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Orang-Utan behandelt sich selbst – Forscher erstaunt


Erster dokumentiert Fall
Menschenaffe greift zum Natur-Heilmittel

Von dpa
03.05.2024Lesedauer: 2 Min.
Ein Blick auf die Wunde Wunde im Gesicht des Orang Utan-Männchens Rakus im Urwald von Suaq Balimbing.Vergrößern des Bildes
Ein Blick auf die Wunde Wunde im Gesicht des Orang Utan-Männchens Rakus im Urwald von Suaq Balimbing. (Quelle: Safruddin)

Ein Orang-Utan wird im Gesicht verletzt. Der Menschenaffe behandelt sich selbst – mit Lianensaft. Forscher sind erstaunt.

Selbsthilfe hat bei einem Orang-Utan in Indonesien offenbar dazu geführt, dass eine Wunde am Kopf heilte. Das Männchen Rakus habe einige Tage nach einer Verletzung, die es im Kampf mit einem Artgenossen erlitten hatte, Blätter einer Liane abgerissen, darauf herumgekaut und den Saft mehrere Minuten lang wiederholt auf die Gesichtswunde aufgetragen, berichten Evolutionsbiologen des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Konstanz im Fachjournal "Scientific Reports.

"Als letzten Schritt bedeckte er die Wunde vollständig mit den zerkauten Blättern", sagt Isabelle Laumer, eine der Autorinnen. Der Menschenaffe wurde am Forschungsstandort Suaq Balimbing, einem geschützten Regenwaldgebiet auf Sumatra, in dem etwa 150 vom Aussterben bedrohte Sumatra-Orang-Utans (Pongo abelii) leben, beobachtet. Als Heilpflanze nahm er eine Liane (Fibraurea tinctoria), die für ihre schmerzstillende und fiebersenkende Wirkung bekannt ist. Sie wird von Menschen zur Behandlung verschiedener Krankheiten wie Malaria eingesetzt.

Rakus ruhte sich während Heilung mehr aus

Das Heilmittel zeigte Wirkung: Es sei bei dem Orang-Utan in den Folgetagen nicht zu einer Wundinfektion kam. Die Wunde habe sich innerhalb von fünf Tagen geschlossen und sei binnen eines Monats vollständig verheilt. "Interessanterweise ruhte Rakus auch mehr als sonst, als er verletzt war. Schlaf wirkt sich positiv auf die Wundheilung aus, da die Wachstumshormonausschüttung, die Proteinsynthese und die Zellteilung im Schlaf gesteigert werden", erklärt Laumer.

Dass Rakus zufällig die Wunde bedeckte, schließen die Forscher aus. "Das Verhalten wurde auch mehrmals wiederholt, nicht nur mit dem Pflanzensaft, sondern später auch mit festerem Pflanzenmaterial, bis die Wunde vollständig bedeckt war. Der gesamte Prozess hat viel Zeit in Anspruch genommen", sagt Laumer.

Bisher war der Studie zufolge nur bekannt, dass Menschenaffen bestimmte Pflanzen zur Behandlung von Parasiteninfektionen zu sich nehmen und Pflanzenmaterial auf ihre Haut reiben, um Muskelkater zu behandeln. Kürzlich sei zudem in Gabun beobachtet worden, wie eine Schimpansengruppe Insekten auf Wunden auftrug.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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