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Wetter – Jörg Kachelmanns Donnerwetter: Ein Sturm zieht auf?!


Meinung
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Kachelmanns Donnerwetter
Ein Sturm zieht auf?!

MeinungEine Kolumne von Jörg Kachelmann

Aktualisiert am 20.09.2018Lesedauer: 4 Min.
Eine Sturmwolke über Bayern (Symbolbild): Anfang nächster Woche soll es mutmaßlich zu Orkanböen in Teilen Deutschlands kommen.Vergrößern des Bildes
Eine Sturmwolke über Bayern (Symbolbild): Anfang nächster Woche soll es mutmaßlich zu Orkanböen in Teilen Deutschlands kommen. (Quelle: imago-images-bilder)
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Seien Sie vorsichtig. Anfang nächster Woche könnte es in Deutschland stürmisch werden. Das Ausmaß des Sturms ist aber noch unklar. Darum können seriöse Meteorologen bislang nur wenige Details nennen.

Montagmorgen ist vielleicht nicht Ihr Moment, wenn Sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen wollen. Falls Sie mit Ihrem Auto unterwegs sind, ist es vielleicht nicht der Moment, in dem Sie unterwegs sein sollten, wenn Ihre Fahrt an Bäumen vorbeiführt: Es gibt Sturm.

Ein erster Kleinversuch wird schon am Freitag abgehalten, der aber auf den windgewohnten Norden beschränkt ist und ohne Dramen abgewickelt werden sollte, das ist die Vorhersage für Freitag (für Details in die Länder und Kreise).

Diese Windspitzen von typischerweise 70-80 km/h sind wie erwähnt normalerweise kein Problem, für geschwächte Bäume (durch Dürre, nicht Hitze) kann eine solche Böe trotzdem reichen. Es gälte einfach wie immer der gesunde Menschenverstand, nicht genau im Park zu sitzen oder Ihren Waldspaziergang zu machen, wenn die höchsten Geschwindigkeiten auftreten. Sicher ist es Ihr deutsches Privileg, dass Sie sich Ihren festgetackerten Tagesablauf nicht von popeligen Dingen wie Wetter verändern lassen wollen. Dennoch wäre es schön, wenn bei solchen Wetterlagen, bei denen nun wirklich niemand zu Schaden kommen müsste, auch wirklich niemand sterben würde.

Keine detaillierten Vorhersagen

Ein anderes Kaliber ist der Montag. Der Sturm kommt flächendeckender und ist deutlich stärker, auch Orkanböen bis ins Flachland sind nach jetzigem Stand denkbar. Damit Sie selber das Ausmaß des Sturms beurteilen können, möchte ich Ihnen kurz das Wesen der Ensemble-Vorhersage nahe bringen.

Heute am Donnerstag wissen wir ziemlich genau, dass am Montag ein Sturm kommt, das genaue Ausmaß, das Timing und wo es regional am schlimmsten wird, ist noch unklar. Sie können das selber nachvollziehen, wenn Sie die Position des Tiefs am Montag um 5 Uhr in der Vorhersage des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersagen ansehen.

Sie können nun diese Vorhersage mit der Pfeilnachunten-Taste 51mal variieren (oder die Varianten im Menü direkt auswählen) und werden sehen, dass das Tief noch viele andere Positionen einnimmt und manchmal stärker oder schwächer ist. Entsprechend gilt das auch, wenn Sie die vorhergesagten Böen um 5 Uhr ansehen und sich dann die 51 Varianten betrachten.


Das ist der Grund, warum seriöse Meteorologen heute noch nicht zu detailliert sind bei der Vorhersage des Sturms und warum es Unwetterwarnungen erst am Sonntagabend geben wird. Die Scharlatane in der Branche mit den angeschlossenen klickschlampesken Outlets werden so tun, als ob der Hauptlauf bereits Gesetz sei – das ist aber nicht Fall. Zwar wird dieser Hauptlauf mit der höchsten Auflösung gerechnet und ist im Ergebnis etwas wahrscheinlicher als die anderen 51 Möglichkeiten, trotzdem ist eine genaue Vorhersage noch unmöglich, solange die Ergebnisse der 52 Varianten so weit auseinander liegen. Wenn Sie die Vorhersagen am Freitag, Samstag und Sonntag wieder checken werden Sie sehen, dass sich die 52 Varianten immer mehr aneinander angleichen und die Vorhersage entsprechend immer sicherer wird.

Verschiedene Vorhersageszenarien

Der DWD beschreibt Ensemble-Vorhersagen so: "Daher stützen sich heutige Methoden nicht nur auf eine einzige Vorhersage, sondern auf ein ganzes "Ensemble" von Vorhersagen. Das Ensemble besteht aus verschiedenen Vorhersageszenarien, den "Ensemble Membern". Jedes Member basiert auf einer etwas anderen, aber jeweils realistischen Konfiguration des Anfangszustands und des Vorhersagesystems. Abhängig von der aktuellen Wettersituation wirken sich diese Unterschiede auf das Vorhersageresultat aus. Typischerweise bewegen sich die Ensemble Member mit fortschreitender Vorhersagezeit auseinander. Sie vermitteln eine Vorstellung von der tagesaktuellen Vorhersagbarkeit und stellen die Basis für Wahrscheinlichkeitsaussagen dar."

Es ist also so, als ob man beim Backen von Käsekuchen das Rezept 52mal ganz leicht ändert, mal etwas mehr Zucker, mal etwas weniger Quark und guckt, ob am Ende immer derselbe Käsekuchen rauskommt. Gibt es große Unterschiede, ist der Käsekuchen instabil und man weiß noch nicht genau, ob es überhaupt ein Käsekuchen wird. Kommt trotz der Rezeptänderungen am Ende immer etwa derselbe Käsekuchen raus, weiß man, dass es nun keine Geheimnisse mehr gibt, alles stabil ist und Käsekuchen auch Käsekuchen bleibt – bzw. ob der Sturm über den Norden oder Süden zieht.

Vorsicht beim Oktoberfest

Man kann diese Unterschiede und Unsicherheiten der Ensemble-Vorhersage auch auf einen Blick sehen, indem man sie für einen spezifischen Ort betrachtet und statistisch auswertet. Am Beispiel München (andere Orte via Menü) ist zu sehen, dass es wahrscheinlich ist, dass Montagmorgen was passiert und alle Buden auf dem Oktoberfest besser Sonntagabend alles festzurren, aber eben die Lösungen noch weit auseinanderklaffen und zwischen Ententeich und Orkan noch alles im Bereich des Möglichen ist.

Rechnen Sie aber auf alle Fälle schon mal damit, dass in den Gebieten mit roten bis lila Farben bei der Böenvorhersage am Montag womöglich keine Bahn fährt. Bleiben Sie im Sturm generell weg von Bäumen, ob im Auto oder zu Fuß, und von allen Gegenständen, die Ihnen auf den Kopf fallen können. Dieser Sturm ist perfekt überlebbar. Bitte gehören Sie nicht zu denen, die wegen etwas Wind einen unnötigen Blödtod sterben, weil Sie sich zu Unrecht unsterblich fühlen.

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