Unwetter Zwei Menschen sterben bei schweren Unwettern
Bei den schweren Unwettern in Teilen Deutschlands sind zwei Menschen ums Leben gekommen, mehrere wurden verletzt. Eine Frau starb am Freitag nach einem Blitzeinschlag im baden-württembergischen Affalterbach, wie die Polizei Ludwigsburg am frühen Samstagmorgen mitteilte. In Korntal-Münchingen - ebenfalls in der Nähe von Ludwigsburg - erlitt ein Feuerwehrmann einen tödlichen Stromschlag.
Die schwüle Sommerhitze hatte sich im Westen und Süden Deutschlands in heftigen Gewittern entladen und für größere Behinderungen gesorgt: Der Flughafen Düsseldorf war wegen heftiger Gewitter geschlossen, die Produktion im Porsche-Werk in Stuttgart-Zuffenhausen wurde nach einem Stromausfall gestoppt.
Regen in rauen Mengen
Über Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Bayern waren bis zum Samstagmorgen regelrechte Wassermassen niedergegangen. Teilweise fielen mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter. Im Westen regnete und hagelte es wie verrückt. Keller, Unterführungen und Straßen wurden überflutet. Einige Straßen mussten gesperrt werden, es ereigneten sich zahlreiche Unfälle.
Tragische Todesfälle
Die im Südwesten tödlich verletzte 46-Jährige stand nach Polizeiangaben in der Nähe eines Hundezwingers, als neben dem Zwinger ein Blitz einen Baum traf. Der verunglückte Feuerwehrmann war dabei, Wasser aus einem Keller zu abzupumpen, als er den Stromschlag erlitt. Ein Arbeiter in Ludwigsburg wurde zudem am Arm verletzt, als ein Blitz in einen Baukran einschlug.
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Schwere Behinderungen in Baden-Württemberg
Auch in Baden-Württemberg waren die Feuerwehren im Dauereinsatz. Im Werk des Autoherstellers Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen kam es zu Überflutungen und zu einem Stromausfall. Im ganzen Bundesland mussten Straßen gesperrt werden, teilte das Innenministerium mit. Die Verkehrswege standen unter Wasser oder waren durch Erdrutsche und Matsch blockiert.
Feuerwehrauto verletzt Fußgänger
In der Hektik eines Unwetter-Einsatzes erfasste im saarländischen Sulzbach ein Feuerwehrauto einen Fußgänger. Der 48-jährige Fahrer musste einem Fahrzeug des Technischen Hilfswerks (THW) ausweichen, das ebenfalls mit Blaulicht und Martinshorn fuhr und auf die Gegenfahrbahn geraten war. Um einen Zusammenstoß zu vermeiden, fuhr der Feuerwehrwagen nach Polizeiangaben auf den Gehweg, erfasste nach einer Vollbremsung einen Strommast und dann den 18-jährigen Fußgänger. Der junge Mann wurde mit Kopfverletzungen in eine Klinik gebracht. Der 30-jährige Fahrer des THW-Wagens erlitt einen Schock.
A 44 gesperrt
In Düsseldorf wurde die Feuerwehr zu rund 450 Einsätzen gerufen. Wegen der Überflutung mehrerer Tunnel wurde in Düsseldorf die A 44 voll gesperrt. Vom Autobahnkreuz Meerbusch bis zur Ausfahrt Stadion/Messe konnte die Autobahn in beiden Fahrtrichtungen nicht mehr befahren werden. Auch im Zugverkehr kam es zu erheblichen Verspätungen durch überflutete Gleise, Äste in der Oberleitung und Blitzeinschlag. Schwerpunkt der Störungen seien Düsseldorf und das westliche Ruhrgebiet, sagte ein Bahnsprecher. Es werde lange dauern, diese zu beheben. In einem Wohnhaus schlug der Blitz ein und verletzte einen Mann.
Verspätungen am Düsseldorfer Flughafen
Ausgerechnet am verkehrsreichsten Tag des Jahres musste auch der Flughafen Düsseldorf für knapp eineinhalb Stunden geschlossen werden. Zwei Maschinen wurde nach Köln/Bonn umgeleitet, die anderen kreisten über dem Flughafen und konnten später landen. Wegen des ersten Ferienwochenendes erhielt der Flughafen eine Sondererlaubnis für Starts und Landungen bis spät in die Nacht. "Es kommt heute jeder noch in seinen Urlaub", versicherte ein Sprecher. Einige Flüge verspäteten sich jedoch den Angaben zufolge bis zu zwei Stunden.
Schäden in Millionenhöhe
Allein in Essen haben die Unwetter nach Polizeiangaben einen Gesamtschaden von etwa einer Million Euro verursacht. Insgesamt waren in der Stadt im Ruhrgebiet 200 Keller und Wohnungen überflutet. 400 Einsatzkräfte reichten nicht aus, um die Wasserschäden einzudämmen. Der Emscherdeich drohte an einer Stelle zu brechen, die Feuerwehr kämpfte mit Sandsäcken dagegen an.
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"So etwas haben wir noch nicht gehabt"
Auch in Neuss standen Keller und Straßen unter Wasser, Bäume stürzten um und Kanaldeckel wurden weggespült. "Es war schlimm. So etwas haben wir noch nicht gehabt", sagte ein Sprecher der Polizei in der Nacht zum Samstag. Zwei Taucher waren durch die Wassermassen im Keller einer Realschule eingeschlossen, die die Tauchschule zu Trainingszwecke nutzt. Wegen des Drucks ließen sich die Türen nicht mehr öffnen, die Feuerwehr konnte die beiden aber befreien.
Blitz verletzt Jugendliche auf Zeltplatz
Gleich fünf Jugendliche wurden leicht verletzt, als ein Blitz einen Zeltplatz im pfälzischen Hauenstein traf. Die Verletzten seien zur Kontrolle in verschiedene Krankenhäuser gebracht worden, die meisten hätten die Kliniken aber bereits wieder verlassen, sagte der Leiter der Rettungsleitstelle Landau, Malte Goltz, am Abend. Bei Burg in Rheinland-Pfalz wurden ein 84 Jahre alter Autofahrer und seine 82 Jahre alte Beifahrerin schwer verletzt, als ihr Wagen im heftigen Regen von der Straße abkam. Das Auto prallte gegen eine Weinbergsmauer, überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Die Beifahrerin musste von der Feuerwehr aus dem Wrack geschnitten werden.
Brände in Bayern
In Bayern brachten die Gewitter teils sintflutartige Regenfälle. Blitzeinschläge lösten mehrere Brände aus. Nach Murenabgängen und wegen überfluteter Straßen gab es zudem Verkehrsbehinderungen. Zahlreiche Feuerwehren mussten mit Wasser vollgelaufene Keller und einen Einkaufsmarkt leer pumpen. Unwetter behinderten zudem den S- Bahn-Verkehr im Großraum München. Auch die Bahnstrecken München- Garmisch-Partenkirchen und Murnau-Oberammergau waren betroffen.
Unwetter verlagern sich nach Osten
Auch heute können sich in der schwülen Luft wieder heftige Gewitter entwickeln. Der Schwerpunkt der Unwetter verlagert sich allerdings nach Osten. Betroffen sind Berlin, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, sowie Bayern und Baden-Württemberg. Hier kann es wieder Regengüsse mit Mengen von bis zu 50 Litern pro Stunde und Quadratmeter geben. Keller können vollaufen, es drohen überflutete Straßen, Erdrutsche und Blitzschlag.