"Ganz andere Nummer als 'Ylenia'" Darum sind Schnellläufer wie Sturm "Zeynep" so gefährlich
Ein Schnellläufer wie "Zeynep" löste vor fast genau 60 Jahren die Sturmflut von Hamburg mit 340 Toten aus. Auch diesmal wird es an der Nordsee "extrem gefährlich", warnt der Deutsche Wetterdienst.
"Schließen Sie alle Fenster und Türen! Sichern Sie Gegenstände im Freien! Verlassen Sie nicht das Haus und suchen Sie sichere Räume auf!" Die Warnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) vor Sturmtief "Zeynep" könnte eindringlicher nicht sein. Von Freitagmittag bis Samstagmorgen drohen vor allem an den Küsten und in der Nordhälfte extreme Windgeschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde.
"Das ist nochmal eine ganz andere Nummer als 'Ylenia', vor allem an der Nordsee wird es extrem gefährlich", erklärt DWD-Experte Andreas Friedrich. Aber was unterscheidet einen Schnellläufer wie "Zeynep" von anderen Sturmtiefs?
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Tatsächlich zieht ein Schnellläufer deutlich flotter übers Land als andere Tiefs. Auch "Zeynep" dürfte in der zweiten Nachthälfte schon Richtung Osten abgezogen sein. "Die Windgeschwindigkeiten in einem Schnellläufer haben aber nichts mit seiner Zuggeschwindigkeit zu tun", erklärt Andreas Friedrich.
Schnellläufer "Vincinette" löste die Sturmflut 1962 aus
"Die kommen durch die schnelle Verlagerung des Druckzentrums zustande, also dem Teil, wo der Luftdruck am niedrigsten ist. Dadurch steigt der Druck auf der Rückseite des Tiefs wieder sehr schnell an, wodurch extrem hohe Windgeschwindigkeiten entstehen können", so der Wetterexperte. "Es gibt aber auch Schnellläufer, bei denen der Luftdruck im Zentrum gar nicht so niedrig ist. Die ziehen dann auch schnell übers Land, aber ohne unwetterartige Auswirkungen."
Einer der verheerendsten Schnellläufer der jüngeren Geschichte, das Orkantief "Vincinette", löste die Sturmflut in Hamburg in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 1962 aus, die 340 Menschen das Leben kostete. Zum 60. Jahrestag der Katastrophe am Mittwoch gedachte die Stadt der Opfer gemeinsam mit Zeitzeugen.
Wie diese auf Twitter geteilte Grafik des britischen Meteorologen Scott Duncan zeigt, geht es in Europa auch nach "Zeynep" windig weiter:
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"Bis Anfang nächster Woche kommen noch mehrere Tiefs rein, aber die haben nicht mehr die Qualität von 'Ylenia' oder 'Zeynep'", beruhigt Andreas Friedrich.
- Telefonat mit DWD-Meteorologe Andreas Friedrich