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Berlin | Shahak Sharpira: Bruder in einer Bar zusammengeschlagen worden


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Nach Engagement für Geiseln der Hamas
Angriff auf Bruder von Comedian – "Merkt Euch das Gesicht"


05.02.2024Lesedauer: 5 Min.
Comedian Shahak Shapira bei einem Auftritt (Archivbild): Sein Bruder wurde bei einem Angriff schwer verletzt.Vergrößern des Bildes
Comedian Shahak Shapira bei einem Auftritt (Archivbild): Sein Bruder wurde bei einem Angriff schwer verletzt. (Quelle: Lukas Barth/imago-images-bilder)
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Der jüdische Student Lahav Shapira ist in Berlin in einer Bar angegriffen und krankenhausreif geschlagen worden – mutmaßlich wegen seines Engagements für die Opfer der Hamas an der Freien Universität.

Ein 23-jähriger Student soll laut Angaben der Polizei am Freitagabend einen 30 Jahre alten jüdischen Kommilitonen in einer Bar in Berlin angegriffen haben. Der Tatverdächtige schlug auf sein Opfer ein und trat ihn. Er wurde mit Gesichtsfrakturen ins Krankenhaus gebracht. Sein Bruder, der Comedian Shahak Shapira, machte auf der Plattform X öffentlich, dass das Opfer sein Bruder Lahav ist.

Das 30-jährige Opfer und seine 24 Jahre alte Begleiterin waren den Angaben der Polizei zufolge gegen 23.45 Uhr auf der Brunnenstraße in Berlin-Mitte unterwegs, als sie dort auf einen ihnen bekannten 23-jährigen Mitstudenten getroffen seien. Während Lahav Shapira Jude ist und sich für die Geiseln der terroristischen Hamas einsetzt, vertrete sein Mitstudent pro-palästinische Ansichten und habe diese auch bereits mehrfach in den sozialen Medien vertreten, teilte die Polizei mit.

Doch während die Polizei von einem "Streit" über den Krieg in Gaza spricht, berichtet die Familie des Opfers von einem Übergriff, ohne das es vorher zu einem Konflikt kam. Der Bruder des Opfers ist der bekannte Comedian Shahak Shapira. Er berichtet auf der Plattform X: "Es gab keinerlei politische Debatte. Er wurde vom Angreifer in der Bar erkannt, dieser ist ihm und seiner Begleitung gefolgt, hat sie aggressiv angesprochen und ihm dann unangekündigt ins Gesicht geschlagen."

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Die Mutter des Opfers, Tzipi Lev, äußerte gegenüber dem israelischen Nachrichtenportal Ynet: "Am Freitag saß Lahav mit seiner Freundin in einer Bar. Sie hatte das Gefühl, dass sie ständig jemand ansah, und dann sagte Lahav ihr, dass es jemand war, den er von der Universität kannte, und sah, dass er es war." Als ihr Sohn und seine Begleiterin die Bar verließen, habe die arabischstämmige Person Lahav angegriffen. Tzipi Lev berichtet: "Er schrie ihn an: ,Warum posten Sie Bilder von Entführten?‘ Er war voller Hass."

Die Polizei berichtet, der 23-Jährige habe unvermittelt und mehrfach mit der Faust in das Gesicht des 30-Jährigen geschlagen, sodass dieser zu Boden fiel.

Lahav Shapira: "Schlag von der Seite"

Auch als das Opfer bereits am Boden lag, habe der Angreifer weiter auf ihn eingetreten. Dann sei er zunächst zu Fuß über die Torstraße in Richtung Ackerstraße geflüchtet. Der 30-Jährige erlitt den Angaben zufolge mehrere Brüche im Gesicht, sei aber nicht in Lebensgefahr gewesen.

Das Opfer Lahav Shapira hat sich gegenüber der "Jüdischen Allgemeinen" zum Angriff geäußert: "Er verpasste mir ganz plötzlich einen Schlag von der Seite. Dann noch einen, und ich verlor meine Balance", erinnert er sich. "Als ich versuchte aufzustehen, trat er mir ins Gesicht. Und dann, als ich schließlich aufstand, rannte er vom Ort des Geschehens weg." Er habe den Angreifer als einen Kommilitonen aus der Universität erkannt.

War sein Engagement für die Hamas-Geiseln der Auslöser?

Lahav Shapira engagierte sich seit dem 07. Oktober 2023, dem Übergriff der terroristischen Hamas auf israelische Zivilisten, für die Rückkehr der Entführten und gegen den Terror der Hamas. Er war etwa bei der Studentengruppe "Fridays for Israel" aktiv. Diese hat sich nach ersten antisemitischen Pro-Palästina-Demonstrationen an der Freien Universität Berlin gegründet hatte, um auf die entführten Opfer aufmerksam zu machen und ihre Rückkehr zu fordern.

Im Dezember 2023 kam es zu einer Konfrontation an der Freien Universität: die Hamas-unterstützende Gruppe "FU Students for free Palestine" besetzte einen Hörsaal der Universität, verbreitete dort antisemitische Parolen und verwehrte jüdischen Studierenden den Zutritt. Einer von Ihnen war Lahav Shapira. In Social Media-Posts der Pro-Palästina-Szene wurde Lahav Shapira deshalb bereits mehrfach als "rechts" und "Zionist" gekennzeichnet und im Foto und Video gezeigt: "Merkt Euch das Gesicht."

Clara Nathusius, eine Sprecherin der Gruppe "Fridays for Israel", sagt zu t-online: "Durch die Verbreitung dieser Bilder auf Social Media war Lahav den Pro-Palästina-Aktivisten an der Freien Universität Berlin ein Begriff, deshalb wurde er auch erkannt." Die Gruppe beobachtet außerdem, dass viele jüdische Studierende Angst haben, sich zur Situation in Israel zu äußern: "Sie wollen sich nicht als Juden outen."

Diese Beobachtung teilt Nikolas Lelle, Leiter des Bereichs Antisemitismus der Amadeu Antonio Stiftung: "Wir beobachten schon länger, dass Bilder von Jüdinnen und Juden auf Social Media verbreitet werden, die sich für die Rückkehr der Geiseln und gegen die Hamas einsetzen, um diese einzuschüchtern und ihnen ihre Stimme im Diskurs zu nehmen. Sie werden als rechts und zionistisch markiert. Da schürt eine Gewalttat wie diese natürlich Ängste und muss ordentlich aus ermittelt werden."

Antisemitische Angriffe gegen die Familie Shapira

Lahav und Shahak Shapira sind die Enkel von Amitzur Shapira, dem Leichtathletik-Trainer der israelischen Delegation bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Auch er wurde Opfer antisemitischer Gewalt: Beim Massaker an den israelischen Sportlern durch die Terrororganisation "Schwarzer September" wurde Amitzur Shapira ermordet.

Ermittlungen der Kriminalpolizei zu dem mutmaßlichen Angriff auf Lahav Shapira, dessen Name in der Polizeimeldung nicht genannt wird, ergaben im Anschluss, dass der mutmaßliche Täter in Schöneberg wohnt. Dort wurde er von den Fahndern letztlich angetroffen und seine Wohnung auf Anordnung eines Richters durchsucht. Die Beamten beschlagnahmten sein Handy und andere mögliche Beweismittel.

Eine Sprecherin sagte am Sonntag, dass der Tatverdächtige die Möglichkeit bekomme, sich zu dem Geschehen zu äußern. Die Beamten werten bei ihren Ermittlungen außerdem Beweismittel aus, hieß es. Die weiteren Ermittlungen hat der Staatsschutz des Landeskriminalamtes übernommen.

FU Berlin: "Wir sind tief betroffen"

Die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), Hanna Veiler, hat im Gespräch mit "Zeit Online" besorgt auf die Sicherheit jüdischer Studierender auf deutschen Straßen reagiert. Laut Veiler gäbe es seit Jahren an Universitäten wie der Freien Universität in Berlin und vielen anderen Einrichtungen ein antiisraelisches Klima, das den offenen Antisemitismus fördere.

Schon lange fordern jüdische Organisationen Handeln seitens der Universitätsleitungen, jedoch seien bislang nur wenige öffentliche Stellungnahmen erfolgt. "Universitätsleitungen muss klar sein, dass es in ihrer Verantwortung liegt, der Ausbreitung des Judenhasses an ihren Einrichtungen und unter ihrer Studierendenschaft den Nährboden zu nehmen", so Veiler.

Die Freie Universität Berlin schrieb auf X zu dem Vorfall: "Wir sind tief betroffen. Die Freie Universität Berlin steht für Offenheit und Toleranz und distanziert sich von jeglicher Form von Hetze und Gewalt." Am Montag veröffentlichte die Universität eine ausführlichere Stellungnahme, in der der "brutale Angriff auf ein Mitglied der Universität" verurteilt wird. Darüber hinaus äußerte sich die Freie Universität Berlin auf Anfrage von t-online nicht.

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