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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Sie will weitere Kinder rekrutieren Bericht: 13-Jährige wird Sekten-Führerin
Der rechtsextreme QAnon-Kult predigt Verschwörungstheorien und glaubt an die Rückkehr des früheren Präsidenten Kennedy. Ein 13-jähriges Mädchen soll neue Anführerin sein.
Die rechtsextreme QAnon-Bewegung hat eine neue, ungewöhnliche Führungsfigur. Bei dem Kult, der sich seit 2017 in den USA verbreitet und durch krude Ideologien und Verschwörungstheorien bekannt ist, soll seit Kurzem ein 13-jähriges Mädchen an der Spitze stehen.
Der ehemalige Anführer des Kults, Michael P., war im Juni gestorben. Im Geheimen scheint er seine Nachfolge vorbereitet zu haben. Die Führung hat eine Person übernommen, die lediglich unter dem Pseudonym "Tiny Teflon" auftritt. Dabei soll es sich um ein 13-jähriges Mädchen handeln, wie das US-amerikanische Onlinemagazin "Vice" berichtet.
Die Hoffnung vieler Kritiker, dass mit dem Tod des früheren Anführers der Kult beendet sein könnte, scheint sich demnach nicht zu bestätigen. Er soll "Tiny Teflon" bereits vor Monaten zur Administratorin seines Haupt-Telegram-Kanals ernannt haben. Darüber wendet sie sich nun an seine Follower.
Zu den Überzeugungen der QAnon-Anhänger zählt, dass der 1963 erschossene Ex-US-Präsident John F. Kennedy sowie sein ebenfalls bereits verstorbener Sohn John F. Kennedy Jr. noch am Leben sind und dass es eine geheime Elite gibt, die einen internationalen Kinderhandel-Ring betreibt, den der Ex-Präsident Donald Trump zu bekämpfen versucht.
"JFK noch am Leben"
Michael P. erregte größeres Aufsehen, als er 2021 rund tausend Menschen dazu brachte, sich im Dealey Plaza in Dallas – der Ort, an dem Kennedy erschossen wurde – zu versammeln und auf die Rückkehr des Ex-Präsidenten zu warten. Als dieses Ereignis nicht eintraf, behauptete er, eine Art Prophet zu sein, der in die Zukunft gucken könne und gegen Pädophilie vorgehen wolle. Er ließ sie zudem für seine monatelangen Reisen quer durch die USA aufkommen. Viele investierten ihr gesamtes Vermögen in die Sekte und verließen ihre Familien für immer.
"Tiny Teflon" besitzt auch einen eigenen Telegram-Kanal, um mit den Anhängern zu kommunizieren. Dieser werde vermutlich von ihrer Mutter mitgeführt, die ebenfalls Mitglied im QAnon-Kult ist, schreibt "Vice". Dort veranstalte sie nun regelmäßig Livestreams. Dabei soll sie bereits ankündigt haben, noch weitere Kinder für die Sekte rekrutieren zu wollen. Ihnen wolle sie Gematrie – ein hebräisches Codierungssystem, bei dem Buchstaben bestimmte Zahlen zugeordnet werden – beibringen, um so verschlüsselte Weltgeschehnisse zu verstehen. "Das würde so viel Spaß machen", sagte sie.
Beobachter sind besorgt
Während viele User im Telegram-Kanal bewundernd auf ihr Vorhaben reagieren und zum Teil sogar ihre eigenen Kinder für die Teilnahme vorschlagen, sind Open-Source-Forscher äußerst besorgt. Unter dem Pseudonym "Karma" beobachtet einer von ihnen die Sekte seit einiger Zeit und zeigt sich besorgt über die aktuellen Entwicklungen.
"Ich glaube, es ist noch zu früh, um zu sehen, wie sie sich in die Gruppendynamik einfügt, aber es ist definitiv etwas, das ich genau im Auge behalten werde", sagte die Person "Vice". Es sei "widerlich und beunruhigend", ein Kind als Aushängeschild und Sprachrohr der Sekte zu benutzen.
- vice.com: "A 13-Year-Old Girl Is Apparently The New Leader Of the JFK-QAnon Cult"