Fünfjähriger überlebte Ermittlungen nach Gondelunglück in Italien mit 14 Toten
Der Absturz einer Seilbahngondel in Norditalien mit 14 Toten gibt den Behörden noch Rätsel auf. Die Unfallursache wird nun untersucht. Unter den Opfern war auch eine Familie aus Israel.
Einen Tag nach dem Seilbahnunglück mit 14 Toten am Lago Maggiore sind Italiens Infrastrukturminister und der Leiter der Zivilschutzbehörde am Unglücksort Stresa zusammengekommen. Die Regierung wolle die Ursachen und das, was geschehen ist, verstehen, sagte Minister Enrico Giovannini vor Medien am Montag in dem Ort im norditalienischen Piemont. Die Gründe für den Absturz der Gondel, die zwischen Stresa und dem Monte Mottarone fuhr, würden aufgeklärt. Eine Kommission unterstütze die Ermittlungen der zuständigen Staatsanwaltschaft in Verbania. Diese ermittelt laut Medienberichten wegen fahrlässiger Tötung.
Die Gondel mit den Ausflüglern war am Sonntag beim Ort Stresa westlich des Lago Maggiore aus zunächst ungeklärter Ursache in die Tiefe gestürzt. 13 Menschen starben vor Ort, ein Kind erlag seinen Verletzungen im Krankenhaus.
Auf Fotos ist zu sehen, wie eine Gondel auf dem Boden vor einer Waldlichtung liegt. Trümmerteile sind weit verstreut. Laut Bergrettung waren zwei Hubschrauber im Einsatz. Ein Bergretter sagte "Rainews24": "Die Kabine der Seilbahn ist aus relativ großer Höhe gestürzt und am Fuß eines Waldes aufgeschlagen. Sie scheint erheblich zerstört zu sein, fast vollständig zusammengedrückt. Der Sturz war offensichtlich heftig."
Fünfjähriger überlebte Unglück
Nach dem Unfall waren zwei schwer verletzte Kinder noch per Hubschrauber in eine Klinik in Turin geflogen worden, wo eines von ihnen noch am Abend starb und sich so die Zahl der Toten auf 14 erhöhte. Das zweite Kind – ein fünfjähriger Junge, der schwere Frakturen an den Beinen erlitten hatte – wurde am Abend operiert und stabilisiert, berichtete die Agentur Adnkronos.
Erste Aufnahmen von der Unglücksstelle sehen Sie hier im Video.
Italienische Medien berichteten zunächst, dass sich unter den Opfern auch zwei Touristen aus Deutschland befinden würden. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte t-online am Abend allerdings: "Wir stehen zu dem tragischen Unfall der Seilbahn Stresa-Mottarone in Kontakt mit den italienischen Behörden vor Ort. Derzeit haben wir keine Hinweise, dass sich Deutsche unter den Opfern befinden."
Israelische Medien berichteten unterdessen unter Berufung auf das Außenministerium, dass unter den Toten fünf Israelis seien. Es handele sich um Mitglieder einer Familie, teilte das Außenministerium in Jerusalem am Montag mit. Getötet wurden bei dem Unglück demnach ein Ehepaar und ihr zweijähriger Sohn, die in Italien lebten und arbeiteten. Der schwerverletzte Fünfjährige sei der Sohn des verunglückten Paares. Gestorben seien bei dem Absturz zudem die Großeltern der Frau, die zu Besuch in Italien waren.
Israels Außenminister Gabi Aschkenasi sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. "Unsere Herzen sind wegen des Unglücks gebrochen", schrieb der Politiker am Montag bei Twitter auf Hebräisch und Italienisch. Aschkenasi sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus. Dem fünfjährigen Schwerverletzten wünschte er rasche Genesung.
Gebiet ist schwer zugänglich
Die Seilbahn war zwischen dem Ort Stresa am Westuferdes bei Touristen beliebten Sees und dem Monte Montarrone unterwegs als sie plötzlich abstürzte. Ein Ermittler der Carabinieri sagte laut Nachrichtenagenturen, ein Stahlseil habe sich gelöst. Der 1.491 Meter hohe Monte Montarrone ist für seine Aussicht auf die Borromäischen Inseln im Lago Maggiore und sein Berg-Panorama bekannt. Im Winter ist das Gebiet Ziel vieler Skifahrer. Das Gebiet sei schwer zugänglich gewesen, hieß es von den Rettern.
Marcella Severino, die Bürgermeisterin von Stresa, besuchte RTL zufolge den Unglücksort. Die Bergung der Opfer am Steilhang gestalte sich demnach schwierig, sagte Severino. Die Retter fanden Tote in der zerschmetterten Gondel, andere seien bei dem Absturz aus der Kabine herausgeschleudert worden und lagen um die Unglücksstelle herum.
Präsident spricht Familien Beileid aus
"Mit großer Trauer habe ich von dem tragischen Unfall der Stresa- Mottarone-Seilbahn erfahren", teilte Italiens Ministerpräsident Mario Draghi mit. Er spreche den Familien der Opfer sein Beileid aus. Staatspräsident Sergio Mattarella sprach von einem "tiefen Schmerz", den das Unglück ausgelöst habe. Auch Außenminister Luigi Di Maio und andere Minister aus dem Kabinett Draghi zeigten sich via Twitter bestürzt über das Unglück.
Severino, die Bürgermeisterin von Stresa, zeigte sich entsetzt, als sie bei der Unglücksstelle eintraf. "Diese Menschen dachten, sie würden zu einem schönen Ausflug aufbrechen", sagte Severino RTL zufolge vor einer Gruppe Journalisten. Doch anstatt die Aussicht auf die Alpen und den Lago Maggiore zu genießen, seien sie in den Tod gerissen worden.
"Es ist ein schrecklicher Moment für mich, für unsere ganze Gemeinde und für ganz Italien, denke ich", so die Bürgermeisterin dem Bericht zufolge. Man habe alle Menschen ermutigt, Zeit im Freien zu verbringen, um sich von den harten Monaten der Corona-Krise zu erholen. "Wir haben gerade erst den Neustart gewagt", erklärte Severino fassungslos. Sie sprach demnach von einem "fürchterlichen Unglück". Der Lift hatte nach der erzwungenen Corona-Pause gerade erst wieder geöffnet. Laut Severino seien in den vergangenen Jahren alle wichtigen Wartungsarbeiten durchgeführt worden.
EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen sprach den Familien der Opfer per Twitter "Europas tiefes Mitgefühl" aus. EU-Ratspräsident Charles Michel und der EU-Parlamentspräsident David Sassoli drückten ebenfalls ihre Anteilnahme aus.
Gesamte Gegend um den Lago Maggiore zieht viele Urlauber an
Der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio, forderte bei "Rainews 24" die Aufklärung des Unglücks. Italien sei ein Land der Sicherheit. Erst seit Samstag dürfen in Italien die Seilbahnen wieder nach Monaten der Schließung wegen der Corona-Pandemie ihren Betrieb für Ausflügler aufnehmen. Das hatte die Regierung kürzlich beschlossen. Italien will schrittweise die Corona-Beschränkungen lockern. Die Touristen-Saison soll ab Juni beginnen können. Zuletzt wurde auch die nächtliche Ausgangssperre verkürzt und die Außengastronomie geöffnet.
Die gesamte Gegend um den Lago Maggiore zieht viele Urlauber an. Der Monte Mottarone gehört zu den beliebten Ausflugszielen an dem See. "In zwanzig Minuten vom See zum Berg", damit wirbt die Seilbahn Funivia Stresa-Alpino-Mottarone auf ihrer Webseite. Das Panorama auf dem Gipfel soll zu einem der schönsten gehören. Im Winter kommen Ski-Sportler in die Gegend. Im Sommer sind viele Wanderer dort unterwegs. Der Nachrichtenagentur Ansa zufolge wurde die Bahn zuletzt zwischen 2014 und 2016 überholt.
- Nachrichtenagenturen dpa, AFP
- RTL: Bürgermeisterin nach Seilbahn-Unglück in Italien: Opfer liegen über ganzen Hang verteilt
- Eigene Recherchen