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Kachelmanns Donnerwetter: Was Klimaforscher nach dem Dürresommer tun müssten


Meinung
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Kachelmanns Donnerwetter
Nach dem Dürresommer – was Klimaforscher jetzt tun müssten

MeinungVon Jörg Kachelmann

Aktualisiert am 30.08.2018Lesedauer: 6 Min.
Ein Sonnenblumenfeld: Viel Sonne, wenig Regen – eine Sommerbilanz.Vergrößern des Bildes
Ein Sonnenblumenfeld: Viel Sonne, wenig Regen – eine Sommerbilanz. (Quelle: Peter Schatz/imago-images-bilder)
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Der Sommer ist herum und die Meteorologen ziehen Bilanz. So auch unser Kolumnist Jörg Kachelmann. Seine Erkenntnis? Ein ernst gemeinter Rat an alle Wetterexperten – und Politiker da draußen.

Es ist fast der 31. August und das ist der Tag, an dem man überall lesen wird, dass der "meteorologische Sommer" enden wird und der "meteorologische Herbst" beginnt. Auch wenn ich weiß, dass diese Begriffe durch die eigene Branche verwendet werden, muss ich immer viermal jährlich zum Brechbecherchen greifen, da diese falsche Begrifflichkeit suggeriert, dass sich das Wetter womöglich an irgendwelche Kalendertage hielte.

Das ist natürlich völliger Blödsinn und eigentlich ist dieser Übergang kein meteorologischer, sondern ein statistischer. Die Klimastatistiker teilen das Jahr in vier Dreimonats-Scheibchen ein, der Sommer reicht statistisch vom 1. Juni bis zum 31. August. Deshalb wird jetzt abgerechnet – das hat wenig mit Meteorologie, sondern mit Statistik zu tun. Der DWD hat bilanziert: "Deutschland erlebte bis Ende Juli eine außergewöhnlich lange Phase mit überdurchschnittlichen Temperaturen, die in eine extreme Hitzewelle überging, verbunden mit einer ausgeprägten Trockenheit."

Wir haben uns auf kachelmannwetter.com zusätzlich um die Besonderheiten der langen Dürreperiode gekümmert.

  • Zahlen und Rekorde gibt es hier

Die Dürre und damit die Waldbrandgefahr ist weiterhin vielerorts nicht vorbei – beides wurde in vielen Medien fälschlicherweise in Zusammenhang mit der "Hitzewelle" gebracht, was gefährlicher Schwachsinn war und ist, weil nun bei tieferen Temperaturen die Deppenkippen wieder entschiedener durch die Gegend fliegen, weil durch die mediale Dauerberieselung Menschen im Ernst glauben, dass Wälder brennen, weil sie schwitzen, nicht weil sie trocken sind.

Die Regenmengen von Mittwoch auf Donnerstag haben leider nur sehr lokal geholfen, alles unterhalb von Gelb (siehe Legende) kann man vergessen. Für Details in Länder und Kreise, für andere Daten einfach auf das Bild klicken.

Auch die weiteren Aussichten sind für die am schlimmsten von der Dürre betroffenen Gebiete weiterhin bescheiden, das die Vorhersage für die Mengen bis zum kommenden Donnerstagabend:

Wie die Rekord-Trockenheit und Nicht-Rekord-Temperaturen von 2018 im Nachhinein gesehen werden in der Bevölkerung, wird sich im kommenden Jahr zeigen. Für nicht wenige Menschen war dieser Sommer im Carrellschen Sinne einer, wie er "früher einmal war", auch wenn das natürlich völliger Unsinn ist – die Sommer waren früher kaum je so, wie Sie selber nachsehen können, wenn Sie wollen:

  • Zeitreisen in die schlimmsten Unwetter meiner Jugend

Wird der Sommer 2019 wieder heiß und trocken, wird die Klimadebatte lauter und drängender werden und es ist nicht auszuschließen, dass Klimawandel, mögliche Ursachen, Folgen und Abhilfen ernsthaft auf politischer Ebene diskutiert werden. Während eines durchschnittlichen oder verregnet-kühlen Sommers 2019 wird die Aufgeregtheit eher abnehmen, weil solche Sommer zwar für die Landwirtschaft auch nicht ideal, aber für die meisten anderen Menschen subjektiv eine super Sache sind.

Ferien in Deutschland werden sensationell gebucht sein kommendes Jahr, denn immer wenn etwas Besonderes passiert, sind sofort die Scharlatane da und versuchen ihren Schmuddelnektar aus der allgemeinen Sturzbetroffenheit vor allem in den Medien zu saugen, wir man in den letzten Tagen lesen konnte.

Man könne jetzt noch jahrelang "mit heißen Sommern rechnen", eine Formulierung, die immer gern genommen wird, wenn man einfach mal zitiert werden möchte für ein dunkles Nichts an Inhalt, oder es wird ein obskurer "36-Jahre-Zyklus" erfunden, bei dem man hofft, dass Petrus sein kleines Kalenderchen bereit hat und schon zu Silvester einen Hinweis bekommt, dass es mal wieder soweit ist und er ja nicht das angebliche Jubiläum verpennen soll:

Niemand weiß, wie der kommende Winter oder Sommer werden, aber es ist wahrscheinlich, dass er nicht mehr so sein wird wie der Sommer 2018. Und da die Probleme der Landwirtschaft traditionell weite Teile der Bevölkerung völlig kalt lassen, würde im nasskalten Fall der Ruf nach einem "Super-Sommer" wie 2018 schnell sehr laut werden, weil die Wahrnehmung weiter falsch bleiben wird, was normal ist und was nicht, erst recht nach 2018:

, während ein Ausnahmesommer wie 2018 eher weniger weit entfernt vom gefühlten Durchschnitt wahrgenommen wird.

Klimasorgen als Lifestlye-Bekenntnis

Die nächsten Jahreszeiten werden für die deutschen Klimaforscher, die sich weltweit die größten Sorgen machen, besonders entscheidend sein. In der breiten Bevölkerung interessieren sich nur wenig Menschen für die Gefahren durch den Klimawandel. Für viele ist Klimasorge ein schmückendes Lifestyle-Bekenntnis, man isst neuerdings ganz ohne Allergie glukosefrei und ist gegen den Klimawandel.

Von den Menschen die behaupten, dass sie sich Sorgen machen, müssen wir wegen völliger Unglaubwürdigkeit in Tateinheit mit zynischer Ignoranz leider die abziehen, die zum Beispiel

  1. gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen sind und/oder
  2. einen Holzofen besitzen.

Übrig bleiben ein paar Prozent Unentwegte der reinen Lehre, die durch deutsche Klima-Professoren aus Potsdam unentwegt via Medien agitiert werden. Anne Will, dann Maybrit Illner: Der Laden für die Wut-Klimaforscher läuft, das alte Rezeptionsproblem aber bleibt: Mit nur mittlerem Schaudern hören die Menschen, die gerade im Cabrio vom Baggersee kamen, dass es womöglich bald noch viel mehr Badewetter gibt.

Inhaltlich bin ich mit den Professoren einig, was deren Sorge um das Klima und den möglichen menschlichen Anteil am Klimawandel betrifft, wie ich früher schon einmal dargelegt habe an dieser Stelle.

Die Frage bleibt für mich dennoch nach den letzten Wochen und Monaten, ob nicht irgendjemand den besorgten (zumindest öffentlich nur) Herren sagen müsste, dass Deutschland keine direkte Demokratie ist. Huhu Potsdam, du nix Schweiz! In der Schweiz wurde in den 80er Jahren der Übergang zu Tempo 80 auf Landstraßen und 120 auf Autobahnen medial begleitet und unterstützt, 1989 kam eine Volksinitiative für die Einführung von Tempo 100 auf Landstraßen und 130 auf Autobahnen zur Abstimmung. Wie es in clickbait-Strecken heißen würde: Sie glauben nicht, wie die Schweizer abgestimmt haben:

So geht das in der Schweiz. Sie sammeln einfach 100.000 Unterschriften in 18 Monaten und zack, gibt es eine Volksabstimmung. In Deutschland geht das nicht und viele Politikerinnen und Politiker machen sich Sorgen, dass die direkte Demokratie womöglich Dinge bringen würde, die niemand will, der bei Trost ist. Wenn wir schon beim Thema sind: Das war das Abstimmungsergebnis in der Schweiz zur Initiative, den Ausländeranteil bei 18 Prozent zu deckeln (Schweiz aktuell: 25 Prozent - Deutschland aktuell: rund 11 Prozent) – Stände null bedeutet, dass kein einziger Kanton der Initiative zugestimmt hat:

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Man kann das beklagen oder nicht, in Deutschland gibt es keine direkte Demokratie. Umso verblüffender ist die unentwegte Agitation der einfachen Bevölkerung durch die Klimaprofessoren, Greenpeace und die angeschlossenen Medienhäuser. Ich frage mich immer: Warum? Diese Menschen sitzen mit der Regierung in der Kohle-Kommission und haben jeden Zugang zur Koalition, den man sich wünschen kann. Wenn das Ende so nahe ist wie beschrieben (und niemand kann das ausschließen), warum machen diese Menschen keine Mahnwachen mit Zeltübernachtungsmöglichkeit vor dem Bundeskanzleramt oder dem Reichstag? Brandbriefe an Minister und Parlamentarier?

Talking about a revolution sounds like whisper, wie Frau Chapman mal gesungen hat. Offenbar ist der Weg, bei denen vorstellig zu werden, die kraft ihres Amtes in einer repräsentativen Demokratie etwas ändern könnten, zu anstrengend und mühselig.

Schwer, Leute für das Schicksal von Eisbären zu agitieren

Dafür wird eine thematisch weitgehend lustlos-desinteressierte Bevölkerung mit Weltuntergangsszenarien konfrontiert in der Hoffnung, dass es eine geheimnisvolle Umweltrevolution von Unten geben möge, bei der aber schon jeder weiß, dass es in einem von Kinderarmut heimgesuchten Niedriglohnland immer schwer sein dürfte, Menschen über das Schicksal von Eisbären zu agitieren.

Es ist zynisch Menschen, die diesen Alltag erleben, mitzuteilen, dass sie gefälligst ein bisschen umweltbewusster denken und leben müssten, damit die Erde gerettet wird. Das ist das Problem der Selbstwahrnehmung der Menschen, die mit feinstaubschleudernden Komfortöfen und dem Sportwägelchen, das mit 250 ausgefahren werden muss, gerne denen die Wurst vom Grill nehmen wollen, die sich kein handgewürgtes wildes Pangasiusfiletchen leisten können.

Wir werden in den nächsten Jahren sehen, ob 2018 ein statistischer Ausreißer war oder der Anfang vom Ende der Wetterwelt, wie wir sie bisher kannten. Für den letzteren unangenehmen Fall hoffe ich, dass die Klimaforscher, von denen wir in diesem Sommer so viel sahen und hörten, sich erinnern, wie dieses Land funktioniert.

Hören Sie auf, immer noch eine Schippe mehr draufzulegen, als es die Wissenschaft hergibt, nur weil dann die Buchstaben etwas grösser werden und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Sie in eine Talkshow eingeladen werden. Hören Sie auf, so zu tun, als ob eine ökologische Revolution der Volksmassen eine bräsig-ignorante Regierung hinwegfegen und so die Welt retten könnte.

Leisten Sie endlich Kärrnerarbeit im Hintergrund, sprechen Sie mit denen, die in Deutschland Gesetze einbringen und verabschieden können. Nur weil Sie dort keinen Erfolg hatten bisher oder einfach zu faul sind, den fleißigen Weg zu gehen, haben Sie nicht das Recht so zu tun, als ob eine alleinerziehende Frau im Existenzkampf sich endlich mehr Zeit nehmen müsste, ihre Kinder über den bevorstehenden Weltuntergang zu informieren.

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