Ursache Migrationshintergrund? So einfach ist es nicht
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Das Innenministerium will ein bundesweites Lagebild über die Silvesterkrawalle erstellen. Was wissen wir bereits? Ein erster Überblick aus drei betroffenen Städten.
Nach der Randale zum Jahreswechsel in mehreren Großstädten ist eine Diskussion über Ursachen und Konsequenzen entbrannt. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat ein deutschlandweites Lagebild zu den Angriffen auf Polizei- und Rettungskräfte angekündigt. Sie machte "gewaltbereite Integrationsverweigerer" für die Ausschreitungen verantwortlich. Die Bilanz soll unter anderem Aufschluss über die Nationalität der Täter geben.
Doch was wissen wir bislang überhaupt? Ein Überblick.
Die Brennpunkte
Deutschlandweit kommt es besonders in Großstädten seit Jahrzehnten in der Silvesternacht zu spontanen Ausschreitungen und Krawallen. In diesem Jahr wurden die schwerwiegendsten Vorkommnisse aus Berlin, Essen und Hannover gemeldet. Auch in anderen Städten griffen Menschengruppen zum Teil Umstehende sowie Polizei und Rettungskräfte mit Feuerwerk an – trotzdem zogen Polizeibehörden dort eine weitgehend positive Bilanz. Vielerorts verhinderten sogenannte Feuerwerksverbotszonen offenbar das Schlimmste, auch in den Städten, wo andernorts randaliert wurde.
Die Taten
Bei den Taten handelt es sich meist um einfache und gefährliche Körperververletzungen, um Sachbeschädigungen, Landfriedensbruch, Widerstand und tätliche Angriffe gegen Vollstreckungsbeamte. Hinzu kommen Verstöße gegen das Waffengesetz und Straftaten und Ordnungswidrigkeiten im Umgang mit Silvesterböllern. In Berlin wurden 281 Ermittlungsverfahren eingeleitet, in Hannover bislang "mehr als ein Dutzend", es sei dort aber davon auszugehen, dass es mehr gleichgelagerte Fälle gegeben habe, so die Behörden vor Ort. In Essen schilderte die Polizei in einer Pressemitteilung ebenfalls zahlreiche Vorfälle, die Auswertung dauert allerdings noch an.
Die Verdächtigen
Bei den Tatverdächtigen handelt es sich in allen drei Städten offenbar überwiegend um junge Männer. Zwei Drittel der 145 in Berlin vorläufig Festgenommenen sind unter 25-Jährige, 27 von ihnen sind sogar noch minderjährig. In Hannover überwiege bei den Beschuldigten die Gruppe der 17- bis 18-Jährigen, teilte die dortige Polizei t-online mit. In Essen schilderte ein Polizeisprecher den Eindruck von Einsatzkräften vor Ort – auch dort habe es sich hauptsächlich um junge Männer gehandelt.
Die Ursachen
Politiker haben in den Tagen nach den Krawallen die tatsächliche oder vermeintliche Herkunft von Tätern verantwortlich gemacht und in diesem Zusammenhang auch auf eine ihrer Ansicht nach gescheiterte Integration verwiesen. Für eine abschließende Beurteilung ist es aber auch bei diesem Punkt noch zu früh, da erst vorläufige Erkenntnisse vorliegen.
Die Polizei in Berlin teilte mit, 45 der Beschuldigten seien Deutsche, 27 seien Afghanen und 21 Syrer. Insgesamt werde gegen Verdächtige mit 18 unterschiedlichen Nationalitäten ermittelt. In Hannover gab die Polizei an, es werde gegen Menschen "jeglicher Herkunft" ermittelt, ohne besondere Schwerpunkte. In Essen dauert die Auswertung an.
Die kriminologische Forschung geht hauptsächlich von einer besonderen Gewaltaffinität in der festgestellten Altersgruppe aus. Ein zum Teil erhöhtes Risiko von Jugendlichen mit Migrationsgeschichte, bei Gewaltdelikten straffällig zu werden, wird nicht nur in Deutschland unter anderem auf eine die Migration begleitende soziale Unterprivilegierung zurückgeführt, die Gewaltakzeptanz befördere. In Berlin wurde beispielsweise besonders im sozialen Brennpunkt Neukölln randaliert.
- Eigene Recherchen