Milliarden Euro. Damals lebte Bankman-Fried mit seiner Freundin und neun Mitbewohnern in einem Luxusapartment auf den Bahamas. Inzwischen ist sein Vermögen laut "Forbes" auf relativ schmale 3,7 Millionen Euro zusammengeschmolzen.
- Nachrichtenagenturen Reuters und dpa
- forbes.com: Sam Bankman-Fried
- businessinsider.com: FTX's crypto empire was reportedly run by a bunch of roommates