Problematische Tiernamen Ein nach Hitler benannter Käfer darf nicht umbenannt werden
Ein brauner Käfer wurde in den 1930er-Jahren nach Adolf Hitler benannt. Nun wird das für das Tier zum Problem und die Wissenschaft streitet.
Sollen Tiere mit anstößigen biologischen Namen neu benannt werden können oder nicht? Diese Debatte beschäftigt Wissenschaftler und im Mittelpunkt steht ein kleiner Käfer namens Anophthalmus hitleri, schreibt die "New York Times" (NYT).
Anophthalmus hitleri bezeichnet einen seltenen, bernsteinfarbenen Käfer, der in einigen feuchten Höhlen in Zentralslowenien lebt. Der Gattungsname Anophthalmus deute darauf hin, dass der Käfer, wie andere Höhlenkäfer auch, in ständiger Dunkelheit lebe und deshalb keine Augen hat, schreibt die "NYT". Den Artnamen hitleri habe ein österreichischer Insektensammler dem Käfer im Jahr 1937 gegeben – als Hommage an Adolf Hitler.
Mittlerweile wird der Name für den Käfer zunehmend zu einem Problem. Unter Neonazis gilt er als beliebtes Sammelobjekt, das laut "NYT" für bis zu 2.000 US-Dollar pro Stück gehandelt wird.
Unsensible Namen sollen dennoch nicht geändert werden
Geändert wird der Name aller Voraussicht nach in näherer Zukunft dennoch nicht. Laut der zoologischen Nomenklatur ist der gültige Name eines Organismus derjenige, der zuerst verwendet wurde. Eine Änderung sei nur unter extremen Umständen vorgesehen, die mit der Entwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse zusammenhängen. Unsensible Namen fallen nicht darunter.
Einige Wissenschaftler fordern die Streichung problematischer Namen dennoch. Dazu gehört laut "NYT" beispielsweise Hypopta mussolinii, eine libysche Motte, die nach dem italienischen Diktator Benito Mussolini benannt ist oder eine australische Blumenart namens Hibbertia. Namensgeber war George Hibbert, der durch den transatlantischen Sklavenhandel reich wurde.
Der Streit über Namensänderungen dürfte allerdings noch etwas anhalten. Im Januar erklärte die Internationale Kommission für zoologische Nomenklatur, dass sie die Umbenennungen aus ethischen Gründen nicht in Betracht ziehen würde. Solche Änderungen würden die Stabilität wissenschaftlichen Namensgebung untergraben.
- academic.oup.com: "Renaming taxa on ethical grounds threatens nomenclatural stability and scientific communication: Communication from the International Commission on Zoological Nomenclature" (englisch)
- nytimes.com: "What to Do With a Bug Named Hitler?" (englisch, kostenpflichtig)