Zugunfall in Garmisch-Partenkirchen Deutsche Bahn plante wohl Baumaßnahmen auf Unglücksstrecke
Mehrere Tote und dutzende Verletzte: In Garmisch-Partenkirchen war ein Zug entgleist – genau an der Stelle, an dem die Deutsche Bahn offenbar nur wenige Wochen später das Gleis erneuern wollte.
Die Deutsche Bahn plante einem Zeitungsbericht zufolge zeitnahe Sanierungsarbeiten an dem Streckenabschnitt bei Garmisch-Partenkirchen, auf dem es am Freitag zu einem Zugunglück mit fünf Toten gekommen ist. Für den 25. Juni und damit gut drei Wochen nach dem Unglück sei eine "Gleislageberichtigung" zwischen Oberau und Farchant geplant gewesen, berichtete die "Welt" unter Berufung auf eine Liste der DB Netz AG mit anstehenden Baumaßnahmen.
Das für die Infrastruktur der Bahn verantwortliche Unternehmen wollte demnach eine Woche nach dieser Baumaßnahme zudem eine Schienenerneuerung auf der Strecke zwischen Oberau und Farchant vornehmen. Zudem sollten vom 5. bis 9. Juli nachts in Garmisch-Partenkirchen Schienen erneuert werden. An dem Abschnitt zwischen Oberau und Garmisch-Partenkirchen liegt der Ort Burgrain, wo Freitag eine Regionalbahn aus bislang ungeklärter Ursache entgleiste.
Deutsche Bahn will sich nicht äußern
Dem Bericht zufolge wollte die Deutsche Bahn mit Blick auf die laufenden Ermittlungen keine Angaben zu den geplanten Arbeiten und einem möglichen Zusammenhang mit dem Unfall machen. Die unabhängig tätige Bundesstelle für Eisenbahnuntersuchung BEU beschlagnahmte den Unglückszug und untersucht auch die Gleise auf Gleislagefehler, schrieb die "Welt".
Mit dem Begriff Gleislagefehler werden demnach Abweichungen in der Höhe oder Breite des Schienenfahrwegs von den gewünschten Maßen beschrieben, vergleichbar mit einer Bodenwelle bei einer Straße. Dies könne das Entgleisen eines Zuges auslösen.
"Peinlichst genau untersucht und vermessen"
Bei den Ermittlungen zur Ursache des tödlichen Zugunglücks rücken derweil die Schienen und Fahrgestelle ins Zentrum der Ermittlungen. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sagte am Montag dem Bayerischen Rundfunk, die Unfallursache werde "mit dem Schwerpunkt in Richtung technische Defekte gesucht".
Fahrgestelle von Waggons seien bereits sichergestellt worden, "und es wird im Moment auch überlegt, inwieweit einzelne Schienen oder Schwellen sichergestellt werden müssen. Auf jeden Fall werden die im Moment peinlichst genau untersucht und vermessen", sagte der Minister.
Der Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München war am Freitag kurz nach der Abfahrt plötzlich entgleist. Vier Frauen und ein 14-Jähriger kamen ums Leben, eine Person schwebte noch in Lebensgefahr. Ein Fehler des Fahrpersonals ist laut Herrmann im Moment nicht ersichtlich. Aber es werde immer noch in alle Richtungen ermittelt.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa