Überraschendes Gutachten soll Ofarim entlasten Trug der Musiker doch eine Davidstern-Kette im Hotel?
Hat der Musiker Gil Ofarim gelogen oder wurde er doch antisemitisch angegangen? In dem Prozess könnte es nun zu einer Wendung kommen.
Der Prozess gegen Gil Ofarim wird am heutigen Dienstag in Leipzig fortgesetzt – und es könnte eine Überraschung in der Luft liegen. Denn: Es soll ein Gutachten existieren, das Ofarim entlastet, wie der "Focus" schreibt.
Ofarim hatte einem Mitarbeiter des Leipziger Hotes Westin vorgeworfen, ihn im Oktober 2021 antisemitisch angegangen zu haben.
Gutachter: Ofarim könnte Ketten getragen haben
Unter anderem soll er den jüdischen Musiker aufgefordert haben, seine Davidstern-Kette wegzupacken. Aufnahmen einer Überwachungskamera sollen allerdings zeigen, dass Ofarim die Kette nicht getragen habe. Nun steht Ofarim selbst wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung vor Gericht.
In Auftrag gegeben hatte das Gutachten, um das es nun geht, Ofarims Verteidiger Tido Oliver Hokema. Es stammt von Experten des Instituts für forensisches Sachverständigenwesen (IfoSA) in München. Das Schriftstück soll zeigen, dass Ofarim die Kette zumindest getragen haben könnte. Grundlage dafür seien Lichtreflexe, die in einigen Standbildern an Ofarmis Brust zu sehen seien.
Experten uneins: Ein möglicherweise entscheidender Unterschied
Die Experten aus München gehen damit in Opposition zu dem Gutachten des Digitalexperten Dirk Labudde. Der hatte auf über 150 Seiten erklärt, warum Ofarim in seinen Augen keine Kette mit Davidstern auf den Überwachungsbildern zu erkennen gewesen sei.
Ein möglicherweise entscheidender Unterschied zwischen den Gutachten: Labudde hatte für seine Analyse nicht nur die Videobänder der Überwachungskamera analysiert, sondern die von Ofarim beschriebene Situation auch nachgestellt – inklusive eines Polizisten in Ofarims Kleidung und ähnlicher Lichtverhältnisse.
Die Münchner Experten hingegen geben laut "Focus" an, ihre Analyse sei "rein visuell" – also ausschließlich auf Basis der Bilder entstanden.
Gutachten liegt Gericht vor
Das Gutachten, das Ofarim nun also entlasten soll, liegt auch dem Landgericht Leipzig vor, wie ein Sprecher nach "Focus"-Angaben bestätigt. Ob es für den Prozess relevant werde, sei noch unklar. Eine Vernehmung der Münchner Experten sei bisher nicht vorgesehen – das könne sich aber "jede Sekunde" ändern.
Der Prozess gegen Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung wird heute fortgesetzt. Das Urteil soll am 7. Dezember fallen.
- focus.de: "Prozess-Sensation: Geheimes Gutachten entlastet Ofarim" vom 28. November 2023
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Recherche