Mobilmachung gegen den Papst Kardinäle wettern gegen "Pest der homosexuellen Agenda"
Papst Franziskus und der Vatikan wollen mit einer Konferenz den Missbrauch in der katholischen Kirche aufarbeiten. Ein deutscher und ein US-amerikanischer Kardinal nehmen Kirche und Papst dafür unter Feuer.
Einen Tag vor Beginn des Vatikan-Gipfels zum Thema Kindesmissbrauch machen konservative Kardinäle Front gegen Papst Franziskus und "homosexuelle Netzwerke" in der Kirche. In einem offenen Brief an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen warfen die Kardinäle Walter Brandmüller und Raymond Leo Burke dem Papst vor, die wahre Ursache des Missbrauchs zu verkennen – nämlich Homosexualität in den Reihen der Kirche.
Offener Brief: "Größte Schuld liegt nicht im Machtmissbrauch"
Die Kardinäle bestritten, dass sexueller Missbrauch innerhalb der Kirche vor allem durch Machtmissbrauch und hierarchische Strukturen ermöglicht werde. "Die erste und größte Schuld des Klerus liegt nicht im Machtmissbrauch, sondern in der Abkehr von der Wahrheit des Evangeliums", heißt es in dem offenen Brief. "Die Pest der homosexuellen Agenda hat sich innerhalb der Kirche ausgebreitet, sie wird gefördert durch organisierte Netzwerke, ein Klima der Komplizenschaft und eine Verschwörung des Schweigens."
Die "Wurzeln des Phänomens" Kindesmissbrauch lägen in einem Umfeld, in dem "die Existenz eines absoluten moralischen Gesetzes, das keine Ausnahmen duldet, offen in Frage gestellt wird", beklagen sie. Homosexualität bezeichneten die beiden Kardinäle in diesem Zusammenhang als "Übel, das bestimmte Kreise der Kirche korrumpiert" habe.
Kardinäle: "Katholische Welt hat Orientierung verloren"
Der Brief des deutschen Kardinals Brandmüller und seines US-Kollegen Burke war an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen weltweit gerichtet, die ab Donnerstag auf Einladung des Papstes zu einem Sondergipfel zum Thema Missbrauch im Vatikan zusammenkommen. "Wir wenden uns an Euch in tiefer Sorge", schrieben die beiden Kardinäle. "Die katholische Welt hat die Orientierung verloren."
Mit ihrer Sicht des Themas stehen die beiden Kardinäle im Gegensatz zu den Erkenntnissen der Wissenschaft, denen zufolge es keinen Zusammenhang zwischen Homosexualität und einer besonderen Neigung zu Kindesmissbrauch gibt.
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Vier Tage lang sollen Bischöfe, Experten und Opfervertreter ab Donnerstag im Vatikan über die Konsequenzen der Missbrauchsskandale beraten, welche die Kirche in den vergangenen Jahren erschüttert haben. Papst Franziskus verspricht sich von dem Treffen eine Schärfung des Bewusstseins von Bischöfen für das Thema Missbrauch und die Verständigung auf ein Regelwerk für den Umgang damit.
- Nachrichtenagentur AFP