Polizei geht von "Beziehungstat" aus Teenager ersticht Mitschülerin – vorher hatte sie ihn angezeigt
Großeinsatz in Baden-Württemberg: Eine Schülerin wurde bei einer Gewalttat in der Schule getötet, ein 18-Jähriger ist festgenommen worden.
In einer Schule in St. Leon-Rot (Baden-Württemberg) hat ein Schüler am Donnerstagmorgen eine 18 Jahre alte Schülerin getötet. Dem Regionalsender Rhein-Neckar Fernsehen zufolge soll er sie mit einem Messer erstochen haben. Der Notruf ging um 10.19 Uhr bei der Polizei ein. Reanimationsversuche noch am Tatort scheiterten.
Nach derzeitigem Stand gehe die Polizei von einer Beziehungstat aus, teilten die Beamten t-online mit. "Das Opfer wurde gezielt vom Täter angegangen", zitierte der "Focus" einen Polizeisprecher. Bereits im November 2023 hatte die junge Frau nach Angaben der Ermittler Strafanzeige gegen den Tatverdächtigen wegen körperlicher Gewalt erstattet.
Was "Beziehungstat" genau bedeutet, bleibt indes offen. Die Polizei nennt keine Einzelheiten zum Motiv. Warum der Begriff stark umstritten ist, lesen Sie hier.
Verdächtiger nach zweieinhalbstündiger Flucht gefasst
Der Verdächtige, ein 18-jähriger Schüler, ergriff zunächst die Flucht, er fuhr in einem Fahrzeug davon. Zweieinhalb Stunden lang suchte ihn die Polizei, auch ein Hubschrauber war im Einsatz. Dann gelang die Festnahme: Der Teenager hatte im niedersächsischen Seesen einen Unfall gebaut.
Die Staatsanwaltschaft will am Freitag beim zuständigen Amtsgericht Heidelberg einen Haftbefehl gegen den Beschuldigten erwirken. Die Ermittlungen insbesondere zum konkreten Tathergang und den Hintergründen der Tat dauern den Beamten zufolge an.
Schülerinnen und Schüler wurden an einer Sammelstelle betreut. Notfallseelsorger waren vor Ort im Einsatz.
Das betroffene Gymnasium wurde 1998 als Privatgymnasium Leimen mit einer Elterninitiative gegründet. Derzeit werden nach Angaben der Schule dort 685 Schüler von 85 Lehrkräften unterrichtet.
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl hat den Angehörigen der getöteten Schülerin sein Beileid bekundet: "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und Freunden der verstorbenen Schülerin. Ihr Leid muss unermesslich sein", sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Überall Blaulicht, Straßen abgesperrt
Sankt Leon-Rot ist ein kleiner Ort: Rund 14.000 Einwohner, ein Golfclub, ein See, es gibt drei Fußballvereine und ein großes Straßenfest. Die Gewalttat in dem modernen Schulgebäude erschüttere die kleine Gemeinde nahe Heidelberg, berichtete die Nachrichtenagentur dpa. Verunsicherte Bürger hätten sich vor dem Rathaus versammelt. Überall habe Blaulicht in dem Örtchen geflackert, Straßen seien abgesperrt worden.
Die Tat erinnert an eine andere Gewalttat: Im vergangenen November hatte ein 15 Jahre alter Schüler einen Gleichaltrigen in einer sonderpädagogischen Schule in Offenburg erschossen. Der Angriff hatte sich nach Polizeiangaben in der 9. Klasse des Tatverdächtigen abgespielt. Der 15-jährige Schüler war demnach in sein Klassenzimmer gekommen und hatte seinem Mitschüler mit einer Handfeuerwaffe in den Hinterkopf geschossen.
Hinweis: Falls Sie von häuslicher Gewalt betroffen sind oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.
- Nachrichtenagentur dpa
- Telefonat mit der Polizei
- presseportal.de: Mitteilungen der Polizei Mannheim vom 25. Januar 2024
- rnf.de: "Sondersendung zur Gewalttat an einem Privatgymnasium in St. Leon-Rot"
- focus.de: "18-Jährige an Schule getötet: 'Opfer wurde gezielt vom Täter angegangen'"