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Waldbrände I Lage in Sächsischer Schweiz verschärft sich – Touristen gewarnt


"Gefahr für Leib und Leben"
Waldbrände in Brandenburg und Sachsen: Lage außer Kontrolle

Von t-online, dpa, afp, mam, lib

Aktualisiert am 26.07.2022Lesedauer: 5 Min.
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Waldbrände in Sachen: Aufnahmen zeigen das Feuer in der beliebten Touristenregion. (Quelle: reuters)

In Brandenburg und Sachsen kämpfen Einsatzkräfte gegen verheerende Waldbrände. Touristen wurden dringend aufgefordert, einen bestimmten Bereich zu meiden.

In zwei deutschen Bundesländern laufen Großeinsätze der Einsatzkräfte: Durch die extreme Trockenheit begünstigt, wüten in Sachsen und Brandenburg verheerende Waldbrände. Die Lage ist weiterhin äußerst kritisch – auch am Dienstagabend waren die Feuer an einigen Stellen noch außer Kontrolle.

Im Nationalpark Sächsische Schweiz verschärfte sich die Lage am Dienstag, der Landkreis löste den Katastrophenalarm aus. Das Landratsamt Schweiz-Osterzgebirge teilte mit, dass sich das Feuer dort am Abend über 250 Hektar erstreckte. 400 Kräfte seien im Einsatz. Problematisch sei die komplizierte Beschaffung von Löschwasser, welches unter anderem aus der Elbe und der Kirnitzsch geholt werde, als auch die Unzugänglichkeit des Gebietes.

Bundeswehr schickt Hubschrauber

Dort werden mittlerweile Hubschrauber der Bundeswehr eingesetzt. "Die erste von drei Maschinen ist seit Dienstagnachmittag im Einsatz", sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Die anderen beiden folgten im Tagesverlauf folgen. Die Bundeswehr-Hubschrauber sollen vorrangig beim Löscheinsatz helfen. Zur Brandbekämpfung waren auch zwei Wasserwerfer mit jeweils 10.000 Litern Fassungsvermögen und zwei weitere Hubschrauber der Bundespolizei im Einsatz.

Touristen wurden dringend aufgefordert, den Bereich Hintere Sächsische Schweiz zu meiden, es bestehe Gefahr für Leib und Leben, teilte das Landratsamt mit. Für Bad Schandau sei Katastrophenalarm ausgelöst worden. Es gebe derzeit fünf Einsatzstellen rund um den Großen Winterberg.

Mehr zur Hitze, Waldbränden und der Klimakrise hören Sie in dieser Podcast-Folge:

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Brand griff aus Tschechien über

"Die aktuelle Waldbrandsaison in Sachsen ist verheerend", sagte Sachsens Umweltminister Wolfram Günther laut Mitteilung. "Dieser Waldbrand ist eine Tragödie für die Region und für alle Menschen, die vom Tourismus leben." Der Grünen-Politiker bat die Bevölkerung und Touristen darum, das Brandgebiet zu meiden und sich an die Betretungsverbote zu halten. "Wir erleben hier die Folgen der Klimakrise mit Dürre, Hitze und ausgetrockneten Wäldern."

Das Feuer hatte am Montag vom Nationalpark Böhmische Schweiz in Tschechien auf den Nationalpark Sächsische Schweiz übergegriffen. Bereits am Montag waren 70 Kinder, die sich in einem Ferienlager im tschechischen Ceska Kamenice befanden, in der sächsischen Kleinstadt Bad Schandau untergebracht worden. Dort werden sie von den Johannitern Pirna betreut und versorgt – im Laufe des Dienstags sollten sie in ihre Heimat zurückkehren.

Brandenburg: Brandbekämpfung könnte Wochen dauern

Auch in Brandenburgs Wäldern toben Feuer. Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) befürchtet, dass sich der Einsatz wegen des Waldbrandes in Falkenberg im Süden des Bundeslandes noch lange hinziehen kann. "Ihn komplett zu löschen, wird wahrscheinlich noch Wochen dauern", sagte er am Dienstag in dem Einsatzgebiet im Kreis Elbe-Elster. Am Abend konzentrierten sich die Löscharbeiten auf den südlicheren Bereich des Feuers entlang der Bundesstraße 183 nahe des Flugplatzes Falkenberg-Lönnewitz.

"Die Einsatzkräfte versuchen unter allen Umständen zu verhindern, dass die Flammen auf die andere Seite der Bundesstraße gelangen", sagte der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte, Philipp Haase. Weiter nördlich bei Rehfeld sei die Lage inzwischen unter Kontrolle. Insgesamt waren am Tag rund sieben Hubschrauber im Einsatz, zwei davon sollen noch bis Mitternacht ihre Einsätze fliegen.

Noch immer sei eine Fläche von rund 850 Hektar betroffen, sagte Haase. Das entspricht fast 1.200 Fußballfeldern. Ein heißer Brand – mit Flammen und Rauchentwicklung – tobe allerdings nur noch auf einer Fläche von rund 500 Hektar. Dabei handele es sich vor allem um bewaldete Flächen, in die die Fahrzeuge nur schwer gelangen könnten.

Haase geht davon aus, dass das Löschen aller Glutnester noch Tage, wenn nicht gar Wochen dauern könnte. Für diese Nacht hofften die Einsatzkräfte auf Entspannung. Erfahrungsgemäß lege sich der Wind dann etwas, betonte er. "Die Hoffnung bleibt, dass auch sogar noch der ein oder andere Tropfen Regen fallen könnte."

"Lage ist immer noch ernst"

Die Brandursache war bisher unklar, der Ort des Ausbruchs südwestlich des Einsatzgebietes aber bekannt, sagte der Innenminister Stübgen. Es sei auffällig, dass an dieser Stelle in den vergangenen Wochen mehrfach kleine Brände ausgebrochen seien. Genauere Erkenntnisse gebe es noch nicht. Verletzt wurden nach Angaben Stübgens am Montag acht Feuerwehrleute. Vier von ihnen seien am Dienstag zur Beobachtung noch im Krankenhaus gewesen.

Durch Detonation im Boden waren in der Region neue Munitions-Verdachtsflächen entdeckt worden, die zuvor noch gar nicht in Karten verzeichnet waren. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst sei deshalb in dem Gebiet im Einsatz, sagte Stübgen.

Evakuierungen in mehreren Ortschaften

Am Dienstagmorgen planten die Behörden die Evakuierung zweier Ortsteile im Landkreis Ebe-Elster: Vorsorglich war die Räumung des zur Stadt Mühlberg gehörenden Gemeindeteils Lönnewitz und des zur Gemeinde Vierlinden gehörenden Ortsteils Marxdorf angedacht, so eine Sprecherin.

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Die Behörden hatten bereits am Montag die Evakuierung mehrerer Ortschaften angeordnet. Wie der Landkreis Elbe-Elster am Montagabend mitteilte, wurden die zur Stadt Falkenberg/Elster gehörenden Ortschaften Kölsa, Kölsa-Siedlung und Rehfeld evakuiert. Am Dienstagmittag konnten die Bewohner von Kölsa und Rehfeld zurück in ihre Wohnungen. Für die Kölsa-Siedlung wurde die Evakuierunganordnung am Dienstagabend wieder aufgehoben. Dort war eine Ferkelzuchtanlage niedergebrannt. "Eine Vielzahl an Tieren ist dabei verendet", erklärte der Landkreis.


In Rehwald war die Lage aufgrund starken Windes sehr unübersichtlich, sagte der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte Philipp Haase bereits am Montag. Das Waldbrandgebiet ist zudem teilweise munitionsbelastet, berichtet der rbb. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes habe dort einen kleinen Bereich als Verdachtsfläche ausgewiesen, so Haase am Dienstag.

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Laut ihm unterscheidet sich der Großbrand in Brandenburg von anderen Bränden im Land. "Wir reden hierbei von einem Baumkronenbrand, das Feuer läuft von Krone zu Krone und findet sehr viel brennbares Material wie Nadeln", so Haase. Das Feuer brenne über den Spitzen der Bäume in einer Höhe von bis zu 25 Metern. Dort seien die Windgeschwindigkeiten auch höher als am Waldboden, die Flammen könnten sich schneller ausbreiten.

Der Landesfeuerwehrverband bezeichnete das Feuer als größten Waldbrand in diesem Jahr in Brandenburg. Vizepräsident Frank Kliem sagte am Dienstag, die Situation sei auch besonders dramatisch, da Orte geräumt werden mussten und dies neben der Brandbekämpfung großen logistischen Aufwand bedeute. Zudem forderte er leichtere Schutzbekleidung für Feuerwehrkräfte – gerade für Einsätze bei großer Hitze. Am Montag war es in Brandenburg über 30 Grad heiß.

Weiterer Brand nördlich von Berlin unter Kontrolle

Auch nördlich von Berlin war am Montag ein Feuer ausgebrochen. Schon am späten Nachmittag folgte jedoch die Entwarnung: Der Brand bei Schönermark/Gransee sei mittlerweile wieder unter Kontrolle, sagte ein Sprecher der Feuerwehr dem rbb. Zwar gebe es noch einzelne Feuer, man habe aber verhindern können, dass sie sich weiter ausbreiten. Etwa 100 Einsatzkräfte seien am Montagabend noch vor Ort gewesen.


Aufgrund der Brandentwicklung kam es zu starker Rauchentwicklung, die Rauchwolke zog der Mitteilung zufolge in Richtung der Innenstadt von Gransee. Am Dienstagmorgen rief das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe Anwohner dazu auf, die Notrufnummern für Notrufe freizuhalten. Zudem sollten Fenster und Türen geschlossen und Klimaanlagen ausgeschaltet werden. Verkehrsteilnehmer sollten das Gebiet umfahren.

Viele Brände durch Menschen verursacht

Auch im Gebiet Oranienburg (Oberhavel) hatte es Waldbrände gegeben. Diese sollen durch Brandstiftung entstanden sein, wie die Polizei mitteilte. Innerhalb von wenigen Tagen habe es zahlreiche kleine Feuer in unmittelbarer Nähe zueinander gegeben. Spuren seien gesichert worden, sagte Christin Knospe, Sprecherin der Polizeidirektion Nord, am Montag. "Wir prüfen die Zusammenhänge."

Menschliches Handeln verursacht nach Angaben des Umweltministeriums mehr als 90 Prozent aller Waldbrände mit bis zu 99 Prozent der Waldbrandschadflächen. Das Risiko von Waldbränden sei weiter sehr hoch, betonte der brandenburgische Waldbrandschutzexperte Haase am Montag. Brandenburg verfügt über eine Waldfläche von rund 1,1 Millionen Hektar.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • rbb24.de: "Waldbrand in Gransee/Schönermark führt zu starker Rauchentwicklung"
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