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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vermisstes Unterseeboot "Keine Behörde hat das U-Boot genehmigt"
Das Unterseeboot "Titan" des Unternehmens OceanGate ist auf dem Weg zum Wrack der "Titanic" verschollen. Überprüft wurde es von keiner staatlichen Aufsichtsbehörde.
In 3.800 Metern Tiefe liegt das Wrack der "Titanic". Seit es im Jahr 1985 entdeckt wurde, zogen die Überreste des Schiffs immer wieder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, die das gesunkene Schiff untersuchen wollen.
Aber auch Privatpersonen können sich der Faszination des legendären Schiffs nicht entziehen. Für alle mit einem besonders großen Geldbeutel bietet das US-amerikanische Unternehmen OceanGate Expeditionen zur Ruhestätte des Schiffs auf dem Grund des Atlantischen Ozeans an.
Diese privaten Expeditionen lässt sich Oceangate einiges kosten. Für acht Tage zahlen Kundinnen und Kunden 250.000 US-Dollar (228.000 Euro). Zum Wrack tauchen sie mit dem experimentellen Unterseeboot "Titan". Wie sicher ist das Tauchboot? Was kann es? Und warum glaubt ein Journalist, es brauche "nicht viel Geschick", um es zu steuern?
"Titan"-Unterseeboot: So viel Platz wie in einem Minivan
Das experimentelle Tauchboot ist 6,70 Meter lang, 2,80 Meter breit und 2,50 Meter hoch. Rein technisch ist die "Titan" kein U-Boot, weil es nicht aus eigener Kraft in Häfen ein- und ausfährt. Der CBS-Journalist David Pogue fuhr im vergangenen Jahr mit der "Titan" zum Titanic-Wrack. "Im Inneren des Boots hat man etwa so viel Platz wie in einem Minivan", erklärte Pogue damals.
Vier mit Strom betriebene Unterwasserstrahlruder treiben das Unterseeboot an. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt dabei drei Knoten, also etwa 5,5 Kilometer pro Stunde. Als maximale Tauchtiefe gibt das Unternehmen Ocean 4.000 Meter an – das Wrack der Titanic liegt in 3.800 Metern Tiefe.
"Dafür braucht man nicht viel Geschick"
Der CBS-Journalist David Pogue reiste im Jahr 2022 mit Oceangate zum Wrack der Titanic, um eine Gruppe Titanic-Begeisterter zu begleiten. Vor dem Start der Expedition habe er eine Erklärung unterzeichnen müssen, in der er versichert, mit den damit verbundenen Risiken einverstanden zu sein. Unter anderem sei in der Erklärung die Rede davon gewesen, dass die "Titan" ein "experimentelles" Schiff sei, das von "keiner Aufsichtsbehörde genehmigt wurde".
Der Kapitän des Tauchboots steuert die "Titan" mit einem umgebauten Controller, der sonst für Videospiele genutzt wird. Außerdem könne man das Gefährt mit einem Knopf dazu bringen, aufzutauchen, erklärt Oceangate-CEO Stockton Rush im Gespräch mit David Pogue. "Das funktioniert wie ein Aufzug. Dafür braucht man nicht viel Geschick".
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In seinem Bericht äußert David Pogue außerdem Bedenken über die Bauweise der "Titan": "Mir ist aufgefallen, dass viele Teile des U-Boots improvisiert zu sein scheinen", sagt der CBS-Journalist. "Viele Komponenten wirken wie normale Bauteile von der Stange".
Wie sicher die "Titan" wirklich ist, kann aufgrund der fehlenden Beurteilung durch staatliche Behörden nicht abschließend geklärt werden. Das Verschwinden des Bootes ist jedoch der erste größere Zwischenfall, seit das Tauchboot im Jahr 2019 in Betrieb genommen wurde. Lesen Sie hier, wie die Chancen zur Rettung des U-Bootes stehen.
- nypost.com: "Inside the missing submarine that explores the Titanic — each ticket worth $250K" (englisch)
- edition.cnn.com: "A search and rescue operation is underway for a submersible touring the wreckage of the Titanic" (englisch)
- oceangate.com: "Titan" (englisch)
- forbes.com: "Here's What We Know About OceanGate's Sub That Tours Titanic—Using 1 Button" (englisch)
- cbsnews.com: "David Pogue" (englisch)
- youtube.com: "A visit to RMS Titanic" (englisch)
- dailymail.co.uk: "'This experimental vessel has not been approved by any regulatory body': The waiver 'Titaniacs' need to sign before embarking on $250,000 deep sea trip to view the wreckage of the Titanic that could 'result in physical injury, emotional trauma or death" (englisch)