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Badeunfälle: Warum ertrinken Menschen in Flüssen oder Seen?


Plötzlich gehen sie unter
Wie ertrinken Menschen in Flüssen oder Seen?

Aktualisiert am 25.08.2016Lesedauer: 5 Min.
Einsatzkräfte der DLRG suchen am 24. August 2016 im Silbersee in Haltern (Nordrhein-Westfalen) nach einer vermissten Person. Ein junger Mann kam an dem Abend im See ums Leben.Vergrößern des Bildes
Einsatzkräfte der DLRG suchen am 24. August 2016 im Silbersee in Haltern (Nordrhein-Westfalen) nach einer vermissten Person. Ein junger Mann kam an dem Abend im See ums Leben. (Quelle: dpa-bilder)
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Es ist Dienstag, der 23. August. Kurz nach 18 Uhr geht ein junger Mann Mitte Zwanzig mit einer Bekannten in einem Baggersee bei Germersheim-Sondersheim (Rheinland-Pfalz) schwimmen. Freunde liegen am Ufer in der Sonne. Nach einer Weile ruft er plötzlich um Hilfe.

Zwei Badegäste springen ins Wasser und schwimmen los, als der Mann untergeht. Durch den abgesetzten Notruf sind nach kurzer Zeit Feuerwehr, DLRG-Einheiten und Rettungsdienste vor Ort. Die Suche beginnt. Doch nach zirka einer Stunde können Einsatztaucher der DLRG Wörth nur noch die Leiche des Mannes vom Grund des Baggersees bergen.

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Der kurze Sommer fordert zahlreiche Ertrinkungsopfer

Kaum ist der Sommer zurück, da häufen sich Meldungen solcher tragischen Unglücke. Am Mittwoch, dem 24. August, ertrank ein 23-jähriger Mann aus Herne im sogenannten "Silbersee" bei Haltern (Nordrhein-Westfalen). In Duisburg-Wanheim bargen Rettungskräfte am gleichen Tag einen toten 82-jährigen Mann aus dem Rhein.

Am Dienstag, dem 23. August, starb ein 75-Jähriger in einem Ludwigshafener Krankenhaus, der zuvor von Rettungsschwimmern der Feuerwehr aus dem Rhein gerettet worden war. Bereits am 17. August ertrank ein 32-Jähriger in einem Baggersee nahe dem hessischen Hattersheim. In dieser Kiesgrube war das Schwimmen sogar explizit verboten.

Welche Ursachen haben diese Ertrinkungsfälle?

Die Todesfälle in Flüssen wie dem Rhein, der Ruhr oder der Elbe mögen noch einigermaßen erklärbar erscheinen. Die Flüsse haben eine starke Strömung, die Schwimmer mit sich zieht – nicht selten in Richtung der Fahrrinne der Berufsschifffahrt, wo die Strömung meist noch schneller fließt, als nahe dem Ufer. An Wasserbauwerken wie Buhnen – aufgeschüttete Steinwälle, die in den Fluss hinein ragen – oder Brückenpfeilern entstehen Strudel und Sogwirkungen, die auch einen guten Schwimmer leicht unter Wasser ziehen können.

Unterschätzt ein Mensch diese Gefahr und überschätzt er dazu noch das eigene Leistungsvermögen, ist so ein Unglück schnell passiert. Beim Schwimmen in der Strömung schwinden ihm schnell die Kräfte. Vor allem, wenn er gegen die Fließrichtung anschwimmt, weil zur Einstiegsstelle zurück zu gelangen versucht.

Manchmal schwimmt auch Treibgut im Wasser. Stößt der Schwimmer mit dem Kopf dagegen und verliert das Bewusstsein, bedeutet das oft den Tod. Und was geschieht, wenn ein Schwimmer in den Sog eines Frachtschiffes gerät und in Richtung der Schiffsschraube gezogen wird, mag man sich gar nicht vorstellen. Deshalb ist die Fahrrinne auch tabu. Leider hat schon so mancher den Versuch, einen Fluss wie den Rhein zu überqueren, mit dem Leben bezahlt.

Seen sind als stehende Gewässer gefährlicher, als sie scheinen

Gefahren in Seen oder Kiesgruben sind weniger offensichtlich, als die Strömung in einem Fluss. Diese "stehenden Gewässer" sehen meist harmlos aus, doch lauern darin mehrere Gefahren. Da ihnen die Strömung eines Flusses fehlt, wird das Wasser nicht durchmischt. Daher gibt es in Seen sehr oft ab ein bis zwei Metern Tiefe eine deutlich kältere Wasserschicht. Das können durchaus Unterschiede von zehn bis 15 Grad sein! Der Übergang zwischen der warmen und kalten Schicht ist meist schlagartig, es wird deshalb von einer "Temperatursprungschicht" gesprochen.

Springt ein Mensch, der lange in der prallen Sonne lag und dadurch "aufgeheizt" ist, tief genug hinein, ohne sich vorher abzukühlen, kann der Kälteschock den Kreislauf geradezu lähmen. Die Person wird ohnmächtig oder kann durch kältebedingte Muskelkrämpfe nicht mehr schwimmen und sich damit auch nicht mehr an der Wasseroberfläche halten. Die Opfer gehen plötzlich unter oder tauchen nach dem Sprung ins Wasser gar nicht mehr an der Wasseroberfläche auf. Hier wird oft vom "Kältetod im Sommer" gesprochen.

In Seen ist unter der Wasseroberfläche auch oft Pflanzenbewuchs vorhanden, in dem sich ein Schwimmer verfangen kann. Unter ungünstigen Umständen wird ein Schwimmer dadurch unter Wasser gezogen. Gerade bei Baggerseen, die tief ausgebaggert wurden, fällt der Untergrund oft schon nahe dem Rand des Sees sehr steil ab. Personen geraten an diesen Steilhängen ins Rutschen und können plötzlich nicht mehr stehen. Für Nichtschwimmer ist das brandgefährlich.

Ein paar Gläschen zuviel

Oft genug ist auch Alkohol eine Ursache für Unglücksfälle. Am Ufer wird mehr als nur ein Gläschen zuviel gekippt. Der Übermut steigt, die Hemmungen fallen und man traut sich deutlich mehr zu, als man sollte. Der Blick für Gefahren ist benebelt und aus "mal eben schwimmen gehen" wird eine Tragödie. Zudem sorgt der Alkohol dafür, dass der Körper noch viel rascher auskühlt und die Kräfte dadurch schneller schwinden.

Achim Wiese, Pressesprecher der DLRG Bundesebene, ergänzt aus der von der DLRG erhobenen Statistik: "Gut 80 Prozent der Menschen, die ertrinken, sind Männer. Männer sind offenbar risikobereiter und überschätzen ihre eigenen Kräfte." Wiese ergänzt: "Senioren vergessen oftmals ihre Vorerkrankungen wie Kreislaufbeschwerden oder Diabetes."

Schwimmen ist hier nicht ohne Grund verboten

Dass gerade in noch aktiven Kiesgruben das Schwimmen oft verboten ist, hat gute Gründe. Maschinen, Kabel, Seile und Schläuche vor allem unter der Wasseroberfläche sind Gefahrenquellen. Oft werden die Verbote aber einfach ignoriert und Schwimmer verletzen sich dann an solchen Anlagen oder ertrinken.

Mancher, der einen Schwimmbagger als "Ersatzsprungturm" missbraucht, hat sich schon das Genick gebrochen, weil er knapp unter der Wasseroberfläche auf Anbauteile der Maschine aufschlug. Die gleiche Gefahr droht auch beim unüberlegten Kopfsprung in zu flaches Wasser, beispielsweise von einem ufernahen Bootssteg.

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Viele Menschen können nicht schwimmen

Eine weitere traurige Ursache nennt DLRG-Pressesprecher Wiese: "Die meisten Ertrinkungsfälle passieren, weil die Menschen tatsächlich nicht schwimmen können." Das träfe auch auf viele der in Deutschland ankommenden Flüchtlinge zu, erklärt er weiter. Eine von der DLRG in Auftrag gegebene Forsa-Studie zeigt, 50% der Zehnjährigen sind keine sicheren Schwimmer. Und eine Studie von Emnid belegt, dass ein Viertel der Deutschen kaum schwimmen kann.

Daher ist es wichtig, dass man schwimmen lernt. Im Kindesalter geht das natürlich einfacher, doch auch Erwachsene können es lernen. Schwimmkurse für jung und alt bietet nicht nur die DLRG, sondern beispielsweise auch viele örtliche Schwimmbäder an.

So helfen Sie einem Ertrinkenden

Sollten Sie sehen, dass ein Mensch in einem Fluss oder einem See in Not gerät, springen sie nicht unüberlegt hinterher! Vor allem dann, wenn Sie selbst kein guter Schwimmer sind. Sie sollten sich nicht selbst in Gefahr bringen. Werfen Sie dem Verunfallten etwas Schwimmfähiges zu, damit er sich daran festhalten kann. Ist das Opfer in Ufernähe, kann ein langer Ast oder vielleicht ein Abschleppseil aus einem Auto nützlich sein, damit sich das Opfer selbst ans Ufer ziehen kann.

Machen Sie andere Menschen in der Nähe auf die Notlage aufmerksam, vielleicht können mehrere zusammen helfen. Setzen Sie auf jeden Fall schnell einen Notruf ab. Mit dem Handy einfach 112 wählen. Machen Sie die nötigen Angaben und legen Sie nicht sofort wieder auf. Es könnte sein, dass Sie in der Aufregung wichtige Informationen vergessen haben, deshalb warten Sie kurz Nachfragen der Notrufzentrale ab.

Anmerkung: Der Autor des Artikels ist selbst Wasserretter bei der DLRG und dort als Leiter Einsatz des DLRG-Landeverbandes Rheinland-Pfalz ehrenamtlich tätig.

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