Segen für Homosexuelle Deutsche Katholiken laufen gegen Papst-Erlass Sturm
Mit einem klaren "Nein" hatte der Vatikan der Segnung homosexueller Paare eine Absage erteilt. Bei vielen Gläubigen der katholischen Kirche stößt diese Entscheidung auf Entsetzen – und Widerspruch.
Die Vertretung der katholischen Gläubigen im Bistum Aachen hat zur Missachtung des vom Vatikan erlassenen Verbots der Segnung homosexueller Paare aufgerufen. Der Diözesanrat forderte Bischof Helmut am Freitag auf, das Verbot zurückzuweisen. "Gott liebt und segnet alle Menschen", schrieb der Diözesanrat in einer Stellungnahme.
"Wenn Menschen ihre von Liebe und Verantwortung getragene Partnerschaft unter Gottes Segen stellen wollen, kann die Kirche den Segen nicht verweigern." Deshalb wende sich der Diözesanrat entschieden gegen das Verbot der Glaubenskongregation. "Wir ermutigen alle Seelsorger im Bistum Aachen, öffentlich zu ihrer Segnungspraxis zu stehen. Sie haben dafür die volle Rückendeckung einer großen Mehrheit der Katholiken." Die Glaubenskongregation hatte am Montag klargestellt, dass die Kirche nicht befugt sei, homosexuelle Paare zu segnen. Unzulässig sei jede Segnungsform, die eine homosexuelle Partnerschaft anerkenne.
Auch der Diözesanrat der Katholiken im Erzbistum Köln kritisierte den Vatikan. "Die Kirche hat im letzten Jahr noch das Gitter um den Kölner Dom gesegnet, sagt aber, die Liebe von zwei gleichgeschlechtlichen Menschen kann man nicht segnen. Das ist nicht die Zusage Gottes an die Menschen, wie wir sie verstehen", schreibt der Vorsitzende Tim-O. Kurzbach in einer Stellungnahme.
Katholische Pfadfinderinnen sind fassungslos
Auch die katholischen Pfadfinderinnen in Deutschland haben das "Nein" des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare mit "Bestürzung und Fassungslosigkeit" zur Kenntnis genommen. "Wir positionieren uns klar gegen eine Haltung, die Homosexualität als Sünde bezeichnet", stellte die Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) in einer am Freitag in Düsseldorf veröffentlichten Stellungnahme klar.
Man weise die Schlussfolgerung zurück, dass eine Partnerschaft nur dann gesegnet werden könne, wenn sie dem traditionellen katholischen Bild der Ehe entspreche. "Wir stellen uns hinter all jene, die durch die Verlautbarung oder in anderen Situationen Anfeindungen erfahren haben und sichern ihnen unsere Unterstützung zu." Jeder und jede, der oder die um einen Segen bitte, müsse diesen auch erhalten.
Klöckner: "Vatikan scheint in einem anderen Universum unterwegs zu sein"
Die CDU-Politikerin Julia Klöckner reagierte auf die Entscheidung des Vatikans ebenfalls mit "großem Unverständnis". "Italien liegt zwar in Europa, der Vatikan scheint aber gerade in einem anderen Universum unterwegs zu sein", sagte die Theologin, die Mitglied im Zentralkomitee deutscher Katholiken ist, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Paaren den Segen zu verweigern, nur weil sie homosexuell seien, sei "so unverständlich" und habe nichts mehr mit der Lebenswelt der Menschen zu tun. "Es geht an den Bedürfnissen schlichtweg vorbei", sagte die Bundesagrarministerin. Kirche brauche Akzeptanz und Relevanz. "Aber mit solchen Äußerungen verspielt sie diese."
Sie freue sich als Kirchenmitglied, dass es Menschen gebe, denen der Segen Gottes noch etwas bedeute. "In meiner Kirchengemeinde wurden Kräuter und Pferde gesegnet. Schön. Dann sollten liebende und bekennende Paare, die kein Unrecht begehen, denen der Segen etwas bedeutet, davon nicht ausgeschlossen werden!"
- Nachrichtenagentur dpa